Von der städtischen Bleiche zur industriellen Hochburg

Heimat / 31.01.2025 • 11:01 Uhr
Von der städtischen Bleiche zur industriellen Hochburg
Gemälde der Fabrikanlage Felsenau mit Blick in den Walgau, 1880. Zentralarchiv Getzner, Mutter & Cie.

Am Eingang der Illschlucht bei Frastanz-Felsenau wandelte sich eine städtische Bleiche zur renommierten Türkisch-Rotfärberei.

Feldkirch Im 17. Jahrhundert etablierte die Stadt Feldkirch in Felsenau eine Bleiche, die für die damalige Textilverarbeitung unverzichtbar war. Mit der Errichtung einer neuen Bleiche in Meiningen verlor der Standort jedoch an Bedeutung. Der Wendepunkt kam im Jahr 1821, als Christian Getzner, ein aufstrebender Unternehmer, die Bleiche übernahm.Getzner stand unter Druck: Seine 1819 in Feldkirch gegründete Türkisch-Rotfärberei musste schließen, da die Geruchsbelästigung, die Feuergefahr und die Verschmutzung des Metzgerbaches die Behörden zum Eingreifen zwangen. Mit dem Erwerb der Bleiche in Felsenau fand Getzner den idealen Ort, um seine Produktion fortzusetzen. Trotz bürokratischer Hürden baute das Unternehmen „Getzner und Comp.“ den Standort kontinuierlich aus.

Von der städtischen Bleiche zur industriellen Hochburg
Die Spuren dieser Epoche bleiben bis heute sichtbar. Rechts das erhaltene Lagergebäude, im Vordergrund die Naturbleiche.

Beeidruckendes Industrieareal

Bereits in den 1830er Jahren war die Felsenauer Baumwolldruckerei eine der drei bedeutendsten in Vorarlberg. Ab den 1840er Jahren ergänzten modernste Anlagen wie eine Schnellbleiche, eine Walkerei und eine Appretur die Produktion. Der Standort entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitgeber: Über siebzig Menschen fanden hier in den besten Zeiten Arbeit. Die Fabrikanlage in Felsenau war ein imposantes Ensemble aus verschiedensten Gebäuden, deren Ausmaße auf historischen Aufnahmen gut zu erkennen sind. Die markante Lage am Hang und die weithin sichtbare Fabrik prägten das Landschaftsbild. Die Naturbleiche erstreckte sich auf den Wiesen nahe der Ill, wo sich heute die Bundesstraße nach Feldkirch befindet.

Erstes Schwimmbad des Landes

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlagerte „Getzner, Mutter & Cie.“ den Schwerpunkt seiner Aktivitäten nach Bludenz und Nenzing. Zwar blieb die Rotfärberei in Felsenau bis 1902 in Betrieb, jedoch wurde in den letzten Jahrzehnten kaum noch in den Standort investiert. Schließlich erwarb die Stadt Feldkirch die Anlage, die teilweise zu Wohnzwecken umgebaut wurde. 1903 fand das alte Färbebecken eine neue Funktion als Wasserbecken für das erste städtische Schwimmbad Vorarlbergs, das in Felsenau eröffnet wurde. Bis 1983 verschwanden die meisten Fabriksbauten, nur ein großes Lagergebäude blieb erhalten. Heute beherbergt es ein Kunstatelier, verborgen hinter den halbrunden Maueröffnungen mit Ziegelgittern. MEC