„Ein zusätzliches Risiko“ – Wie zwei Geschäftsfrauen neue Wege gingen

Viele Selbstständige kämpfen mit Platzmangel und hohen Mietkosten. Zwei Ladenbesitzerinnen haben diese Herausforderungen kreativ gelöst.
Darum geht’s:
- Zwei Geschäftsfrauen teilen sich einen Laden in Feldkirch.
- Ihre Produktlinien sind unterschiedlich, aber komplementär.
- Beide legen Wert auf Qualität und nachhaltigen Handel.
Feldkirch Wer gerne durch die Neustadt schlendert und dabei einen gemütlichen Einkaufsbummel genießt, dem sind die Namen „KLEIDERgrün“ und „Yomabi“ sicher nicht unbekannt. Was viele jedoch nicht wissen: Die beiden Geschäfte sind eigenständig, teilen sich aber einen Laden.

Glückliche Nachbarschaft
Die 56-jährige Ranklerin Franziska Wolf und die 36-jährige Katharina Feurstein aus Göfis machen seit vier Jahren gemeinsame Sache. Zuvor führten die beiden Geschäftsfrauen und dreifachen Mütter ihre Läden im Feldkircher “Goaßzipfel”. „Wir waren dort direkte Nachbarn und haben uns damals schon gut verstanden“, erzählt Katharina. „Durch meine Ausbildung und Franziskas jahrelange Tätigkeit als Ergotherapeutin hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander“, meint die gelernte Physiotherapeutin und Tierpflegerin.

„Ein zusätzliches Risiko“
Die zwei Geschäftslokale der Frauen wurden jedoch irgendwann zu klein. „Mit der Zeit hatten wir einfach beide keinen Platz mehr, um unsere Waren zu präsentieren“, berichtet Franziska, die Gründerin von „KLEIDERgrün“. Sie suchte deshalb nach neuen Räumlichkeiten und wurde in der Neustadt, nur wenige Meter vom “Goaßzipfel” entfernt, fündig. Ein größeres Geschäft bedeutet jedoch auch höhere Miet- und Betriebskosten. „Für Selbstständige ist das natürlich eine Herausforderung. Man geht beim Einkauf der Waren in Vorleistung und weiß nie genau, ob und wann sich ein Käufer findet. Höhere Fixkosten sind dabei ein zusätzliches Risiko“, erklärt sie.

Ein kreatives Konzept
Da auch Katharina dringend mehr Platz benötigte, kamen die Beiden auf eine ungewöhnliche Idee. „In Großstädten sieht man öfter Geschäfte, die sich zusammenschließen und eine Ladenfläche teilen. In Vorarlberg ist dieses Konzept nach wie vor eher selten“, erklärt „Yomabi“-Inhaberin Katharina. Sie hebt hervor, dass Franziska die treibende Kraft hinter der Idee war und räumt ein, anfangs ihre Zweifel gehabt zu haben. „Man fragt sich natürlich, ob das wirklich der richtige Schritt ist oder ob man sich selbst nicht zu viel zutraut“, erinnert sich die 36-Jährige.

„Heute weiß ich, dass meine Entscheidung stimmig war. Ich habe sie keinen einzigen Tag bereut und wir haben hier auch einen tollen Vermieter gefunden“, meint die Göfnerin strahlend. „Es ist generell ein großartiger Standort für ein Geschäft. Das Stadtmarketing und die Stadt Feldkirch tun viel für den lokalen Handel. Übers Jahr verteilt gibt es jede Menge Veranstaltungen, die Besucher anlocken. Zudem macht die schöne Stadtgestaltung mit den ganzen Verweilmöglichkeiten und der Begrünung viel aus“, fügt Franziska hinzu.

Gemeinsam stark
Die zwei Frauen teilen sich nicht nur die Kosten auf, sondern profitieren auch voneinander. „Es ist einfach schön, dass Katharina da ist. Wir führen oft nette Gespräche und tauschen uns regelmäßig aus“, freut sich Franziska. Auch Katharina Feurstein ist froh, ihre ältere Kollegin zu haben. „Franziska hat so viel Erfahrung und Wissen. Es ist großartig, dass ich immer eine Ansprechpartnerin habe. Ich lerne viel von ihr und schätze ihren Rat sehr“, erzählt sie.

Zwei Läden, ein Gedanke
Eine Konkurrenzsituation hat das Duo keineswegs. Ihre Produktlinien sind komplett verschieden, passen aber dennoch ideal zueinander. Im „KLEIDERgrün“ findet man, wie der Name schon sagt, Anziehsachen für Damen und Herren. Franziska, die neben ihrer Ergotherapie-Ausbildung auch Schneidermeisterin ist, bietet zusätzlich einen praktischen Service: Sie steckt zu lange Hosen ab und übernimmt die Hälfte der Kosten für eine Anpassung beim Schneider.

Außerdem gibt es in ihrem Sortiment Keramikwaren, Papierprodukte, Teppiche und Accessoires. Bei „Yomabi“, kurz für Yoga-Mama-Baby, dreht sich hingegen fast alles um die Kleinsten. Dort gibt es Babysachen, Kleidungsstücke für Kinder wie Jacken, Pullover, T-Shirts und Hosen, aber auch Spielsachen und Yogazubehör.

Damit ergänzen sich die Angebote der beiden Frauen optimal. Nicht ergänzend, sondern gleich, ist dafür ihre Philosophie. Sie basiert auf biologischer Ware und nachhaltigem Handel. „Katharina und ich legen großen Wert auf Qualität und Herkunft. Wir arbeiten nur mit transparenten Lieferanten zusammen, deren Produkte aus hochwertigen Materialien bestehen und fair produziert werden“, erklärt Franziska Wolf abschließend.
















