60 Jahre hinter dem Steuer: Schröckens Skibus-Legende

Skibusfahrer Herbert Ritter feierte ein besonderes Jubiläum.
Schröcken Endlich Feierabend! Nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag steuert Herbert Ritter zielstrebig die Skibus-Garage an – eine Routine, die er in den vergangenen Jahrzehnten Tausende Male vollzogen hat. Doch diesmal erwartet ihn eine Besonderheit: Vor der Garage hat sich ein kleines „Empfangskomitee“ versammelt, um mit ihm auf ein außergewöhnliches Jubiläum anzustoßen – „60 Jahre als Skibusfahrer“ sollen gefeiert werden.

Ein symbolisches Dankeschön
Es ist lediglich eine kleine Abordnung – sein Sohn Markus, Bürgermeister Stefan Schwarzmann und Siegi Hollaus von den Skiliften – die anwesend ist. Der Gemeindechef nimmt das Wort und erklärt: „Die heutige Begrüßung dieses verdienstvollen Tourismuspioniers sowie die Glückwünsche zu einem besonderen Berufsjubiläum sind lediglich symbolisch. Die angemessene Würdigung werden wir nach der Saison vornehmen; aktuell sind wir alle sehr beschäftigt und es mangelt an Zeit für eine ausgiebige Feier.“

Rückblick auf den Beginn einer Ära
Der Anlass für dieses vorzeitige Treffen, um Glückwünsche zu überbringen und sich für den sechzigjährigen Einsatz im Tourismus zu bedanken, war wohlüberlegt: „Ungefähr um diese Zeit – Februar/März – habe ich im Jahr 1964 die ersten Skiurlauber von Schröcken zur Sesselbahn nach Warth befördert. Zwar lässt sich der genaue Tag nicht mehr feststellen, doch es war kurz nach der Inbetriebnahme des Sessellifts in Warth Mitte Februar“, erinnert sich der Jubilar während eines Umtrunks in Ritters Pizzeria.

Dass er sechzig Jahre später immer noch hinter dem Steuer des Skibusses sitzen würde, hätte er sich damals wohl kaum vorstellen können. Doch tatsächlich bereitet ihm die Arbeit noch immer Freude, und er ist weit davon entfernt, müde zu sein. Entschlossen äußert er: „Ich bin bereit, mindestens noch eine Saison dranzuhängen, denn meinen Busführerschein habe ich bis Ende 2025 verlängert“, teilt er mit.

Von kleinen Anfängen zu großen Erfolgen
Seine Laufbahn als Skibusfahrer begann genau mit dem Start des Liftzeitalters am Hochtannberg. „Mit 18 Jahren erwarb ich 1963 meinen Führerschein, und wenige Monate später, im Februar und Dezember 1964, nahmen die Skilifte in Warth und am Salober ihren Betrieb auf – mein Onkel Alfons Strolz, einer der Gründer der Skilifte Schröcken, hatte meinen Vater dazu motiviert, ein Skibusunternehmen zu gründen. In der Saison 1962/63 hatte ich bereits den Titel des RTL-Jugendlandesmeisters erlangt, doch bald darauf stand ich vor der Wahl: Skirennfahrer oder Busfahrer zu werden. Schwere Verletzungen erleichterten mir diese Entscheidung und als ich schließlich mit 24 Jahren das nötige Alter erreichte, um auch den Busführerschein zu erlangen, und wir unseren ersten großen Skibus anschafften – bis dahin nutzten wir einen VW-Bus –, war die Entscheidung zwischen Ski und Bus endgültig gefallen.“

Generationenwechsel und Zukunftsaussichten
Vom VW-Bus ging es 1970 über zu einem großen Skibus, mit dem Herbert Ritter auch im Sommer unterwegs war. Österreich-Rundfahrten und Busreisen nach Irland, Schottland oder in den Süden sorgten für eine ganzjährige Beschäftigung. „2019 haben wir die letzte Rate für unseren aktuellen Skibus beglichen – ein passender Zeitpunkt für die Übergabe an meinen Sohn Markus, der auch den 1992 erbauten Kiosk auf der Schmitte übernahm.“

Seit fünf Jahren leitet nun Markus Ritter das Unternehmen, zu dem seit zwanzig Jahren auch die beliebte Pizzeria Ritters zählt. Um die Zukunft des Skibusses braucht er sich keine Gedanken zu machen, bestätigt Bürgermeister Schwarzmann: „Auch wenn die Dorfbahn realisiert wird, bleibt der Skibus unverzichtbar.“ STP
