Waschhaus wurde zur Senioren-WG

HE_Feldk / 23.05.2022 • 13:58 Uhr
Victoria Klecatsky, Sara Lindner und Simone Madlener vor ihren Modellen des „Wäschhüsle“ in Balzers.Dietmar Hofer
Victoria Klecatsky, Sara Lindner und Simone Madlener vor ihren Modellen des „Wäschhüsle“ in Balzers.Dietmar Hofer

Upcyling in der Architektur ist ein brandaktuelles Thema. Auch Vorarlberger Studierende befassen sich damit.

AUFWERTUNG Das Studio Upcycling am Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein befasst sich seit mehreren Jahren mit der Idee, dass alles Umbau ist und alles aufwertend weitergebaut werden kann. Im Zentrum der Arbeit stehen die Auseinandersetzung mit dem Bestand sowie der Upcycling-Prozess als soziale und kulturelle Weiterschichtungen eines Ortes. Der Gebäudestand wird als Speicher und Inventar des Wissens als Erinnerungen, Geschichten und Träume gesehen. Ziel des architektonischen Upcycling ist es, ein bewusstes Umdenken, Wiederverwenden, Verbinden und Aufwerten von Bestehendem zu schaffen, um Neues zu entwickeln.

Bruchsteine und Sprossenfenster

Eingebunden in diesem Prozess sind unter anderen auch Vorarlberger Studierende. Im Gemeinschaftsteam, das aus drei Personen besteht, ist es ihre Aufgabe, Ideen und Innovationen zu entwickeln, was die Verwertung von alten und zum Teil leerstehenden Gebäuden betrifft. Die Bregenzerwälderin Simone Madlener und die in Rankweil lebende Victoria Klecatsky haben sich gemeinsam mit der St. Gallerin Sara Lindner beispielsweise dem alten Wäschhüsle in Balzers angenommen. Der ca. 1864 erbaute Gebäudetrakt ist denkmalgeschützt und steht leer. Der Bau wurde ursprünglich von der fürstlichen Familie in Auftrag gegeben. Die Wände wurden aus Bruchsteinen errichtet und die Sprossenfenster stammen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Genutzt wurde es unter anderem als Fürstenresidenz, Schreinerei, Torkelraum sowie Arbeits- und Lagerstätte. Die Trio- Studentinnen haben sich besondere Nutzungen ausgedacht. Ein Teil soll zu einer Senioren-WG für vier Personen werden, ein anderer zur Vinothek und schließlich soll auch noch ein Hofladen mit Café entstehen. Das Gemüse und Obst soll dabei im eigenen Garten angebaut werden.

Die Upcycling-Architektur versteht Bauten als hybride, von menschlichen Interaktionen geprägte Kontexte, die stark durch das Handeln ihrer Nutzer und ihrer sozialen und kulturellen Zusammensetzungen geprägt sind. Ein Beispiel dafür ist die Mühle in der Landstraße 120 in Vaduz. Sie wurde 2018 von der Gemeinde gekauft, mit der Absicht sie abzureißen. Proteststürme waren die Folge, ein Referendum kam jedoch nicht zustande. Die Studentin Anna Stricker entwickelte die Idee, daraus eine Gesellschaftsmühle zu konzipieren. „Durch die erneute Inbetriebnahme des Restaurants und Erhaltung der Veranstaltungssäle soll sie wieder für die Menschen offen sein, welche sie erhalten wollen.“ Auch ein botanischer Garten soll integriert werden.

Velohaus statt Autowerkstatt

Die Hörbranzer Architekturstudentin Agnes Hämmerle wiederum hat sich Gedanken gemacht, was aus einer ehemaligen Autowerkstatt in Vaduz entstehen könnte. Die Lösung lautet für sie, daraus ein Velohaus zu machen, in dem das Fahrrad im Mittelpunkt steht – wie Verkauf, Vermietung, Reparatur und Lounge mit Terrasse.

Upcycling-Projekte der Universität Liechtenstein. Landweibels-Huus, Schaan: Ausstellung 1. bis 5. Juni, Landstraße 71–75, Schaan

Campus-Gespräch: Do., 2. Juni, 18 Uhr

mit Daniel Hilti, Vorsteher und Denise Ospelt, Architektin und Präs. der LIA