Eine wichtige Stütze

Gesund / 10.06.2022 • 10:35 Uhr

Beratung, Selbsthilfe und Vertretung der Interessen von Angehörigen nach außen.

Bregenz HPE: drei Buchstaben, die vielen vielleicht nicht viel sagen, für andere aber eine wichtige Stütze sein können. Die Abkürzung steht nämlich für „Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter“. Das Angebot gibt es österreichweit, in Vorarlberg ist es seit 1997 etabliert. „Im Herbst begehen wir das 25-Jahr-Jubiläum“, ergänzt Stefan Riedmann. Seit November 2021 ist er Obmann von HPE Vorarlberg. Riedmann spricht von einer herausfordernden Tätigkeit, denn noch immer sind psychische Erkrankungen mit einem Stigma behaftet. „Dabei ist jeder Fünfte irgendwann einmal in seinem Leben mit einer psychischen Krankheit konfrontiert“, verdeutlicht er die Notwendigkeit, den Mantel des Tabus von diesen Leiden zu nehmen, dernicht nur Betroffene belastet. Gleiches gilt für Angehörige. Sie bestmöglich zu begleiten, ist ein weiteres vorrangiges Anliegen von HPE. Die VN unterstützen die Bemühungen im Rahmen einer Kurzserie. Die Gründung von HPE in Vorarlberg geht auf den Zusammenschluss von Eltern von psychisch Erkrankten zurück. Sich gegenseitig helfen und austauschen stand im Vordergrund. „Angehörige sind Verwandte und gute Freunde einer Person. Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Mission gemacht hat, die Lebensqualität von Angehörigen psychisch Erkrankter zu verbessern. Dahinter stecken die Grundpfeiler Beratung, Selbsthilfe und Vertretung der Interessen von Angehörigen nach außen“, erklärt Stefan Riedmann.

Neben einer umfänglichen Beratungstätigkeit, die telefonisch, per Video oder online abgewickelt wird, sind inzwischen auch verschiedenste Projekte und Veranstaltungen entstanden. So leistet HPE unter anderem gemeinsam mit pro mente Aufklärungsarbeit an Höheren Schulen. „Betroffene, Angehörige und Fachpersonen stehen einen Vormittag lang in der Klasse und besprechen das Thema mit den Schülern“, erklärt Riedmann. Das Interesse der Jugendlichen ist groß. „Speziell in der Coronazeit war die Resonanz groß, zumal es auch eine hohe Betroffenheit gab“, berichtet Riedmann, der am Sacré Coeur Riedenburg Mathematik und Psychologie unterrichtet. Eine weitere Zielgruppe von HPE sind Polizeischüler.

Daneben organisiert HPE sogenannte Trialog-Veranstaltungen. Dabei geht es darum, psychische Erkrankungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu besprechen. Außerdem wurde die Selbsthilfegruppe reaktiviert sowie eine neue Webseite gestaltet. „Ab sofort ist 24 Stunden immer jemand erreichbar“, fügt der Obmann an. Ein Vorhaben, das Stefan Riedmann gerne bis im Herbst umsetzen würde, ist die Einrichtung einer Beratungsstelle. „Das wäre ein kleiner, aber wichtiger Schritt.“

Gehört und wahrgenommen

Das soziale Netzwerk und fachliche Angebot im Land beschreibt der HPE-Obmann als gut. Auch HPE sieht er darin fest verankert. „Wir werden gehört und wahrgenommen“, verweist Riedmann auf die Präsenz im Psychiatriebeirat des Landes. Was er ebenfalls positiv erwähnt: „Es wird anerkannt, dass auch Angehörige von psychisch Erkrankten Experten sind.“ Stabile Angehörige hätten eine wichtige Funktion in der Gesundung der Patienten, unterstreicht Riedmann. Er bedauert, dass oft noch sehr viel Energie dafür verwendet wird, eine Situation zu verheimlichen, was letztlich in einem jahrelangen Leidensweg mündet. VN-MM

„Es wird anerkannt, dass auch Angehörige von psychisch Erkrankten Experten sind.“

Lesen Sie im nächsten Teil: Selbsthilfegruppe und Trialog