Schröcken hofft auf „Mohnenfluh light“

VN / 29.08.2025 • 13:55 Uhr
Seit vielen Jahren leidenschaftlich diskutiert: das Großprojekt auf dem _Areal des ehemaligen Hotels Mohnenfluh in Schröcken. PETER STRAUSS
Seit vielen Jahren leidenschaftlich diskutiert: das Großprojekt auf dem Areal des ehemaligen Hotels Mohnenfluh in Schröcken. peter strauss

Gemeindevertretung berät in der ersten Sitzung nach der Sommerpause die neuen Pläne.

Schröcken Die erste Sitzung der Schröckener Gemeindevertretung nach der Sommerpause soll am 9. September – wieder einmal – ein Lostag für die künftige touristische Entwicklung der Walsergemeinde werden, denn das Gremium wird sich mit den modifizierten Plänen für die Verbauung des Mohnenfluh-Areals befassen.

Mit dem ersten Hallenbad (links im Bild) im Bregenzerwald setzte das Hotel Mohnenfluh in Schröcken vor fast 60 Jahren neue Maßstäbe.
Mit dem ersten Hallenbad (links im Bild) im Bregenzerwald setzte das Hotel Mohnenfluh in Schröcken vor fast 60 Jahren neue Maßstäbe.

Weniger Betten, mehr Hotel

Im Detail kennt Bürgermeister Stephan Schwarzmann die neuen Pläne nicht, er wollte im Gespräch mit der VN-Heimat auch nicht darüber spekulieren, was bei der Sitzung auf den Tisch kommt, zumal auch Marie-Luise Dietrich der Gemeindevertretung die neuen Pläne nicht vorab über die Medien darlegen will.

Wenn der Gemeindechef trotzdem eine Andeutung macht, dann verrät er kein „Geheimnis“, denn man habe sich grundsätzlich darauf geeinigt, das vor vier Jahren (im August 2021) präsentierte Projekt zu reduzieren und das Konzept mehr auf Hotel auszurichten.

Das großzügige Areal – rund 23.000 Quadratmeter – hat 2017 und 2021 die Planer offensichtlich dazu verleitet, Mega-Projekte zu entwickeln. Jetzt sollen reduzierte Pläne präsentiert werden.   
Das großzügige Areal – rund 23.000 Quadratmeter – hat 2017 und 2021 die Planer offensichtlich dazu verleitet, Mega-Projekte zu entwickeln. Jetzt sollen reduzierte Pläne präsentiert werden.  

Zurück zum Start

Nach jahrelangen Diskussionen, Planungen und Besitzerwechsel schien 2021 ein baldiger Baustart realistisch, denn Dietrich hatte 2019/20 mit ihrer Heimboden V Immobilienentwicklung GmbH das gesamte Mohnenfluh-Areal – rund 23.000 Quadratmeter – erworben und ein Konzept entwickelt, das rund 400 Betten vorsah.

Bürgermeister Stephan Schwarzmann: „Wir hoffen sehr, dass die neuen Pläne umsetzbar sind.“
Bürgermeister Stephan Schwarzmann: „Wir hoffen sehr, dass die neuen Pläne umsetzbar sind.“

Hotel, Restaurant und Chalets waren geplant – doch Anfang Juli 2021 hatte die Gemeinde Lech eine regelrechte Revolution angezettelt, die sich gegen die ausufernden Investorenmodelle richtete: Die Gemeindevertretung beschloss einen zweijährigen Baustopp, eine Reihe von Tourismusgemeinden schlossen sich dieser Initiative an, das Land reagierte und kündigte eine entsprechende Änderung der Raumplanungsrichtlinien an – und Schröckens damaliger Bürgermeister Herbert Schwarzmann (er übergab sein Amt im April 2023 an seinen Nachfolger Stephan Schwarzmann) zog die Reißleine: Man müsse das vorliegende Projekt im Lichte der aktuellen Entwicklung neu beurteilen stellte er damals klar. Diese „Neue Beurteilung“ war gleichbedeutend mit dem „Zurück an den Start“.

Marie-Luise Dietrich unternimmt mit der Heimboden V Immobilienentwicklung GmbH einen zweiten Anlauf.   
Marie-Luise Dietrich unternimmt mit der Heimboden V Immobilienentwicklung GmbH einen zweiten Anlauf.  

Mohnenfluh ist bald Geschichte

Hört man sich im Vorfeld der wichtigen Sitzung der Gemeindevertretung in Schröcken um, überwiegt Zuversicht, dass die neuen Pläne für die Nachnutzung des Mohnenfluh-Areals umgesetzt werden können. Optimistisch sind auch die Projektbetreiber, die mit dem „Ausräumen“ des Objekts begonnen haben und das Gebäude für den Abbruch vorbereiten, wie Bürgermeister Schwarzmann gegenüber der VN-Heimat betont: „Das Mobilar wird je nach Zustand wiederverwendet oder entsorgt, das bestehende Gebäude in das neue Projekt zu integrieren macht keinen Sinn, es wird abgerissen.“

Seit Jahren unbewohnt – jetzt steht das ehemalige Hotel Mohnenfluh offenbar vor dem Abriss.
Seit Jahren unbewohnt – jetzt steht das ehemalige Hotel Mohnenfluh offenbar vor dem Abriss.

Einstiges Tophotel „vernachlässigt“

Das traditionsreiche Hotel – 1966 und vor allem 1981 durch Brände schwer in Mitleidenschaft gezogen, aber jeweils wieder aufgebaut – war viele Jahre „Flaggschiff“. Nach dem Brand 1966 sorgte Hotelier Alfons Strolz – er war 1964 mit den Skiliften Schröcken auch Skiliftpionier am Salober – für Schlagzeilen, als er das erste Hotel-Hallenbad im Bregenzerwald baute.

2007 kaufte eine Investorengruppe das Mohnenfluh-Areal und hatte große Pläne – 2017 wurde ein Projekt mit 200 Hotelzimmern, 66 Chalets, 20 Apartments und 16 Villen präsentiert. Pläne, die nie umgesetzt wurden, aber negative Auswirkungen auf das Hotel hatten: Wegen der hochfliegenden Visionen wurde das Hotel „vernachlässigt“, notwendige Modernisierungen unterblieben und das Haus wurde zum Auslaufmodell. Der Hotelbetrieb wurde nach und nach heruntergefahren und am Ende komplett eingestellt. Einige Jahre diente die Mohnenfluh noch als Personalunterkunft, zuletzt war sie unbewohnbar. STP