Momente eines Krieges

HE_Blude / 16.03.2022 • 13:04 Uhr
Wolfgang Maurer (Obmann allerArt), Fotograf Hazir Reka und Kurator Manfred Egender bei der Vernissage in der Galerie allerArt in Bludenz.bi
Wolfgang Maurer (Obmann allerArt), Fotograf Hazir Reka und Kurator Manfred Egender bei der Vernissage in der Galerie allerArt in Bludenz.bi

Die Ausstellung von Hazir Reka zeigt die Facetten der Konflikte im Kosovo und Irak.

BLUDENZ Eindrücklich begann die Vernissage zur zweiten Ausstellung in diesem Jahr in der Bludenzer Galerie allerArt am vergangenen Donnerstag. Präsentiert wurde eine beklemmende Fotoserie des kosovarischen Künstlers und Fotoreporters Hazir Reka mit dem Titel „Before and after the war“. Die Besucher wurden zu Beginn der Vernissage um Stille gebeten. Es erklang ein Ausschnitt der Oper Siegfried von Richard Wagner. „In dieser Oper verschmelzen Elemente der Traurigkeit, des Leides, des Nachdenkens und des Schmerzes. Die Pauken in dieser Passage erinnern an die Ankündigung eines Totenmarsches“, erklärte Manfred Egender, Kurator der Galerie.

International bekannter Fotograf

„Wir hatten die Ausstellung von Hazir Reka vor eineinhalb Jahren geplant“, erklärte Wolfgang Maurer, Obmann des Kulturvereins allerArt. „Damals dachten wir, dass wir mit dieser Ausstellung einen Diskurs darüber anstoßen könnten, was man tun kann, damit die Wunden eines Krieges heilen können. Angesichts des brutalen Eroberungskriegs der russischen Streitkräfte in der Ukraine gewann die aktuelle Ausstellung an Aktualität, die wir uns so nicht gewünscht haben.“ Nach einigen Ausflügen in die Objekt- und Konzeptkunst lag der Schwerpunkt des Kurators bislang vor allem auf der Malerei. In der aktuellen Ausstellung rückt mit den Fotos von Hazir Reka, der 1961 in der südkosovarischen Stadt Ferizaj geboren wurde, ein außergewöhnlicher Aspekt der Dokumentarfotografie in den Vordergrund. Der Fotograf lebte über dreißig Jahre in Pristina, der Hauptstadt der Republik Kosovo. Dort hat er während dieser Zeit praktisch alle Demonstrationen, Paraden, friedlichen Märsche, Jahrmärkte sowie das alltägliche Leben fotografisch festgehalten. Der Kosovo-Krieg dauerte vom 28. Februar 1998 bis zum 10. Juni 1999. Er stellt sozusagen die Scheidewand für das Davor und Danach der Entstehungsgeschichte von Rekas Fotografien dar, die in Bludenz zu sehen sind.

Aussagekräftige Symbolik

Hazir Reza startete seine Profi-Fotokarriere vor 38 Jahren, als er ein Engagement beim „Bota e Re magazine“ erhielt. In der Folge wurden seine Fotografien in weiteren führenden jugoslawischen Magazinen, aber auch in prestigeträchtigen westlichen Magazinen und Zeitungen wie etwa der „New York Times“ oder dem „Time Magazine“ abgedruckt. Ab 1998 arbeitete er für die Nachrichtenagentur Reuters, wodurch seine Fotos auf der ganzen Welt Verbreitung fanden, so auch beim „Spiegel“, „die Presse“ oder die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Reka dokumentierte den gesamten Kosovo-Konflikt und den Irak-Krieg. Einzelausstellungen seiner Fotoserien waren bereits in seiner Heimat, in der Schweiz, Frankreich, Spanien und Saudi Arabien zu sehen sowie in Bregenz, wo Manfred Egender auf ihn aufmerksam wurde.

In der Ausstellung spiegeln sich in den Aufnahmen des Ausnahmefotografen subtile Zustandsberichte einer leidgeprüften Bevölkerung, ohne dass sie voyeuristisch wirken. „Die Bilder sind nicht inszeniert, sondern beinharte fotografische Kommentare zu einer aggressiven, aus allen Fugen geratenen Welt“, so Manfred Egender. „Die Motive in der Kriegsfotografie sind austauschbar. Mit dem Klammerthema ‚Davor und Danach‘ kann Aufarbeitung und Analyse passieren. Reka nimmt mit seinen Fotografien genau jenen Moment ins Visier, in dem das historische Zeugnis von einem sämtliche Grenzen und Nationalitäten überwindenden Gefühl durchdrungen wird – nämlich der Humanität.“ BI