Grüne Welle gegen Seenotzentrum Hard

Heimat / 06.11.2023 • 07:00 Uhr
Derzeit sind die Wasserrettung und die Seepolizei an unterschiedlichen Standorten am Harder Dampferhafen untergebracht. Zukünftig sollen sie ein neues Seenotzentrum am neuen Industriehafen bekommen.<span class="copyright"> VN/Steurer</span>
Derzeit sind die Wasserrettung und die Seepolizei an unterschiedlichen Standorten am Harder Dampferhafen untergebracht. Zukünftig sollen sie ein neues Seenotzentrum am neuen Industriehafen bekommen. VN/Steurer

Das geplante Seenotzentrum am Industriehafen erntet von den Harder Grünen Kritik hinsichtlich der Umweltverträglichkeit und mangelnder Transparenz bei der Standortwahl.

Darum geht’s:

  • Das geplante Seenotzentrum in Hard sorgt für gemischte Reaktionen in der Bevölkerung.
  • Bedenken bestehen hinsichtlich der Standortwahl und möglicher Umweltbelastungen.
  • Die Harder Grünen haben eine anonyme Online-Umfrage gestartet, um die Meinung der Bevölkerung einzuholen.

Hard Das geplante Seenotzentrum am Industriehafen ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema in der Marktgemeinde Hard. Ziel des Projekts ist es, die Kapazitäten von Wasserpolizei und Wasserrettung zu zentralisieren. Die Bevölkerung zeigt sich dabei gespalten: Einige begrüßen die Initiative, andere äußern Umweltbedenken.

Ein Hauptnachteil des derzeitigen Standorts der Wasserpolizei besteht darin, dass die zeitintensive Ausfahrt aus dem Hafen aufgrund der zunehmenden Freizeitnutzung immer problematischer wird.
Ein Hauptnachteil des derzeitigen Standorts der Wasserpolizei besteht darin, dass die zeitintensive Ausfahrt aus dem Hafen aufgrund der zunehmenden Freizeitnutzung immer problematischer wird.

Umweltbedenken bei den Grünen

Die Fraktion Grünes Hard zählt zu den Kritikern des Vorhabens. Ihre Sorgen beziehen sich auf die Nähe zum renaturierten Gebiet und dem angrenzenden Natura-2000-Areal. Die Grünen befürchten, dass „der Betrieb des Seenotzentrums die lokale Flora, Fauna und das Naturerlebnis der Bevölkerung negativ beeinflussen könnte”.

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Überdies sind sie besorgt über die geplante Höhe des Gebäudes von nahezu elf Metern und die Ausdehnung der Parkflächen, vor allem wegen möglicher Lärm- und Lichtemissionen. Sie kritisieren die Standortwahl des Industriehafens und bemängeln die mangelnde Diskussion über alternative Standorte.

Die Marktgemeinde Hard liegt an einer bedeutenden Vogelzugachse, die das nördliche Bodenseegebiet mit dem Rheindelta verbindet. Die Harder Grünen befürchten, dass durch den neuen Standort die lokale Flora und Fauna negativ beeinflusst werden könnte.
Die Marktgemeinde Hard liegt an einer bedeutenden Vogelzugachse, die das nördliche Bodenseegebiet mit dem Rheindelta verbindet. Die Harder Grünen befürchten, dass durch den neuen Standort die lokale Flora und Fauna negativ beeinflusst werden könnte.

Um die Meinung der Bevölkerung einzuholen, haben sie eine anonyme Online-Umfrage gestartet und schließen weitere öffentliche Beteiligungsformen nicht aus, abhängig von den Umfrageergebnissen und den anhaltenden Diskussionen in den Gremien.

Die Vorteile aus Sicht der Gemeinde

Der Harder Bürgermeister Martin Staudinger (SPÖ) betont, dass das Seenotzentrum ein Landesprojekt zur effektiveren Organisation der Wasserpolizei und Wasserrettung ist. Das favorisierte Grundstück gehöre nicht der Gemeinde Hard, daher sei diese weder Projektleiter noch Bauherr des Vorhabens.

Der Bürgermeister von Hard, Martin Staudinger, hebt die Problematik eines Bauwerks an diesem Standort hervor und fordert eine Abwägung zwischen Sicherheit und Naturschutz.<span class="copyright">VOL.at/MAYER</span>
Der Bürgermeister von Hard, Martin Staudinger, hebt die Problematik eines Bauwerks an diesem Standort hervor und fordert eine Abwägung zwischen Sicherheit und Naturschutz.VOL.at/MAYER

Staudinger unterstreicht jedoch die Bedeutung der Rettungsorganisationen für die Sicherheit der Bevölkerung. Er verstehe die Umweltbedenken und plane weitere Besprechungen, um alle Projektaspekte zu diskutieren. „Die Entscheidung soll gemeinsam mit allen Fraktionen und der Bevölkerung getroffen werden,” so das Harder Gemeindeoberhaupt.

Sicherheitsinteressen im Fokus

Sicherheitslandesrat Christian Gantner von der ÖVP hebt die Bedeutung des Projekts für die regionale Sicherheit hervor. Nach zahlreichen Diskussionen habe sich der Industriehafen als besonders geeignet herausgestellt, insbesondere wegen seiner guten Erreichbarkeit und seiner Eisfreiheit im Winter. Diese Merkmale seien entscheidend für die schnelle Einsatzbereitschaft sowohl der Wasserrettung als auch der Seepolizei.

"Der Industriehafen hat sich  als bester Standort herauskristallisiert, da er u. a. einen kurzen Weg aus dem Hafen bietet, ein allfälliger Wellenschlag bei Einsatzfahrten unproblematisch ist und im Winter der Standort eisfrei ist", erklärt Sicherheitslandesrat Christian Gantner. <span class="copyright">VN/HARTINGER</span>
"Der Industriehafen hat sich als bester Standort herauskristallisiert, da er u. a. einen kurzen Weg aus dem Hafen bietet, ein allfälliger Wellenschlag bei Einsatzfahrten unproblematisch ist und im Winter der Standort eisfrei ist", erklärt Sicherheitslandesrat Christian Gantner. VN/HARTINGER

In Bezug auf Umweltbelange erläutert Gantner, dass die Bezirkshauptmannschaft Bregenz die federführende Behörde bei der Errichtung des Seestützpunktes sei. Durch ein behördliches Verfahren würden die naturschutzfachlichen Schutzgüter und -ziele, vorwiegend des angrenzenden Natura-2000-Gebietes, berücksichtigt. Falls nötig, könnten Auflagen für die Bauphase sowie den laufenden Betrieb erlassen werden, um den Umweltschutz zu gewährleisten.

Die Kosten für den neuen Stützpunkt der Wasserpolizei und der Wasserrettung am Industriehafen werden derzeit im niedrigen einstelligen Millionenbereich veranschlagt.
Die Kosten für den neuen Stützpunkt der Wasserpolizei und der Wasserrettung am Industriehafen werden derzeit im niedrigen einstelligen Millionenbereich veranschlagt.

Kosten im einstelligen Millionenbereich

Bezüglich der Finanzierung des Projekts gab Gantner an, dass die Errichtungskosten laut Machbarkeitsstudie im niedrigen einstelligen Millionenbereich lägen, wenngleich eine konkrete Kostenangabe derzeit noch nicht möglich sei. Das Land werde die Errichtungskosten tragen und das Gebäude anschließend an die künftigen Nutzer vermieten.