Grenznahe Kunst für jedermann

HE_Feldk / 07.07.2021 • 16:32 Uhr
Derzeit wird im Zollart die Ausstellung „Weiterknüpfen“ von Franziska Stiegholzer und Dorothea Rosenstock gezeigt.
Derzeit wird im Zollart die Ausstellung „Weiterknüpfen“ von Franziska Stiegholzer und Dorothea Rosenstock gezeigt.

Im ehemaligen Zollhaus organisiert Hilda Egle-Keemink verschiedene Ausstellungen mit niederschwelligem Zugang.

Kunst So manchem Radfahrer oder Spaziergänger dürfte die Veränderung an der früheren Grenzstation bereits aufgefallen sein. Wo früher regelmäßig Einkaufstouristen beiderseits des Rheins nach möglicherweise zu verzollenden Waren kontrolliert wurden, befindet sich seit knapp einem Jahr ein kleiner, aber umso besonderer Ort für Kunst im öffentlichen Raum. Hilda Egle-Keemink heißt die Frau, die auf diese Idee kam und bei der im Hintergrund alle Fäden zusammenlaufen. Die gebürtige Niederländerin, die am Rheindamm schon früher mit dem Fahrrad unterwegs war, stellte sich die Frage, was mit dem kleinen Wachhäuschen passieren sollte, nachdem das große Zollamt vor acht Jahren verkauft worden ist. Erst nach längerer Nachforschung erfuhr sie, dass das Gebäude dem Land Vorarlberg gehört und sie erhielt als Mitglied von KunstVorarlberg prompt die Erlaubnis zur Benutzung als Ort für zeitgenössische Kunst. Aus dem Zollamt wurde der Schauraum Zollart, und mittlerweile findet auf beengtem Raum die nun bereits vierte Ausstellung statt. „Früher hatte ich das Zollamt als keinen schönen Ort in Erinnerung, ich wollte daraus aber einen Ort für Kunst und Kultur für alle machen. Ich denke, wir sollten versuchen, einen niederschwelligen Zugang zur Kunst einzurichten, um so möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt die 66-Jährige.

Derzeit befindet sich im Zollart die Ausstellung „Weiterknüpfen“ der beiden Künstlerinnen Franziska Stiegholzer und Dorothea Rosenstock, diese ist noch bis Mitte Juli zu sehen. Nach einer rund einwöchigen Umbaupause wird es dann in Koblach aber deutlich mehr knistern. Bettina Bohne wird ein fiktives Stundenzimmer einrichten und damit den grenzüberschreitenden Sextourismus zwischen dem bordellfreien Vorarlberg Richtung Ostschweiz thematisieren. Eine entsprechend klischeehafte Einrichtung wird dazu Einzug in das ehemalige Wachzimmer halten. Für Kuratorin Egle-Keemink ein spannendes Thema. Sie will den Künstlern übrigens keine Einschränkungen auferlegen: „Jeder ist in Sachen Gestaltung und Form völlig unabhängig, es darf nur baulich nichts verändert werden. Das Thema Grenze oder aber auch den Rhein hat nun aber eigentlich jeder Künstler mit verarbeitet.“

Verlängerung angedacht

Wie lange es das Zollart geben wird, ist derzeit offen. Vorläufig gibt es eine Genehmigung für drei Jahre, was dann sein wird, kann Egle-Keemink selbst nicht sagen. Sie hofft natürlich auf eine Verlängerung und plant für den Moment rund fünf Ausstellungen pro Jahr. Die Ausstellung „Grenzverkehr“ von Bettina Bohne ist voraussichtlich ab 25. Juli zu sehen. CEG

Hilda Egle-Keemink hat dem alten Zollhaus mit Kunstausstellungen neues Leben eingehaucht. EGle
Hilda Egle-Keemink hat dem alten Zollhaus mit Kunstausstellungen neues Leben eingehaucht. EGle

Zur Person

Hilda Egle-Keemink

Geboren 24. Juli 1954 in den Niederlanden, seit 1982 in Vorarlberg

Familie verheiratet, zwei erwachsene Kinder

Laufbahn Künstlerin, früher als Bildhauerin, nun vermehrt in Sachen Objektkunst tätig