Bewegende Schicksale und berührende Klänge

Eindrucksvolles erstes Konzert der Reihe „St. Corneli“ in der Pfarrkirche Tosters.
Feldkirch Die plötzliche Erkenntnis der vielseitigen und vielfach ausgezeichneten Musikerin und Komponistin Julia Lacherstorfer, dass im österreichischen Liedgut die weibliche Perspektive fehlt, führte zu ihrem Projekt „Spinnerin“. Darin geht es um die Verluste und Überforderungen, Sehnsüchte und das stille Ertragen, aber auch Verführung, Wut und Verweigerung. In sehr poetischer, bewegender Weise behandelt die Gründerin des Ensembles „Alma“ und des Duos „Ramsch und Rosen“ die oft schweren Schicksale von Frauen. So auch beim ersten Konzert der Reihe „St. Corneli“, das in der Pfarrkirche Tosters stattfand und zugleich das erste Konzert Lacherstorfers in einer Kirche war.
Musik, Tanz und Video
Zusammen mit der Cellistin Sophie Abraham und Klangregisseur Lukas Froschauer zog sie die Besucher mit Gesang, Violine, Trommel, Harmonium, Klatschen, Tanz- und Videosequenzen in ihren Bann. „Es ist so selten, dass zwischen den Stücken nicht applaudiert wird, das macht eine ganz andere Stimmung“, freute sie sich über das starke Einlassen des Publikums auf die Darbietungen. Umso größer war dann der Applaus nach dem Konzert und den zwei Zugaben. „Danke an Klaus (Christa), Thomas und Rainer (Bayer), wann immer ihr etwas machen wollt – wir kommen gerne“, machte die gefragte, viel beschäftigte Julia Lacherstorfer dem „St. Corneli“-Team schließlich öffentlich ein starkes Angebot.
Unvergessliches Erlebnis
Zu dem Programm, das laut Klaus Christa „sinnlich aufgemacht und großartig“ ist und jenseits des Arlbergs schon für viel Aufsehen gesorgt hat, gehören auch schwere Schicksale: Lieder über das Ertrinken der meisten Menschen eines Gehöfts in Saalfelden vor gut hundert Jahren oder den Tod von zwölf Hofbewohnern in Oberösterreich durch einen Meteoriteneinschlag im Jahr 1709 und ein Haus, das später auch Lacherstorfers Familie bewohnte. Geboten hat die Musikerin auch Hommagen an Klimaaktivistin Greta Thunberg und die chilenische Musikerin Violeta Parra.
Vor dem Konzert kündigte Mit-organisator Klaus Christa an, dass covidbedingt beim zweiten Konzert der Reihe nicht wie geplant das „Bochabela-String-Orchestra“ zu erleben ist. Stattdessen werden am 1. August Evelyn Fink-Mennel und eine Reihe von Konservatoriumsstudenten aus verschiedenen Ländern auf der Bühne stehen. Nach dem Konzert konnten die Besucher die nach dem Lacherstorfer-Lied „Irgendwann“ benannten Pralinen des Chocolatiers Jürgen Kombächer (Scheidegg) kaufen und damit in Feldkirch studierende Musiker aus ärmeren Ländern unterstützen. AME