Deshalb fordert die Wildbach- und Lawinenverbauung eine effektive Jagdregelung

Der Klimawandel und ungenügende Bejagung erschweren die Durchführung der dringend notwendigen Schutzmaßnahmen.
Bludenz Die Schutzmaßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) sind in ganz Vorarlberg zu sehen, unzählige Sicherungsmaßnahmen wurden im Laufe der Zeit errichtet. „Viele gefährdete Siedlungsgebiete gelten nach menschlichem Ermessen als gesichert,“ so der aktuelle Gebietsbauleiter der WLV Bludenz, DI Johann Kessler. Aber es gibt neue Probleme die sich aufgrund von sich ändernden klimatischen Bedingungen auftun.

Aufgaben im Wandel
„Neben den „technischen“ Verbauungen war und ist es ein Hauptziel der WLV, den Schutzwald in enger Zusammenarbeit mit Landesforstdienst und Waldbesitzern zu erhalten und zu verbessern. „Eine direkte Folge des Klimawandels ist, dass diese Aufgabe zunehmend komplexer wird und uns auch die nächsten Jahre beschäftigen wird“, gibt DI Kessler die Thematik vor.

Durch Starkniederschläge kommt es vermehrt zu Rutschungen. Sturmereignisse führen zu Windwürfen, bei denen Baumbestände vernichtet werden. In Folge kommt es oft zu Steinschlägen, die das Gefahrenpotential erhöhen und aufwändig saniert werden müssen“, erklärt der erfahrene Diplomingenieur der WLV.

Prävention statt Reaktion
Vorbeugende Schutzwaldbewirtschaftung und –sanierung, welche die Bewohnbarkeit der Alpentäler garantiert, ist das Gebot der Stunde. „Gott sei Dank zweifelt inzwischen niemand von fachlicher Relevanz an dieser Tatsache“, so DI Kessler. Diese Maßnahmen erfordern natürlich auch Steuermittel, die letztendlich der örtlichen Bevölkerung zu Gute kommen. So wurden im Bezirk Bludenz im Jahr 2024 1,5 Millionen Euro in die Verbesserung der Schutzwälder investiert, die den dauerbesiedelten Bereich schützen sollen“, erklärt Kessler.

Wer braucht die Jagd?
Natürliche Waldverjüngung ist die kostengünstigste Maßnahme der Schutzwaldbewirtschaftung. Die konsequente Bejagung ist ein Schlüsselelement für die nachhaltige Entwicklung. „Neben den Problemstellungen der Natur, sind es die überhöhten Wildbestände, die unserer Arbeit erheblich erschweren“, weiß Kessler. Laut einer Studie von 2024 sind z.B. die Rotwildbestände im Montafon zumindest doppelt so hoch, wie es das Biotop verträgt. Das erhöht nicht nur die Gefährdung durch TBC sondern es sind vor allem die Keimlinge und der Jungwald die darunter leiden. Die nachhaltige Verjüngung der wichtigen Tiefwurzler wie z.B. der Weißtanne, ist dadurch österreichweit massiv gefährdet. Das Gamswild, dass in den relativ ruhigen, weil meist unzugänglichen Schutzwäldern vermehrt einsteht, ist ein zusätzlicher erschwerender Faktor. „Der Wald benötigt dringend qualifizierte Jäger, die das Ziel einer nachhaltigen, natürlichen Verjüngung verfolgen”, erklärt DI Kessler.

Fehlgeleiteter Tierschutz
Um diese konsequente Bejagung zu gewährleisten, erlässt die Behörde Freihaltebescheide in besonders schutzrelevanten Gebieten. Die darin genannten Wildarten müssen ganzjährig bejagt werden, um es zu reduzieren bzw. zu verdrängen. Durch einen aktuellen Einspruch des Tierschutzvereins „Wildes Bayern“, wurde die Bejagung des Gamswildes in 11 Freihaltungen des Bezirkes Bludenz ausgehebelt. Die dringend notwendige Bejagung wurde massiv erschwert und die Arbeit der Forstleute, Großteiles mit Steuermitteln finanziert, ad absurdum geführt. Es gibt eine EU-FFH-Richtlinie, nach der nur Wild bejagt werden darf, dessen Bestand als gesichert gilt und auf „grün“ steht. Das ist in Vorarlberg beim Gamswild der Fall. „Niemand will das Wild ausrotten, dass ist per se auch gar nicht möglich. Die Landesverwaltung ist nun gefordert, diesen Missstand rasch zu beheben und im Sinne der Bevölkerung die Schutzwalderhaltung zu unterstützen“, so DI Kessler abschließend. STO



