Nostalgie bei der Aufführung „Die Korrektur eines Tunichtguts“ beim Theater im Kies

Heimat / 19.08.2024 • 16:00 Uhr
Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Eine stimmungsvolle Atmosphäre gab es bei der Premiere am Theater im Kies. ALLE BILDER:ALO

Zahlreiche begeisterte Zuschauer wohnten am vergangenen Mittwoch der Premiere des Theaterstücks „Die Korrektur eines Tunichtguts“ im Kies Kopf Areal in Altach bei.

Altach Schon 2023 wurde bei zahlreichen Veranstaltungen die Begradigung des Rheins, beziehungsweise der Durchstich bei Diepoldsau, welcher vor 100 Jahren realisiert wurde, gefeiert. Zu diesem Anlass hat die aus Wien stammende und nun in Hohenems lebende Heidi Salmhofer mit viel Herzblut das Stück „Die Korrektur eines Tunichtguts“ geschrieben und aufgeführt. Ein Jahr später entschloss sich jetzt die Stadt Hohenems und die Gemeinde Altach dieses außergewöhnliche Stück erneut und zum Teil mit einer anderen Besetzung dem Publikum näherzubringen.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Elisa Rosegger (Leiterin des Kulturreferates der Stadt Hohenems), Erika Kawasser (Kulturstadträtin), Franz Kopf (Hausherr der Firma Kies-Kopf), Heidi Salmsacher (Buch und Regie), Paula Czizegg (Regieassistentin).

Der Titel des Theaterstücks hätte nicht besser gewählt werden können. Mit der Bezeichnung Tunichtgut denkt man anfänglich eher an einen Menschen, welcher sich andauernd daneben benimmt, als an den Fluss, welcher im Bündnerland entspringt und in den Niederlanden ins Meer mündet. Mit Korrektur sind die zahlreichen Bemühungen gemeint, den Vater Rhein in richtige Bahnen zu lenken, um die im 19. Jahrhundert mehrfach stattgefundenen Überschwemmungen zu verhindern. Auch der Standort auf dem Kies Kopf Areal sucht seinesgleichen. Wenig hundert Meter weiter oben erfolgte der Diepoldsauer Durchstich. Ab diesem Zeitpunkt hieß es nun Alter Rhein, welcher sich von Altach bis hinunter zum Zollamt Schmitter erstreckt und ein Juwel für Erholungssuchende darstellt.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Die 20 Schauspielerinne und Schauspieler vor ihrem Auftritt.

Die 20 Schauspielerinnen und Schauspieler setzen sich vorwiegend aus Amateuren der Kulturvereine Lustenau/Höchst, der Theatergruppe Rhybrugg Diepoldsau, des Theaterkreises Altach, des Spielkreises Götzis, des Musiktheaters Götzis und der Laienbühne Hohenems zusammen.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Die Premiere vergangenen Mittwoch war ausverkauft.

„Die Korrektur eines Tunichtguts“ – Eine Collage zurückblickend auf das 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Anfänglich wurde das Leid der Bevölkerungen und die Ratlosigkeit geschildert, denn den mehrfachen Überschwemmungen des Rheins konnte nichts entgegengesetzt werden. Dann die Diskussionen der Männer in den Gaststätten. Bei diesen Mostrunden fasste sich der nicht mehr ganz nüchterne Johann Ender aus Mäder den Entschluss beim Kaiser in Wien vorstellig zu werden um eine großzügige Hilfe zu bitten. Mit einem Pferd beritten, setzte er dies dann auch in die Tat um.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Die Waschfrauen am Rhein.

Amüsant war die Szene, als der junge Mäderer Bursche versuchte, den Kaiser für sein Anliegen zu gewinnen. Die Vorarlberger Mundart und das Wienerisch des Kaisers trugen anfänglich nicht viel zur Verständigung bei. Der Kaiserdiener fungierte als Übersetzer und schlussendlich wurde der Bitte um Hilfe stattgegeben.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Eine Szene mit dem Kaiser Franz Josef.

Man schrieb das Jahr 1892. Ein Vertreter des Kaisers Franz Josef I und einer des Schweizer Bundesrates, sowie ein regionaler Vertreter trafen sich zur Unterzeichnung des Staatsvertrages zur Regulierung des Alpenrheins, im Theaterstück halt am Wasser des Alten Rheins beim Kieswerk. Man schöpfte Hoffnung. Es traten aber auch Bedenken auf, da für den Neuen Rhein auch wertvolles Ackerland geopfert werden musste.

Zeno Langenbahn aus Vaduz in der Rolle von Vater Rhein - © Armin Loacker
Zeno Langenbahn aus Vaduz in der Rolle von Vater Rhein.

Die nächsten Szenen handelten von Arbeitern beim Pausenbrot, welche sich Geschichten über ihre Arbeit erzählten. Romantik kam auf, als ein Altacher Mädel sich in einen Diepoldsauer verliebte und von Schmugglern, welche das Fehlen von Zollschranken zu ihrem Nutzen machten. Der Tag der Sprengung des Durchstiches – eingeleitet von noblen Festrednern – verlief nicht unbedingt zufriedenstellend. Das Wasser bahnte sich erst nur widerwillig den Weg zum Neuen Rhein in die Schweiz.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Die Schauspielerinnen und Schauspieler am Ende der Vorführung.

Der Alte Rhein weiß nicht nur von schönen Geschichten zu erzählen. Als der damalige Gauleiter Hofer im Jahr 1938 das Hitlerregime in Vorarlberg verkörperte, brach eine unheilvolle Zeit an. Er trat in seiner braunen Montur entschlossen vor das Publikum und begrüßte dieses mit „Heil Hitler“ ,was für Stille und Befremdung sorgte. Dann daraufhin beeindruckende und nachdenkliche Szenen. Mehrere, damalige Hohenemser Juden stellten sich daraufhin namentlich beim Publikum vor und erzählten ihre traurigen Geschichten vom Verlassen ihrer Heimat.

Theater im Kies - "Die Korrektur eines Tunichtguts"
Theater im Kies – “Die Korrektur eines Tunichtguts”

Der Schluss handelte von der Gegenwart, wie wir den Alten Rhein erleben. Erholungssuchende für Badende, Laufsportler, Radfahrer, Spaziergänger mit Hund und von Fischern. ALO