“Ein Zufluchtsort für Menschen in akuter Not”

Heimat / 25.11.2024 • 17:28 Uhr
Notschlafstelle der Caritas wird renoviert
Am Jahnplatz 4 in Feldkirch gehen Handwerker derzeit ein und aus. VN/Paulitsch

Alexandra Achatz eröffnet Einblicke in ein Projekt, das weit mehr als nur bauliche Veränderungen verspricht.

Feldkirch Seit etwa sechs Jahren leitet Alexandra Achatz die Notschlafstelle der Caritas in Feldkirch. In ihrer Rolle konfrontiert sie sich Tag für Tag mit den vielschichtigen Gründen, die Menschen in Notlagen stürzen – von Trennungen über Verschuldung und Arbeitsplatzverlust bis hin zu Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen.

Notschlafstelle der Caritas wird renoviert
Alexandra Achatz arbeitet seit 15 Jahren in der Wohnungslosenhilfe.

“Es motiviert mich täglich, Menschen in Not einen sicheren Rückzugsort zu bieten, sie bei der Wohnungssuche zu unterstützen und konkrete Lösungsansätze zu entwickeln, die ihre Lebenssituation nachhaltig verbessern“, erzählt die Bludenzerin. Umso mehr freut sie sich darüber, dass die Einrichtung nun umfassend renoviert wird.

Notschlafstelle der Caritas wird renoviert
In Zukunft können Betroffene in Einzelzimmern übernachten.

Mehr Privatsphäre durch Einzelzimmer

Die Notschlafstelle bietet jährlich etwa 200 Menschen eine temporäre Unterkunft. Je nach Anspruch können Betroffene zwischen vier und 28 Tagen in der Einrichtung nächtigen. In dieser Zeit haben sie die Möglichkeit, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. „Die Notschlafstelle dient als Zufluchtsort für Menschen in akuter Not. Wir wollen nicht nur eine sichere Umgebung schaffen, sondern den Betroffenen langfristig wieder auf die Beine helfen“, erklärt Achatz.

Notschlafstelle der Caritas wird renoviert
Die ehemaligen Doppelzimmer werden mittels einer Zwischenwand geteilt.

Ein Kernstück der Umbauten ist die Umwandlung von Doppel- in Einzelzimmer. So entstehen acht separate Räume, die den Betroffenen mehr Privatsphäre bieten. Die Kapazität der Schlafplätze bleibt dabei unverändert. „Wohnungslosigkeit ist eine akute existenzielle Krise, die für die Betroffenen mit enormen Belastungen verbunden ist”, erklärt die Bludenzerin und fügt hinzu: “Die Rückzugsmöglichkeit in ein Einzelzimmer wirkt unmittelbar entlastend und unterstützt die psychosoziale Stabilisierung in dieser krisenhaften Ausnahmesituation.“

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Die Wände werden so platziert, dass die bereits bestehenden Fenster halbiert werden. Die Lücke zwischen den Zimmern wird dann mit Milchglas geschlossen.

Ein weiteres Highlight soll der Ausbau der Sanitäranlagen sein. „Wir werden die Möglichkeit haben, den Betroffenen getrennte Duschen und WCs anzubieten. Das war vorher nicht der Fall. Besonders für Frauen, die unsere Einrichtung bisher leider nur selten nutzen, erhoffen wir uns so eine gesteigerte Akzeptanz des Angebots“, lässt Achatz wissen.

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In etwa drei Wochen werden die Arbeiten an den Sanitäranlagen abgeschlossen sein.

Laut ihr nehmen Frauen über Monate oder Jahre hinweg sehr viel in Kauf, um nicht auf der Straße leben zu müssen. Sie ertragen oft häusliche Gewalt oder geraten in Abhängigkeitsbeziehungen. „Frauen tun sehr viel dafür, nicht als wohnungslos wahrgenommen zu werden. Wir hoffen, dass sich durch die Adaptierungen der Zimmer, Sanitäranlagen und auch durch den separaten Aufenthaltsraum nun mehr Frauen trauen werden, zu uns zu kommen“, meint die 49-Jährige.

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Auch die Räumlichkeiten der Mitarbeiter werden saniert.

Verbesserte Arbeitsbedingungen

Die Sanierung umfasst auch einen neugestalteten Bereich für die Mitarbeiter. „Nach 24 Jahren im Vollbetrieb war der Sanierungsbedarf unübersehbar“, erklärt Achatz. Die gesamte Innenausstattung wird modernisiert, um den Alltag in der Einrichtung zu erleichtern und den Mitarbeitern bessere Arbeitsbedingungen zu bieten.

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Die Sanierungsarbeiten sollten bis Februar 2025 abgeschlossen sein.

Gemeinschaftliche Finanzierung

Finanziert wird der Umbau komplett durch Spendengelder. Die Caritas schätzt die Kosten für den Innenausbau auf rund 500.000 Euro. „Die Solidarität der Gemeinschaft ist in diesen Zeiten wichtiger denn je“, hebt die Leiterin der Notschlafstelle hervor. Die Kosten für die Sanierung der Gebäudehülle können durch Förderungen abgedeckt werden.

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Eine neue Küche gehört nun ebenfalls zum Inventar.

“Mehr als nur Unterkunft”

Trotz der Herausforderungen durch die Bauarbeiten, wie Lärm, Staub und eingeschränkte Raumkapazitäten, blickt Achatz optimistisch in die Zukunft. „Die Belastungen sind temporär, aber der langfristige Nutzen, den die neuen Räumlichkeiten bieten, ist es wert. Es geht um mehr als nur Unterkunft. Es geht um die Wiederherstellung von Würde und die Förderung von Eigenständigkeit“, meint sie abschließend.

Spenden zur Unterstützung der Notschlafstelle Feldkirch sind über folgendes Konto möglich: IBAN AT32 3742 2000 0004 0006, Verwendungszweck “Notschlafstelle”.

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So sahen die Zimmer vor den Sanierungsarbeiten aus. Vor dem Umbau gab es zwei Einzel- und drei Doppelzimmer.