Vorarlberger Maturanten bauten Mini-EKG als Diplomarbeit

Gesund / 05.06.2024 • 08:00 Uhr
Heartchart Mini-EKG
Moritz Burtscher und Faruk Alici arbeiten gemeinsam mit Simon Köck an der Serienreife ihres EKG für den Eigenbedarf. VN/Rauch

Derzeit sind die Schüler der HAK Feldkirch dran, den Prototypen serienreif weiterzuentwickeln. Der Gesundheitsminister zeigte sich bereits begeistert.

Feldkirch Angefangen hat es vor einem Jahr damit, dass bei Simon Köck der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung aufkam. Parallel dazu war es Zeit, sich Gedanken über die Diplomarbeit zur Matura zu machen. “Da ist der Simon auf uns zugekommen und hat gesagt ‘ich muss jedes Mal stundenlang warten, bis ich ein normales EKG abnehmen kann'”, erinnert sich Faruk Alici. Das Projekt war geboren: Ein einfaches EKG für den Eigengebrauch.

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Der Dritte im Bunde ist Moritz Burtscher, der sich der Hardware annahm. Die Idee war, ein einfaches EKG zu entwerfen, das per App ausgelesen wird. Dass es nicht einfach sein würde, war ihnen von Anfang an klar. “Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass wir das tatsächlich auf die Beine stellen”, räumt Moritz ein.

Heartchart Mini-EKG
Derzeit steckt im Prototyp Material im Wert von 100 Euro.

Möglich wurde es dann doch. Einerseits fanden die drei verständliche Quellen, die in die Analyse detailliert eingehen. Andererseits stand ihnen der Samariterbund Feldkirch mit medizinischem Wissen zur Seite. Diesem war es auch zu verdanken, dass der Prototyp durch den Vergleich mit einem “echten” EKG sinnvoll getestet werden konnte. Und die Maturanten fingen mit kleinen Brötchen an: Zwölf Ableitungen kennt ein medizinisches EKG, ihr Prototyp analysiert nur die dritte Ableitung. “Dafür braucht man nur drei Elektroden, das ist für den Laien noch machbar”, erklärt Moritz. “So können wir etwa Dinge auf der Herzvorderwand gut erkennen, jene auf der Herzrückwand oder auf der linken Seite jedoch nicht.” Dies würde reichen, um AV-Blocks, unregelmäßige R-R-Intervalle, ventrikuläre Extrasystolen, Tachykardie und Bradykardie zu erkennen.

Heartchart Mini-EKG
In der weißen Box steckt die gesamte notwendige Technik, die Handy-App leistet die Analysearbeit. VN/Rauch

Sinnvoll wäre ihr EKG damit gerade für Menschen mit erhöhtem Risiko. Sie könnten so etwa selbst ein EKG abnehmen und dem Arzt zukommen lassen. Dies würde sowohl Arztpraxen entlasten und den Patienten lange Wartezeiten ersparen. Und auch für Entwicklungsländer hätte es Potenzial: Ein EKG kostet mehrere Tausend Euro, ihr Prototyp hat einen Materialwert von 100 Euro. Wenig überraschend gewannen die drei Maturanten Auszeichnungen wie den digBiz-Award für ihre Diplomarbeit und präsentierten ihren Prototyp von Luxemburg über Berlin bis Kitzbühel.

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Nun, ein Jahr später, ist es jedoch weiterhin ein Prototyp. Die Technik kann noch kompakter werden, eine KI die Analyse verbessern. Dafür braucht es jedoch noch Unterstützung und Ressourcen. Da mag es helfen, dass sich Gesundheitsminister Johannes Rauch beim Heimatbesuch begeistert von der Idee der drei 19- bis 20-Jährigen zeigte. Das nächste Ziel bleibt damit weiterhin die Serienreife.

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