Tradition und Infrastruktur

Heimat / 11.08.2023 • 17:24 Uhr
Aus der ehemaligen Bahnhofsresti – später Gasthof, Pension Ritter – wurde ein Infrastrukturprojekt mit Wohnungen, Gasthof und Bäckerei-Filiale samt Café. STP
Aus der ehemaligen Bahnhofsresti – später Gasthof, Pension Ritter – wurde ein Infrastrukturprojekt mit Wohnungen, Gasthof und Bäckerei-Filiale samt Café. STP

Aus der ehemaligen „Bahnhofsresti“ in Bersbuch wurde ein Vorzeigeprojekt.

andelsbuch „Wirtschaftlich betrachtet hätte man das alte Objekt einfach abreißen und einen Neubau erstellen müssen, aber das hätte nicht zu Bersbuch gepasst“, war nicht nur der Bersbucher Unternehmer Wolfgang Fechtig überzeugt. Deshalb stellte der direkte Nachbar der früheren „Bahnhofresti“ die Weichen anders: Als sich Besitzer Hans Ritter dem Pensionsalter näherte, erwarb Fechtig gemeinsam mit Geschäftspartner Martin Sieber (Raum und Zeit – Parkett) die Liegenschaft und entwickelte ein umfassendes Nachnutzungskonzept.

Infrastruktur für Bersbuch

Dieses Konzept zielte darauf ab, einerseits die Tradition zu wahren und andererseits die Infrastruktur des Andelsbucher Ortsteils Bersbuch zu stärken. Das Haus wurde komplett entkernt, die Gastronomie modernisiert, die Pensionszimmer durch 14 neue Mietwohnungen ersetzt und im Erdgeschoss eine Filiale der Bäckerei Mangold mit Café eingerichtet.

Gegen den Trend

Gerade in Zeiten, in denen viele ländliche Gemeinden um ihren Dorfladen kämpfen oder die Nahversorgung schon verloren haben, sei es bemerkenswert, wenn in Bersbuch wichtige Infrastruktur wie eine Bäckerei neu eröffnet, freut sich auch der Andelsbucher Bürgermeister Bernhard Kleber über diese Entwicklung.

Bersbuch ist „speziell“

Der Ortsteil Bersbuch ist in mancherlei Hinsicht „speziell“. An der Schnittstelle von L 200 und L 48 (Bödelestraße) ist die Siedlung mit rund 260 Seelen von der Stammgemeinde Andelsbuch ähnlich weit entfernt wie vom Schwarzenberger und Bezauer Zentrum. Die gut drei Kilometer bis zur Andelsbucher Kirche waren für die Bersbucher schon 1790 Grund genug, eine eigene Volksschule zu installieren. Dank des vielfältigen Gewerbeparks bietet Bersbuch im Vergleich mit der Einwohnerzahl heute überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze. Und dann gibt es noch ein besonderes Kuriosum: Seit 1902 steht in Bersbuch der Bahnhof Schwarzenberg.

Gegenüber dem heutigen Museumsbahnhof befindet sich die Bahnhofsresti, die ihre frühere Wirtshaus-Bezeichnung „Ziegler“ nicht nur behalten hat, sondern noch stärker als bisher betont. Abgeleitet vom Hausnamen der ersten Besitzerinnen, den Schwestern Juliana, Marianne und Katharina Ritter. Diese führten Ende des 19. Jahrhunderts den Gasthof Löwen. Dort wurden damals auch Ziegel gebrannt. Bald nach der Eröffnung der Wälderbahn fiel der Löwen einem Brand zum Opfer und wurde nicht mehr aufgebaut. Stattdessen erwarben die „Ziegler-Schwestern“ den Rohbau der Bahnhofresti.

Schwieriger Neustart

Ab 2019 wurde diese Wirtschaft modernisiert und nur wenige Tage nach Wiedereröffnung Ende Februar 2020 kam der erste totale Corona-Lockdown, dem Wolfgang und Andrea Saaler (S-Line-Catering) als Pächter mit innovativen Ideen begegneten. Legendär vor allem das Konzept für die „Muttertagsfeier mit Abstand im Waldpark“, ebenso das Angebot von Speisen zum Mitnehmen sowie die Belieferung von Baustellen mit Mittagessen. Handwerker auf Baustellen und Betrieben in der Umgebung sind auch nach Corona eine wichtige Zielgruppe geblieben – jetzt kommen sie in Scharen zum günstigen Mittagsmenü ins „Ziegler“. STP

Anita und Wolfgang Fechtig haben das neue Schild schon vorbereitet - bald ist es offiziell das „Ziegler“.
Anita und Wolfgang Fechtig haben das neue Schild schon vorbereitet – bald ist es offiziell das „Ziegler“.