Die Renaissance des Rebenreichs

Die Walgau-Winzer aus Düns kultivieren eine große Weinvielfalt.
winzer Zur Hochblüte des Weinbaus um etwa 1500 nach Christus soll im Walgau der Weinkonsum pro Kopf bei etwa 200 Litern pro Jahr gelegen haben. Heute sind es einzelne passionierte Hobbywinzer, die den Weinbau wiederbeleben. Dazu zählen unter anderen die drei Walgau-Winzer Raimund Dünser, Dietmar Gohm und Robert Gohm, drei Nachbarn aus der Mühlegasse im „Sunnadarf“ Düns.
1857 wurde im Walgau noch auf 60 Hektar Wein angebaut. Heute jedoch sind es nach Angaben der Landwirtschaftskammer in ganz Vorarlberg nur noch etwa 15 Hektar. Anfang des 20. Jahrhunderts brachten ungünstige Faktoren den Weinbau komplett zum Erliegen. Dazu zählen das kühlere Klima, die Reblaus, der Bau der Arlbergbahn, der Import von Wein und die Brauereigründungen in Vorarlberg. Erst seit rund 30 Jahren gibt es wieder kleine Weinanbauflächen im Walgau.
Dietmar Gohm begann 1992, auf 750 Metern Seehöhe in der Mühlegasse in Düns Wein anzubauen. Mit dem Bruder Robert setzte er den Weinbau später auch in Röns fort. Die drei Walgau-Winzer gemeinsam übernahmen vor rund 15 Jahren einen verwilderten Weingarten am Jordan in Bludesch. Mit Leidenschaft widmen sie sich nun schon seit vielen Jahren dem Weinbau im Walgau und am Jagdberg– mit einer großen Vielfalt vom Müller-Thurgau bis zum Zweigelt.
Viel Herzblut
Alle drei Winzer haben in den letzten Jahren viel in ihre Ausbildung investiert. Jeder der drei Winzer hat den Ehrgeiz, seinen eigenen speziellen Wein zu entwickeln. „Der Reiz des Selbermachens und den eigenen Weinstil zu entwickeln, zählt zu den schönsten Aspekten des aufwendigen Hobbys“, weiß Raimund Dünser. Schließlich beginnt die Arbeit im Weinberg schon mit dem Schneiden im Jänner und geht über das Jahr auch im Herbst nach der Weinlese noch lange nicht aus. Nachdem die Trauben geerntet sind, erfolgt der Prozess der Vinifizierung. Darunter versteht man den gesamten Herstellungsprozess, der den Saft in Wein verwandelt. Es wird gerebelt und gepresst, alles in Handarbeit und mit viel Leidenschaft bei der Sache.
Alle helfen im Weinberg mit
Wenn es im Spätsommer Zeit für die Lese ist, packen alle mit an. Die Weinernte beginnt im September mit dem Müller-Thurgau. Es folgen die Weißweinsorten Neuburger und Grüner Veltliner, ehe im Oktober die Weinlese des Zweigelt folgt.
Heuer hatte der Sommer zwar viel Sonne zu bieten, aber auch eine sehr feuchte Periode im August, die dem Wein schadete. Viele Beeren platzten und faulten, was beim Müller-Thurgau zu etwa 30 Prozent Ernteeinbußen führte.
Drei Generationen aus beiden Familien sowie Freunde und Bekannte stehen zur Weinlese zur Mithilfe im Weinberg bereit. Gepflückt und abgerebelt wird von Hand, es kommen keine Maschinen zum Einsatz. Bei der anschließenden Vinifizierung geht jeder der drei Walgau-Winzer seinen eigenen Weg. Der Weißwein wird nach drei bis vier Monaten abgefüllt, der Blaue Zweigelt wird hingegen ein Jahr lang im Holzfass gelagert, ehe er in die Flaschen kommt.
Der Weinbau-Virus ist inzwischen auch auf andere übergesprungen. Insgesamt gibt es schon acht Winzer in den Jagdberggemeinden Röns, Schnifis und Düns, die sich aber alle auf Hobbybasis den Reben widmen. Weine der drei Walgau-Winzer gibt es nur auf Weinverkostungen oder zu besonderen Anlässen wie dem kürzlich gefeierten Erntedankfest sowie im Ab-Hof-Verkauf zu erwerben. VN-HE

