Der richtige Zeitpunkt ist gekommen

Bürgermeister Peter Neier tritt im Herbst als Bürgermeister zurück und orientiert sich beruflich neu.
nüziders Für Peter Neier ist es sein letztes Ortsporträt als Bürgermeister. Im Oktober tritt er seine neue Stelle als Verwaltungsdirektor im Krankenhaus Dornbirn an. Nach siebzehneinhalb Jahren ist es für ihn an der Zeit, zu gehen und was Neues anzufangen. Im Gespräch mit der Heimat Bludenz erläutert Peter Neier seine Beweggründe, warum er das Bürgermeisteramt aufgibt, und blickt auf seine Amtszeit zurück.
Was sind Ihre Beweggründe, als Bürgermeister aufzuhören?
neier Ich übe seit siebzehneinhalb Jahren das Bürgermeisteramt mit viel Freude und Engagement aus. Ich bin jetzt 49 Jahre alt geworden. Mir stellt sich die Frage, wie lange ich noch dieses Amt in dieser Qualität und Freude ausüben kann.
Haben Sie Angst, Ihre Bürger und Bürgerinnen zu enttäuschen?
neier Nein, nicht zu enttäuschen, aber es wäre weder für die Gemeinde noch für mich als Bürgermeister gut, wenn ich 30 Jahre oder länger im Amt wäre. Irgendwann stellt sich vielleicht die Frage, ob man immer bereit ist, zum Beispiel bei einem Bürgeranliegen, den Weg der Beteiligung zu gehen oder doch abzukürzen, weil man aus Erfahrung weiß, wie diese Geschichte ausgehen wird, und man sich deshalb nicht mehr so reinhängen wird. Es besteht die Gefahr, aus dem vergangenen Erlebten den Ausgang bereits zu wissen. Und das ist nicht gut, für mich persönlich nicht und auch nicht für die Bürger.
Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, sich neu zu orientieren?
neier Es hat sich eine gute Möglichkeit mit dem Jobangebot ergeben.
Werden Sie der Gemeindepolitik weiter erhalten bleiben?
neier Ich werde mich sicherlich aus der Politik zurückziehen. In der Gemeindevertretung werde ich nur als Ersatzmitglied bleiben. Niemand will einen Schatten-Bürgermeister haben. Das wäre sicherlich nicht gut.
In den über siebzehn Jahren haben Sie bestimmt einiges als Bürgermeister erlebt. Was waren die Highlights in Ihrer Zeit als Gemeindechef in Nüziders?
neier Das Vergangene, auch erfolgreiche Projekte und Themen sind für mich nicht so präsent, denn als Bürgermeister ist das Motto „Mit Blick voraus“. Ich blicke nicht zurück und rücke das Getane in den Vordergrund. Der Fokus ist ganz klar auf die Zukunft gerichtet. Was mir definitiv in Erinnerung bleibt, ist der Bildungscampus und die Sanierung der Mittelschule. Doch auch in die Infrastruktur wie Wasser, Kanal, Straßen sowie in die Sicherheit vor Naturgefahren wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. Viele Projekte sind bereits abgeschlossen, andere laufen noch wie das Hochwasserschutzprojekt Mühlebach. Hier wird der Bach hochwassersicher gemacht und ausgebaut.
Solche Projekte sind sicherlich zeit- und kostenintensiv.
neier Bereits 2008 mussten wir für den Mühlebach in der Feuchten Meile und Landstraße ein Hochwasserentlastungsgerinne bauen. Dafür mussten wir die komplette Landstraße und sogar den Fußballplatz diagonal aufgraben, um ein Entlastungsgerinne bis in die Ill zu ermöglichen. Das war technisch sehr herausfordernd, weil man das Gefälle beachten musste. Das war eine riesige Baustelle. Bei einem Schulbau weißt du, was auf dich zukommt, doch hier mussten wir zur Baugrubensicherung Spundwände 8,5 Meter tief in die Straße rammen. Vorgärten wurden zerstört. Das werde ich immer in Erinnerung behalten.
Was haben Sie in Ihrer Zeit als Bürgermeister geschätzt?
neier Die gute politische Zusammenarbeit und die Gemeinschaft im Dorf. Das ist das, was Nüziders ausmacht gegenüber anderen Gemeinden. Wichtige Projekte sind einstimmig gelaufen. Mir ist wichtig, dass jeder Gemeindevertreter sein Mandat frei ausüben kann, ohne einen Fraktionszwang zu haben. Und wenn gute Mehrheiten zusammenkommen, wird das Projekt in Summe wohl richtig sein. Wenn sich jeder auf Sachebene mit dem Thema auseinandersetzt und nicht aus Prinzip aufgrund des Fraktionszwangs dagegen ist, dann entstehen ganz andere Mehrheiten. Wir pflegen einen guten Umgangston. Jede Kritik oder andere Meinung wird wertschätzend angenommen. Jeder kann frei das sagen, was er will.
Worüber gab es denn auch mal hitzige Debatten?
neier Im politischen Gremium gab es keine, aber natürlich bei der Bevölkerung. Da ist vor allem der Verkehr ein Streitpunkt, genauer gesagt alles, was mit motorisiertem Verkehr zu tun hat. Die schmale Landesstraße durch den Ortskern ist so ein Knackpunkt. Wir waren die Ersten, die eine Landesstraße mit Tempo 30 bekamen. Doch das Ortszentrum und die dortige Situation kann man immer noch verbessern. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass die Geschwindigkeit auf Gemeindestraßen auf ein menschliches Maß zurückgeführt werden muss, also mit Rücksicht auf die Geschwindigkeit eines Radfahrers oder Fußgängers. Die Zonen mit Tempo 30 werden zukünftig sicherlich ausgeweitet.
Was werden Sie vermissen?
neier Das kann ich nicht sagen, da ich noch nicht mit dem Amt abgeschlossen habe. Gedanklich bin ich noch nicht weg, sondern noch voll an Projekten dran. Mein Team in der Gemeindeverwaltung werde ich aber bestimmt vermissen.
Gibt es etwas, das Sie Ihrem Nachfolger ans Herz legen wollen?
neier Was für meinen Nachfolger wichtig ist, weiß er bestimmt selbst und ich werde keine Ratschläge erteilen. Für mich war immer eine gute Zusammenarbeit in der Gemeindevertretung wichtig und ich weiß, dass dies meinem Nachfolger ebenfalls ein großes Anliegen ist. Dadurch konnte ich meine gesamte Energie in die Projekte stecken, anstatt Wortgefechte mit der Opposition zu führen. Es war niemals Thema, dass sich einer profilieren wollte, sondern es war immer ein vertrauensvolles Verhältnis untereinander. VN-JUN
„Die gute Zusammenarbeit und die Gemeinschaft sind das, was Nüziders ausmacht.“

zur person
Peter Neier
geboren 1974
Wohnort Nüziders
familie verheiratet, zwei Kinder
beruf Bürgermeister, Betriebswirt
hobbys Skifahren und wandern