Unberechenbares im Kunstraum

HE_Dornb / 11.05.2021 • 16:33 Uhr
Andrea Fink (v.l.), Künstler Peter Sandbichler und Kunstraumleiter Thomas Häusle.yas
Andrea Fink (v.l.), Künstler Peter Sandbichler und Kunstraumleiter Thomas Häusle.yas

Am Computer entwickelte und erst in der Halle aufgebaute Installation von Peter Sandbichler ist zu sehen.

Dornbirn „Unpredictable“, den Titel seiner Installation, verwendet Peter Sandbichler im Sinne von unberechenbar doppeldeutig, der Titel kann sowohl auf die Kunst im Allgemeinen als auch auf den Künstler selbst bezogen werden. Im Kunstraum installiert Peter Sandbichler zwei Arbeiten im Raum. Neben dem riesigen Elefantenschädel schraubt sich eine meterlange Kartonspirale durch die Montagehalle. „Beide Objekte sind in die bestehenden Hebekräne beziehungsweise Halterungen der Halle integriert“, so der Künstler.

Ausgangsmaterial für die Spirale ist Verpackungskarton für Fahrräder, das Sandbichler zu großformatigen Arbeiten modelliert. Ein sperriger bedeutungsloser Faktor, der nach dem Konsum übrig bleibt und dem bestenfalls eine Weiterverwertung im Recyclingkreislauf zugedacht ist.

Besonderes Material

Formal gestaltet Sandbichler den flachen, zweidimensionalen Karton, indem er durch Faltungen geometrische Formen und dreidimensionale Körper entwickelt. „Fahrradkarton ist stabil und leicht und lässt sich sehr gut mit einem Stanleymesser bearbeiten“, erklärt der Künstler. Zufällige Gebrauchsspuren, Zeugnisse früherer Verwendung oder Aufschriften stören ihn dabei nicht, sie führen zu einer Belebung der Oberfläche der Objekte, diese wird in Dornbirn durch mehrfarbig gesprayte Muster zusätzlich intensiviert. „Die Farbgebung war nötig, denn der Karton allein hätte sich zu wenig von der Wand der Halle abgehoben“, erklärt der Künstler.

Teamwork

Peter Sandbichler realisierte eine aus 65 Kartonmodulen zusammengesetzte riesige Spirale, die er, an den Schwenkarmen der Montagehalle aufgehängt, durch den Raum schweben lässt. Behilflich beim Aufbau waren neben Sandbichlers persönlichem Assistenten auch der Vorarlberger Bildhauer Roland Adlassnig und der Leiter des Kunstraums, Thomas Häusle selbst, dem die doch sehr anstrengende Arbeit großen Spaß gemacht hat, wie er sagt.

Bedrohter Planet

Konzept und Gespür für Material sind auch bei der zweiten Arbeit, dem Elefantenschädel „Skull #6, 2021“, die Peter Sandbichler für den Kunstraum modelliert hat, wesentlich. Er verwendet die alte Technik des Gießens einer Skulptur mit neuer Materialität. Der Schädel ist ein Symbol das für das Artensterben und die bedrohte Situation unseres Planeten insgesamt. „Wenn der Mensch es schafft, den Elefanten auszurotten, dann ist alles zu Ende“, meint Sandbichler. Der Schädel besteht aus sechsundzwanzig, in einem aufwändigen Prozess gegossenen Elementen. Jedes einzelne Modul aus eifenbeinfarbenem Gießharz wirkt als solches, allein gesehen, abstrakt.

Peter Sandbichler ist 1964 in Kufstein geboren. 1983 studierte er an der Art Students League in New York, 1984–86 bei Wander Bertoni an der Hochschule für Angewandte Kunst und 1986–91 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1993 ging Sandbichler für ein Jahr an das Institut für Neue Medien der Städelschule in Frankfurt, um bei Peter Weibel ein Post Graduate zu absolvieren. Es folgten längere Auslandsaufenthalte in Tokio, New York und Berlin. Heute lebt und arbeitet Peter Sandbichler in Wien. yas

„Wenn der Mensch es schafft, den Elefanten auszurotten, dann ist alles zu Ende.“