Liebevoll und professionell

Die Pflege von Kindern im Krankenhaus ist eine sehr umfassende Beschäftigung.
feldkirch Das Video ging unter die Haut. Es zeigte Matje, einen in der 31. Schwangerschaftswoche mit nur 1600 Gramm geborenen Buben, wie er von einer Intensivpflegefachkraft liebevoll für den Transfer vom Inkubator zum Vater vorbereitet wird. Sie berührt ihn sanft, spricht mit ihm, ihre Hand liegt beruhigend auf dem kleinen Körper. Matje ist wach und blickt interessiert, während ihn die auf solche Fälle spezialisierte Gesundheits- und Krankenpflegerin vorsichtig in ein Tuch wickelt und dann dem Vater auf die Brust legt. Haut auf Haut, so wie es die Kleinsten mögen und brauchen. „Oft zeigen Eltern Berührungsängste, weil die Kinder so klein und zart sind. Deshalb ist es wichtig, sie möglichst umfassend in die Betreuung einzubeziehen, um Ängste und Sorgen abzubauen“, erklärte Angelika Gerhalter vom LKH Bregenz, die dort seit zwölf Jahren auf der Frühgeburtenstation arbeitet. Sie betonte die Bedeutung einer entwicklungsfördernden und familienorientierten Pflege gerade in diesem Bereich. Die Herausforderung bestehe darin, sie im Klinikalltag umzusetzen.
Die Farbe Lila
Für einmal stand ausschließlich die Pflege im Mittelpunkt. In diesem Fall war es jene, die Kindern und Jugendlichen zugutekommt. „Das Format ist besonders für die Pflege eine große Chance, den Beruf als eigenständige Profession in der Öffentlichkeit darzustellen“, eröffnete Claudia Mathis, stellvertretende Pflegedirektorin am LKH Feldkirch, den Med-Konkret-Abend. Kurz skizzierte sie außerdem den Werdegang ihrer Kollegen. Angelika Gerhalter arbeitet seit zwölf Jahren auf der Neonatologie im LKH Bregenz, Gerhard Aspalter ist seit 21 Jahren im LKH Feldkirch im Fachgebiet der Kinderintensivpflege tätig. Die Farbe der Frühgeburten ist Lila. „Sie soll darauf hinweisen, dass diese kleinen Kämpfer eine besondere Umgebung brauchen“, erläuterte Angelika Gerhalter.
Jedes zehnte Kind ist eine Frühgeburt, das heißt, es kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Mittlerweile haben schon Frühchen mit einem Geburtsgewicht von 400 Gramm eine reelle Chance zu Überleben. „Dafür braucht es eine gute und enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und Professionen“, verdeutlichte Gerhard Aspalter. Dazu zählt vorrangig die Geburtshilfe, im Notfall aber auch die Chirurgie. Anhand von Bildern zeigte der Kinderintensivpfleger, was es an Räumlichkeiten und Gerätschaften braucht, um kleine Leben zu retten. So ist etwa der Erstversorgungsraum für Frühgeborene vergleichbar mit einem Schockraum für Erwachsene. Ist eine Verlegung in ein Perinatalzentrum erforderlich, wird ein Frühgeborenentransport angefordert. Aspalter: „Der kann per Rettungsauto, Helikopter oder Jet erfolgen.“ Immer jedoch braucht es eine gute Vorbereitung, die das Pflegepersonal übernimmt.
Engmaschige Überwachung
Der Inkubator ist die erste kleine Wohnung für ein Frühgeborenes. Dort wird es engmaschig überwacht. Was die Beatmung bei ganz Kleinen betrifft, geht der Trend laut Aspalter weg von einer intensiven hin zu einer unterstützenden. „Wir versuchen trotz der Technik eine gewisse Normalität in den Spitalsalltag zu bringen“, bekräftigten Gerhalter und Aspalter. Deshalb sind Eltern immer willkommen. Früher wurden sie quasi ausgesperrt, um das Frühgeborene zu schützen. „Heute weiß man, dass die Anwesenheit der Eltern für die Kleinen besser ist.“ Das erfordere sehr viel Information, sehr viele Gespräche und Interpretationen. Für die Eltern wird auch ein Tagebuch über die Entwicklung ihres Kindes angelegt. Die Idee stammt aus der Erwachsenenpflege und wurde an die Bedürfnisse der Neonatologie angepasst. „Ein solches Tagebuch zu führen und Fotos zu machen ist zwar zeitaufwendig, aber es wird von Eltern sehr wertgeschätzt“, weiß Angelika Gerhalter.
Die Kinder- und Jugendheilkunde umfasst viele Krankheitsbilder. Häufig sind Atemwegs- und Lungenerkrankungen. Dazu kommen respiratorische Infekte, Unfälle und chronische Erkrankungen. Eine wichtige Unterstützung ist die Mobile Kinderkrankenpflege, die für einen guten Übergang vom stationären Aufenthalt nach Hause sorgt.