Großprojekt gefährdet Rankweils Zentrum: Grünes Forum fordert Umdenken

Pläne für Eurospar in Rankweils Zentrum stoßen auf Widerstand: Grünes Forum fordert Umdenken und Neuausrichtung nach geltendem Leitbild.
RANKWEIL Die Pläne für einen Eurospar in Rankweils Ortszentrum stoßen auf Widerstand. Das Grüne Forum Rankweil warnte in einer Pressekonferenz vor den negativen Auswirkungen des Projekts auf die Gemeinde und fordert eine Neuausrichtung, die besser zum Leitbild der Ortsentwicklung passt.

Die Projektbetreiber, Rauch-Spar-Raiba, planen einen Eurospar mit einer beeindruckenden Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern im Herzen von Rankweil. Doch bevor die Gemeindevertretung am Dienstag, den 24. Oktober, über die notwendige Flächenwidmung entscheidet, meldet sich das Grüne Forum Rankweil zu Wort. Christoph Metzler, Fraktionsobmann der Grünen, äußerte auf der Pressekonferenz seine Bedenken: „Ein Eurospar in dieser Größenordnung zieht Kaufkraft aus den Ortsteilen und Nachbargemeinden ab und gleichzeitig massiv Verkehr an. Das Projekt in dieser Form widerspricht dem beschlossenen Leitbild zur Entwicklung des Ortskerns und darf von der Gemeinde keinesfalls erlaubt werden.“

Die Grünen argumentieren, dass das Projekt an das bestehende Leitbild angepasst werden sollte. Metzler betont: „Wir brauchen nicht ‚more of the same‘ mit dem Eurospar, sondern ein breites Angebot mit Fokus auf Genuss, Regionalität und Dienstleistung.“ Die Forderung nach einem umfassenden Verkehrskonzept, das das Zentrum vor einem Anstieg des Autoverkehrs schützt und Fußgängern sowie Fahrradfahrern mehr Raum gibt, steht ebenfalls im Mittelpunkt der grünen Initiative.

Eine externe Studie im Auftrag der Marktgemeinde Rankweil, durchgeführt von der Firma CIMA, spricht sich klar gegen die Umsetzung des Projekts aus. In der „Wirkungsanalyse und Standortexpertise“ heißt es: „Unter Einbezug sämtlicher Rahmenbedingungen und fachlichen Aspekte kann die CIMA, aus handelswissenschaftlichen Gesichtspunkten, keine Empfehlung zum vorliegenden Eurospar-Konzept abgeben.“ Christoph Metzler zieht daraus klare Schlüsse: „Die bisher noch gute Nahversorgung in den Ortsteilen wird unkontrolliert Schaden nehmen und damit gesamthaft zu einer schlechteren Nahversorgung führen.“

Ein weiterer Kritikpunkt des Grünen Forums ist die prognostizierte Verkehrsbelastung. Die „verkehrstechnische Stellungnahme“ zum Projekt geht von einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von 2100 Fahrzeugen pro Tag und etwa 270 Fahrzeugen pro Stunde in der Abendspitzenstunde aus. Metzler bezeichnet diese Zahlen als untragbar und im Widerspruch zu einer attraktiven Gestaltung des Ortszentrums: „Der Verkehr wird in ganz Rankweil und besonders im Ortskern zunehmen und das Zentrum als Aufenthaltsort unattraktiver machen. Das kann nicht unsere Vision für ein lebenswertes Rankweil sein.“
Das Grüne Forum appelliert an die ÖVP, sich an das bereits beschlossene Leitbild zur Ortsentwicklung zu halten und gemeinsam definierte Ziele für ein belebtes Zentrum umzusetzen. Das Ziel ist klar: das Projekt in einer Form, die besser zur Vision eines lebenswerten Rankweils passt, zurück an den Start zu schicken. Dabei ist allerdings auch zu erwähnen, dass die Grünen nicht gegen das Projekt von Rauch/Spar und Raiba sind, sondern sich dafür einsetzen, dass das Projekt in Übereinstimmung mit dem geltenden Bebauungsplan und der einstimmig beschlossenen „Ortsentwicklung Rankweil – Ortskern“ umgesetzt wird.
Ebenfalls äußern die Grünen scharfe Kritik an der ÖVP: Gerade in Rankweil mit vielen Großinvestoren sei es besonders schwierig, gemeinwohlorientierte Ziele umzusetzen. Das zeige sich nun auch bei der Umsetzung der Neugestaltung des Zentrums. Die ÖVP beuge sich den Wünschen der Projektbetreiber. Sie missachte damit wichtige Ziele des bereits beschlossenen Leitbildes. Plötzlich müsse es schnell gehen. Zeit, um die Rankweilerinnen und Rankweiler zu informieren, würde es nicht mehr geben. Auch die Fraktionen würden Unterlagen erst mit entsprechendem Nachdruck erhalten.
Die Forderungen des Grünen Forums Rankweil sind klar definiert:
- Baulinie entsprechend dem gültigen Bebauungsplan (Gebäude von Rauch/Spar zurückgerückt – für mehr Platz und Aufenthaltsqualität zur Bahnhofstraße)
- Keine Tiefgaragenausfahrt in die Bahnhofstraße
- Bahnhofstraße vom Pfarrer-Gau-Weg bis zum Gebäude mit der Bundespolizei offen nur für Fußgänger:innen, Fahrräder und den Linienbus. Das führt zu einer Verkehrsverringerung auf der gesamten Bahnhofstraße – Flaniermeile im Sinne der Ortskernplanung
- Im nördlichen Bereich des Areals (zum Gebäude mit Bäckerei Mangold) Durchlässigkeit zwischen Bahnhofstraße und Ringstraße
- Mehr Wohnraum statt Büroflächen
- Nicht „more of the same“ mit dem Eurospar, sondern Schwerpunkt auf Genuss, Regionalität und Dienstleistung (wie Schneider, Schuhmacher, Second Hand, saisonale Anbieter aus der Region u. ä.)