Negative Auswirkungen von MS werden überschätzt

Gesund / 28.05.2021 • 11:30 Uhr
Der Welt-MS-Tag soll das Bewusstsein für die häufigste neurologische Erkrankung im jungen Erwachsenenalter schärfen.
Der Welt-MS-Tag soll das Bewusstsein für die häufigste neurologische Erkrankung im jungen Erwachsenenalter schärfen.

Wien Rund 13.500 Menschen sind in Österreich von Multipler Sklerose (MS) betroffen, 450 Neudiagnosen kommen jährlich hinzu. Die Therapien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Es gibt „mittlerweile über alle Phasen der MS Behandlungsmöglichkeiten“, sagt der Neurologe Christian Enzinger bei einem Pressegespräch von Novartis anlässlich des Welt-MS-Tags am 30. Mai. Eine von der Pharmafirma beauftragte Umfrage zeigt aber, dass die Auswirkungen für die Betroffenen noch überschätzt werden.

Drei von fünf Österreichern zwischen 14 und 75 denken demnach, dass Menschen mit MS früher oder später im Rollstuhl landen. Das sei keinesfalls richtig, unterstreicht Enzinger, Professor an der Universitätsklinik für Neurologie der Med-Uni Graz. „Es wird leider immer noch das Schreckgespenst Rollstuhl unweigerlich mit MS in Verbindung gebracht“. Die größeren Einschränkungen im Privatleben würden jedoch oftmals durch den Umgang mit der Erkrankung und Stigmatisierung einhergehen, erläutert er.

„Ich kann alles machen“, sagt die Tirolerin Nina Schrott, die vor fünf Jahren im Alter von 17 Jahren die Diagnose erhalten hatte. Sie könne wandern, Rad fahren, Ski fahren, „aber manche Tage halt nur zwei Stunden und meine gesunden Freunde fünf“. Erstsymptome waren eine rechtsseitige Gesichtslähmung und ein pelziges Gefühl im Mund. Beim zweiten und dritten Schub kamen Sehstörungen hinzu. Von den zehn bis 15 Schüben während der längeren Suche nach dem richtigen Medikament seien auf der rechten Körperseite minimale Einschränkungen geblieben. Mit guter Begleitung in der Therapie gelinge es, die „Erwerbsfähigkeit häufiger zu erhalten, als zu erwarten“, ergänzt der Mediziner. Die Verlaufsformen seien jedoch sehr unterschiedlich, er spricht von einer „Erkrankung der tausend Gesichter“.