Ein Fest für die Lebenden

Straßenfest des „do it yourself“ am internationalen Drogentotengedenktag.
BLUDENZ Unter dem Motto „Jeder Mensch hinterlässt seinen Fußabdruck auf dieser Welt“ fand am Dienstag in Bludenz ein Straßenfest zum internationalen Drogentotengedenktag statt. Veranstaltet wurde es von der Drogenberatungsstelle „do it yourself“. Dabei wurde ein liebevoll gestaltetes Album mit Fotos und Todesanzeigen der verstorbenen Klienten der vergangenen Jahre präsentiert. Im Cafébereich der Beratungsstelle wurde zudem mit farblich unterschiedlichen Fußabdrucken, auf denen die Namen der Verstorbenen eingetragen waren, auf besondere Weise das Motto der Veranstaltung in Szene gesetzt.
Suchtverhalten reflektieren
Seit 22 Jahren wird dieser Gedenktag gefeiert, initiiert von der Mutter eines an den Folgen seines Drogenkonsums verstorbenen jungen Mannes in Deutschland. „Dieser Gedenktag soll die einzelnen Schicksale in den Vordergrund stellen und nicht nur die Verstorbenen in einer Statistik des Suchtberichts zusammenfassen. Er soll außerdem daran erinnern, dass Todesfälle durch eine humane Drogenpolitik verhindert werden könnten. Beispiele dafür sind Drogenkonsumräume und die Weiterentwicklung der Substitutionstherapie“, erklärte Milena Rainalter, Mitarbeiterin der Beratungsstelle. Ein bewusster Umgang mit Drogen und eine Reflexion des eigenen Suchtverhaltens solle erreicht werden.
Ein wichtiger Aufgabenbereich im „do it yourself“ ist die Präventionsarbeit. Karin Pfister, Obfrau des Vereins, erläutert: „Die Primärprävention bezeichnet die flächendeckende Vorbeugung, dafür bieten wir Schnitzeljagden für Schulen und unter anderem verschiedenste Vorträge an. Der zweite Bereich betrifft die zielgruppenspezifische Prävention. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen in Form von Streetwork Jugendlichen und jungen Erwachsenen unser Angebot näher und erleichtern somit die Inanspruchnahme einer Hilfestellung. Unsere Beratungen sind anonym, kostenlos, freiwillig und niederschwellig. Das bedeutet, dass es keine Voraussetzungen braucht, um das Angebot in Anspruch nehmen zu können. Wir beraten aber auch Angehörige gerne. Die Tertiärprävention wiederum ist als Schadensminimierung zu sehen, indem Menschen, welche bereits eine Suchtproblematik aufweisen, Unterstützung erfahren.“
Mehr psychische Erkrankungen
Der internationale Drogentotengedenktag werde in der Beratungsstelle auf jeweils unterschiedliche Art gefeiert, merkte Pfister erläuternd an. Heuer wurde erstmals ein großes und buntes Straßenfest veranstaltet. Karin Pfister stimmte zu Beginn alle Teilnehmer auf eine berührende Schweigeminute ein: „Der Tod ist leider immer noch ein weitgehend verdrängtes Thema. Bei uns kennen sich alle Klienten, es herrscht eine recht familiäre Atmosphäre. Es ist aber auch sehr wichtig, sich als Gruppe an die Toten zu erinnern“, betonte sie. Während der Covid19-Krise habe sich der Konsum von Drogen intensiviert, es gab viele Rückfälle, und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Psychosen seien bei den Klienten signifikant gestiegen. Dennoch wurde an diesem Gedenktag das Leben ausgiebig gefeiert, aber: „Jeder Drogentote ist einer zu viel“, gab Milena Rainalter zu bedenken. BI
„Dieser Gedenktag soll vor allem die einzelnen Schicksale in den Vordergrund stellen.“
