Kult-Ski Kästle ist zurück

Heimat / 21.03.2024 • 10:30 Uhr
Kästle Skimuseum
Rudolf Knünz und Gerlinde Kästle kamen ins Kästle Skimuseum. STP/8

Sonderausstellung im FIS-Skimuseum erzählt die 100-Jährige Geschichte der Marke.

Damüls, Hohenems Es markierte ein trauriges Jubiläum, als 75 Jahre nach Gründung der Skifirma in Anton Kästles Wagnerei die Marke Kästle von der Bildfläche verschwand. Der damalige Eigentümer – Benetton – legte 1999 die Marke endgültig still. Umso erfreulicher gestaltete sich das Engagement mutiger Investoren um Rudolf Knünz, die acht Jahre später in den Hohenemser Kästle-Werkhallen den Neustart wagten.

Kästle Skimuseum
36 Jahre nach Oslo die erfolgreichste „Kästle-Olympiade“: Hubert Strolz und Sigrid Wolf (Bild) sowie Anita Wachter und Pirmin Zurbriggen holten 1988 in Calgary zusammen viermal Gold.

Hundert Jahre Ski-Geschichte

Heuer kann der legendäre Ski, der nicht nur Millionen von Skisport-Begeisterten faszinierte, sondern auch zahllose Stars zu Triumphen bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und im Weltcup verhalf, sein hundertjähriges Jubiläum feiern. Ein besonderer Anlass, den Christian Lingenhöle und der Verein FIS-Skimuseum in Damüls mit einer Sonderausstellung in der Kulisse Pfarrhof gebührend ehren.

Kästle Skimuseum
1924 begann alles in der Wagnerei von Anton Kästle sen. Kästle-Produkte: Leiterwagen, Geben, Holzbottiche, Rodel, Leitern usw.

Die Marke Kästle erlebt ein Revival

Kästle hat sich erneut etabliert, konnten Clemens Tinzl und Markus Wäger bei der Ausstellungseröffnung stolz vermelden, denn die Traditionsmarke ist wieder gefragt und dabei, auch im alpinen und nordischen Weltcup erneut Präsenz zu zeigen. Ester Ledecka, Ilka Stuhec und die amtierende Abfahrtsweltmeisterin Jasmin Flury sind die alpinen Vorzeigeathletinnen. Zudem zeigt sich Kästle auch in der Freeride-Szene – mit Lorraine Huber – und im Freestyle – mit Mathias Graf – stark engagiert.

Kästle Skimuseum
Clemens Tinzl erläutert dem Damülser „Museums-Bürgermeister“ Stefan Bischof und dem Kästle-Standort-Gemeindechef Dieter Egger (l.) aus Hohenems, dass Kästle auch exklusive Bikes produziert.

Zukunftsperspektiven und Legenden

Bei der Feier im Damülser Dorfsaal standen vorrangig Zukunftsperspektiven der Traditionsmarke im Fokus, deren Firmensitz auch nach der Verlegung der Serien-Produktion nach Nové Město na Moravě (CZ) in Hohenems verbleibt. Im Ländle bleiben Forschung und Entwicklung sowie der Rennsportbereich angesiedelt.

Kästle Skimuseum
Die Bildergalerie von den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1964 weckt bei der Silbernen Edith Rhomberg-Zimmermann Erinnerungen.

Nach dem Festakt, zu dem auch „Kästle-Legenden“ aus verschiedenen Epochen – Edith Rhomberg-Zimmermann, Heidi Strasser-Zimmermann, Werner Bleiner, Ingrid Schmid-Gfölner, Pamela Behr (mit Gatten Christian Knauth), Ingrid Eberle-Trappel und ihre Schwester Sigrid Dorner-Eberle, sowie Special Olympics-Athlet Wilfried Mätzler, Gerlinde Kästle, Rudolf Knünz, das Kästle-Urgestein Max Renner oder der Standort-Bürgermeister Dieter Egger gekommen waren, leitete ein emotionales und berührendes Video-Statement von Pirmin Zurbriggen zum Rundgang in der Ausstellung über.

Kästle Skimuseum
Nostalgische Erinnerung: Mandy Strasser amüsiert sich auf der Stiege zur Kästle-Sonderausstellung über das Bilddokument vom legendären Sechser-Schlepplift am Pfänder, der seit vielen Jahren Geschichte ist.

Vom Wagnerei-Produkt zum Skizeitalter

Beim Eintritt in die Ausstellung, die bis Ostern 2025 geöffnet ist, stehen noch keine Kästle-Ski, denn Anton Kästle sen. fertigte in seiner Wagnerei zunächst u. a. Leiterwagen, Leitern, Holzbottiche oder auch Gebsen. Das Zeitalter der Skier begann 1924 – ein Exemplar aus den ersten Serien, mit einer jährlichen Produktion von 15 bis 20 Paar in den Anfängen, eröffnet die Geschichte der Kästle-Ski, die anfangs als ‘Arlberg-Ski von Kästle’ bekannt waren.

Kästle Skimuseum
Gutgelaunte „silberne Zimmermann-Sisters“ Edith (Silber Olympia-Abfahrt 1964) und Heidi (Silber WM-Riesentorlauf 1966).

Dies erläuterten Christian Lingenhöle und seine Mitstreiter Egon Reiner und Pepi Osl, als sie die Festgäste durch die Ausstellung führten. Unter den teilweise „exotischen“ Modellen fanden sich auch ein Mono-Wasserski oder der experimentelle „Düsenski“, der ebenso wie sein Vorgänger, der „Trichterski“, floppte und nie im Renneinsatz verwendet wurde.

Kästle Skimuseum
„WWW“ – von wegen World Wide Web, im FIS-Skimuseum erläutert Reinold Moosbrugger, dass diese Abkürzung Wälder, Walser, Wintersport bedeutet.

Innovationen und Erfolge

Kästle hat mit Innovationen wie dem CPM-Skibauprinzip (Compound Plastic Metal) und dem „Tour Randonnée“, dem leichtesten Ski für Hochalpinisten, Maßstäbe gesetzt. In der Erfolgsbilanz von Kästle glänzen 133 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, ergänzt durch eine weitere im Jahr 2022 in Peking, als Marion Thenault, Miha Fontaine und Lewis Irving im Freestyle Mixed Arials auf Kästle-Skiern Bronze gewannen. STP