Prozess um Pickerl-Skandal: Ein “Gefälligkeitsgutachten”, das alles andere als ein Gefallen war

VN / 28.07.2025 • 16:11 Uhr
Gericht
Anklage Amtsmissbrauch: Der Angeklagte soll Teil eines Netzwerks von Pickerl-Fälschern sein. vn/gs

1800 Euro Kosten “verpufft”: Wie ein Kunde zum Opfer von Schindluder bei der Vergabe einer Prüfplakette für seinen Pkw wurde.

Feldkirch Als eines Tages nur noch schwarzer Rauch aus dem Auspuff seines Autos dampfte, sah ein 40-jähriger Vorarlberger die Zeit gekommen, den fahrbaren Untersatz zur Reparatur in eine Werkstätte im Unterland zu bringen. Dort bezahlte er 600 Euro für die Behebung des Malheurs.

Und wenn schon beim Mechaniker, so dachte er, ließ er sich den Pkw dort auch gleich vorführen. Und zwar im Sinne des Paragrafen 57a, also der behördlich vorgeschriebenen Kfz-Begutachtung. Für die Prüfplakette blätterte er weitere 1200 Euro hin.

Ein unrühmliches Netzwerk

Nach der “Reparatur” strömte zwar immer noch schwarzer Rauch aus dem Auspuff, doch der Mechaniker fand beruhigende Worte: “Er sagte damals zu mir: Fahr erst mal ein paar Kilometer, dann wird das besser mit dem Rauch”, wie der 40-Jährige später als Zeuge bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch schilderte. Dort kam es nämlich zum Prozess gegen den 53-jährigen Werkstättenbetreiber, der ihm dereinst die Prüfplakette auf die Windschutzscheibe geklebt hatte. Denn wie sich herausstellte, war der Beschuldigte Mitglied eines ganzen Netzwerks von Pickerl-Fälschern, von denen bereits zwei wegen Amtsmissbrauchs zu bedingten Haftstrafen verurteilt wurden (die VN berichteten).

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Wohl unwissend, dass er auch nach der Vergabe des Pickerls immer noch auf einer “rollenden Bombe” unterwegs war, fuhr der 40-Jährige schnurstracks einem Haufen Scherereien entgegen.

“Eine Katastrophe!”

Rechtsanwalt Manuel Dietrich, der den Angeklagten verteidigte, stellte unter anderem folgende Frage an den Zeugen: “Wann haben Sie damals gemerkt, dass Ihr Auto Mängel aufwies?”

“Als mich die Polizei aus dem Verkehr zog und ich daraufhin eine Einladung vom TÜV in Lauterach bekam. Dann habe ich das gemerkt!”, antwortete der Zeuge. Kein Geringerer als der bekannte Verkehrssachverständige Christian Wolf begutachtete daraufhin das Fahrzeug. Sein kurzes Fazit: “Dieses Auto ist eine Katastrophe!”

Ein klaffendes Loch im rostigen Auspuff, ein Motor jenseits von Eden, defekte Bremsen und eine lose Stoßstange waren es, was dem Experten damals vor den Kopf stieß. Doch der Besitzer der Rostlaube war sich damals keiner Schuld bewusst. “Ich habe ja ein Haufen Geld für das Pickerl bezahlt, wer schaut denn da noch auf eventuelle Schäden?”

Da stellte der Verteidiger des Beschuldigten noch eine weitere Frage an den Zeugen: “Kann es sein, dass Sie dem Angeklagten damals 50 Euro schuldeten?” Worauf der Angesprochene aufgebracht erwiderte: “An den habe ich insgesamt 1800 Euro verschleudert. Und dann kommt man mir hier noch mit Schulden von 50 Euro. Da muss ich doch hier und jetzt noch lachen!”

Noch ein Geschädigter

Es kam bei der Verhandlung noch zu keinem Schuldspruch, da sie vertagt werden musste. Um noch einen weiteren Belastungszeugen zu befragen, dem vom Angeklagten mit einem “Gefälligkeitsgutachten” alles andere als ein Gefallen getan wurde.