Ein Weiterleben ohne Brot war unvorstellbar

HE_Blude / 07.10.2020 • 14:16 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Das Handwerk des Brotbackens wurde bereits im alten Ägypten erfunden.Shutterstock
Das Handwerk des Brotbackens wurde bereits im alten Ägypten erfunden.Shutterstock

Im vierten Jahrtausend v. Chr. wurde in Ägypten
bereits Brot gebacken.

GESCHICHTE Kaum zu glauben, dass es im alten Ägypten bereits 18 Brot-sorten gab. Fladenbrot wurde bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. gebacken. Die Ägypter errichteten auch die ersten Bäckereien und tüftelten an neuartigen Öfen. Eine erste Hochblüte erlebte die Brotbackkunst im 18. Jahrhundert v. Chr., als in den Hofbäckereien der Pharaonen mindestens 30 verschiedene Sorten hergestellt wurden.

Brot war die sogenannte „Lebensspeise“ und wurde den Toten in Fasernetzchen verpackt im Grab beigelegt. Ein Weiterleben war für die Toten ohne Brot unvorstellbar, da ihre Seele und unvergängliche Lebenskraft irdischer Nahrung bedurfte.

Sklavin „erfand“ Sauerteig

Durch das Versäumnis einer Sklavin wurde der Sauerteig „erfunden“. Die arme Frau hatte etwas Getreidebrei vergessen zu den üblichen harten Fladen zu backen und ihn in der Sonne stehen lassen. Nachdem er zu gären begann, bekam sie einen großen Schreck wegen der Verschwendung und buk diesen Fladen doch noch. Er blähte sich aber beim Backen auf und so hatte sie das erste Mal in der Geschichte ein aufgegangenes Brot gebacken. Dadurch ist der Übergang vom ungelockerten Fladen zum gelockerten Brot entstanden.

Der Name Brot leitet sich übrigens vom althochdeutschen Wort „prot“ ab, was soviel wie Gegorenes bedeutet. Über viele Jahrhunderte blieb die Versäuerung der Brote nahezu unverändert. Erst die Entdeckung der Hefe machte auch ein anderes Gärungsverfahren salonfähig.

Später waren vor allem die Bäcker aus Athen für ihre Backkünste berühmt. Sie verfeinerten ihr Brot mit Honig und Wein und kreierten viele weitere köstliche Arten. Brot galt als Symbol der Götter, da diese das Brotbacken erfunden haben sollen. Der griechische Arzt Anthimus beschäftigte sich ebenfalls mit diesem Nahrungsmittel und kam zum Schluss, dass gesäuertes und gut gebackenes Brot weniger schwer im Magen liegt: „Was den betrifft, so ist er stärker als Gerste, er ist nahrhafter, wird aber nicht so gut verdaut…“ Mischbrot ist freilich nahrhafter und sorgt für eine bessere Verdauung.

Vollkornbrot für Arme

Die Römer verbreiteten die Backkunst schließlich in ganz Europa. Sie waren es, die zum ersten Mal Roggenmehl anbauten. Außerdem entwickelten sie die Mühlentechnik weiter und konnten dadurch sehr feines Mehl mahlen. Vollkorn galt zu der Zeit als das Nahrungsmittel für Arme, da das reichhaltige Brot länger satthielt. Die obere Schicht bevorzugte währenddessen Weißbrot, das sie als besonders wertvoll empfanden.

Während es im 10. Jahrhundert selbst in vornehmen Klöstern noch kein alltägliches Nahrungsmittel war, wurde es im 13. Jahrhundert auch in ärmeren Bevölkerungsschichten täglich gegessen. Im Mittelalter wurden dann die strengen Vorschriften für das Backhandwerk eingeführt. Wer Bäcker werden wollte, musste erst für einige Jahre von einem Bäckermeister ausgebildet werden. Das Brot im Mittelalter war nicht gesalzen. Vermutlich war das eine Folge der Salzsteuer.

Die Brotform war rund, und auch wenn der Preis meist stabil blieb, variierte doch die Größe des Laibes. Oft trug das Brot das Siegel des Bäckers, damit dieser erkannt wurde.

Brot aus Eicheln

Auch in Hungerzeiten versuchte man aus den verschiedensten Produkten Brot zu backen, zum Beispiel aus Hafer, Kastanien oder dicken Bohnen. In Zeiten großer Not backte man sogar Kräuter und Flechten, besonders das Isländische Moos.

Selbst aus Eicheln wurde Brot zubereitet, indem man den Früchten zuvor durch Auskochen mit etwas Aschenlauge oder mit Kalkwasser den Bitterstoff nahm und sie danach mit reinem Wasser abspülte, worauf sie einen kastanienähnlichen Geschmack erhielten. Das Brot der armen Leute war aus Hafermehl bereitet, und auch das Gerstenbrot war Bauernspeise.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.