Ein berührendes Gesamtkunstwerk

Bravouröse lyrische Klangabende mit dem Titel “Hoffnung” von Michaela Radakovics Maier begeisterten in der Remise.
Bludenz Zwei ausverkaufte Konzertabende, die beide mit anhaltendem Applaus des Publikums belohnt wurden und eine insgesamt ungemein positive Resonanz – Michaela Radakovics-Maier hat mit ihrem lyrischen Klangabend „Hoffnung“ am vergangenen Wochenende die verdienten Lorbeeren für ihr sehr berührendes Gesamtkunstwerk, das eine Hommage an die verstorbene Dichterin Rose Ausländer darstellt, erhalten.


„Das heutige Konzert ist eine Herzensangelegenheit von uns. Wir wollen damit einen Einblick in das Leben und das Werk der von uns hoch geschätzten Lyrikerin bieten“, betonte Walter Reutz, der den Part des Erzählers in dieser Veranstaltung innehatte. Und er ergänzte: „Es ist uns ein Anliegen, dass alle die Botschaft von Rose Ausländer, nämlich etwas Hoffnungsvolles, heute Abend für sich selber und ihre Mitmenschen mit nach Hause nehmen.“

Gehaltvolle Schlichtheit
Es waren aufwendige Monate der Vorbereitung, die Michaela Radakovics-Maier in die Vorbereitung ihres Herzensprojekt investiert hatte: „Es hat acht Monate gedauert, fast wie bei einer Schwangerschaft.“ Als sehr harmonisch erwies sich die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Jorge Eduardo Garcia und Walter Reutz. Und sie lobte insbesondere auch ihren Neffen Paul, der vor Kurzem 14 Jahre alt geworden ist: „Er hat mit unglaublich guten Ideen zur Bebilderung des Lebens von Rose Ausländer beigetragen und diese auch technisch umgesetzt.“


Pauls Vorschlag war es auch, die Fotos zu den jeweiligen Lebensstationen schlicht zu halten, was sich dann als sehr passend erwies, denn auch der Sprach-Duktus von Rose Ausländer ist sehr schlicht und prägnant. Mit wenigen Worten vermag es die Lyrikerin, Stimmungs- und Gefühlsbilder in einer eindringlichen Essenz zu vermitteln. Die gesamte Gestaltung des Konzerts zeugte von gehaltvoller Einfachheit. Michaela Radakovics Maier hat aus der Hinterlassenschaft von rund 2.300 Gedichten einige wenige ausgesucht und diese vertont.
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Jorge Eduardo Garcia komponierte diese Vertonungen als Klaviersatz. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit kann ganz einfach unter dem Begriff „berührend“ subsummiert werden, wie die vielen Besucherinnen und Besucher nahezu einstimmig sagten. „Die Remise ist seit je her ein Ort der Begegnung und Kultur. Ein Ort, wo ein Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Publikum gelebt und zelebriert wird. Es ist dieser Austausch, der uns zusammenbringt und das gesellschaftliche Leben bereichert.
Dieses Miteinander spielt auch im Konzert ‚Hoffnung‘ eine ganz wesentliche Rolle“, zeigte sich Kulturstadtrat Cenk Dogan begeistert. Und führte weiter aus: „Die beiden lyrischen Klangabende zeigen, wie perfekt Lyrik, Musik und Erzählung ineinanderfließen und dadurch ein neues Ganzes erschaffen.“


Zeitlose Lyrik
Das Konzert gliederte sich in drei Teile, nämlich Erinnerung, Blüten und Hoffnung, wobei diese drei Teile schlüssig ineinandergriffen und aufeinander aufbauten. Walter Reutz kontextualisierte die Gedichte, indem er ein Lebens- und Zeitgefühl dieser Jahre wiedergab. Rose Ausländers Leben war von Fluchterfahrungen geprägt, nicht zuletzt durch diese Ereignisse sind ihre Gedichte auch heute noch aktuell.

Walter Reutz berichtete: „Ab 1978 zieht sie sich bis zu ihrem Tod 1988 völlig von äußeren Einflüssen zurück. Sie begibt sich in eine freiwillige Bettlägrigkeit, um sich ausschließlich dem Schreiben widmen zu können. Viele zeitlose Wahrheiten, tiefe Essenzen finden den Weg aufs Papier, und dies in vollendeter Form durch eine Autodidaktin. Trotz ihrer vergeblichen Suche nach Heimat, schenkt sie vielen Menschen Heimat in und mit ihren Worten.“ Michaela Radakovics-Maier ist mit den Konzerten, die sie selber finanziert hat, ein großes finanzielles Risiko eingegangen. Wie Rose Ausländer beweist sie jedoch einen außergewöhnlichen Mut darin, Herzensprojekte umzusetzen. Der Erfolg gibt ihr Recht. BI
