Ansprüche

Dialog zwischen Freunden: Der eine Freund fragte beim anderen Freund an, ob er ihm wohl seine Katze versorgen würde. Eine Woche Urlaub war angesagt. Während dieser Zeit wollte die etwas exzentrische Samtpfote betreut werden. Sie sollte auch ohne Herrchen im Haus nicht darben müssen. Morgens das Futter hinstellen und die Mietze hinauslassen, abends wieder den Napf auffüllen und den Stubentiger hineinlassen. So lauteten die Anweisungen. Natürlich würde der eine Freund dem anderen Freund diesen Gefallen tun. Allerdings befand sich das Ziel nicht eben ums Eck, was bedeutete, zweimal täglich das Auto zu bemühen. Und das bei diesen Spritpreisen, aber versprochen war versprochen, und so erledigte der Freund brav und ohne Murren seine ihm zugeteilte Aufgabe.

Der Stubentiger lohnte es ihm, indem er zutraulicher wurde. Bei vorherigen Besuchen hatte ihn die Katze beharrlich ignoriert. Jetzt wusste sie seine Anwesenheit zu schätzen. Auch der Freund wollte sich ob des Aufwands erkenntlich zeigen. „Du bekommst eine Kiste Bier“, versprach er. Die Antwort seines Gegenübers kam prompt: „Ein Kanister Diesel wäre mir lieber.“ So ändern sich die Ansprüche. Es ließe sich vortrefflich über diese kleine Episode herzlichst lachen, wenn der Hintergrund nicht so fatal ernst wäre. Ich habe mir trotzdem erlaubt, sie mit einem Schmunzeln zu quittieren.