Großer Katzenjammer auf Maria Ebene

Heimat / 07.02.2025 • 15:51 Uhr
Großer Katzenjammer auf Maria Ebene
Das Krankenhaus Maria Ebene inmitten der idyllischen Vorarlberger Landschaft – bis vor Kurzem auch das Zuhause der Streunerkatzen “Peterle” und “Ohanna”.

Die Patienten im Krankenhaus Maria Ebene vermissen ihre Streunerkatzen. Was ist mit den Beiden passiert?

Frastanz Jahrelang streunten die Katzen „Peterle“ und „Ohanna“ rund um das Krankenhaus Maria Ebene. Viele Patienten hatten sich an die zutraulichen Tiere gewöhnt, streichelten sie regelmäßig am Gartenhäuschen und fütterten sie gelegentlich. Doch seit dem Sommer kam es zunehmend zu Problemen, weil die Katzen offenbar wiederholt in die Innenräume des Krankenhauses gelangten. Fast zeitgleich wurde eine Führungsposition in der Klinik neu besetzt.

Im Krankenhaus Maria Ebene ist personell noch keine Ruhe eingekehrt.  Maria Ebene
Während die Patienten im Krankenhaus Maria Ebene die Katzen als Trostspender schätzten, sah die Klinikleitung in ihrem Eindringen in die Gebäude ein Hygieneproblem. Maria Ebene

Patienten vermissen ihre tierischen Begleiter

„Die positive Wirkung von Tieren auf das menschliche Wohlbefinden ist längst bewiesen“, schreibt ein Patient in einer Nachricht an die Redaktion. „Viele Einrichtungen setzen Tiere gezielt ein, um Bewohnern oder Patienten zu helfen. Doch hier wurden die Katzen einfach ins Tierheim verfrachtet.“ Die Streunerkatzen hätten Trost gespendet, das Gefühl der Einsamkeit verringert und seien für viele Patienten eine emotionale Stütze gewesen.

Krankenhaus verweist auf Hygienevorschriften

Während das Krankenhaus Maria Ebene grundsätzlich auf tiergestützte Therapie setzt, sind Katzen laut Klinikleitung nicht Teil dieses Konzepts. „Peterle“ und „Ohanna“ hätten keinen festen Besitzer gehabt und seien zunehmend ins Gebäude gelangt.

Philipp Kloimstein und Hanjörg Herbst
An der Eingangstür zum Krankenhaus sind entsprechende Hinweise bereits angebracht. Neuerdings wurde auch ein Verbot vor den Gebäuden verhängt. VN/HARTMANN

„Eine Katze hat in den Innenräumen eines Krankenhauses nichts verloren“, betont Dr. Philipp Kloimstein, Medizinischer Leiter des Krankenhauses. „Es gibt Patienten mit Tierhaarallergien, und es gibt hygienische Vorschriften – da können wir keine Ausnahme machen.“

Philipp Kloimstein und Hanjörg Herbst
Dr. Philipp Kloimstein, medizinischer Leiter und Verwaltungsdirektor Hanjörg Herbst betonen, sowohl im Rahmen ihrer Möglichkeiten als auch im Sinne des Tierwohls gehandelt zu haben. VN/HARTMANN

Auch Verwaltungsdirektor Hansjörg Herbst verteidigt die Entscheidung: „Wir haben uns intensiv um eine Lösung bemüht und mit der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch sowie dem Tierheim Dornbirn zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass die Katzen gut untergebracht werden. Uns wurde mehrfach zugesichert, dass ein guter Platz für die beiden gefunden wird.“

Dennoch bleiben Fragen offen: Warum konnten die Katzen nicht außerhalb des Krankenhauses weiterleben? Gab es tatsächlich keine alternative Lösung?

Tierheim Dornbirn: “Eine Katze wurde abgeholt”

Auf VN-Anfrage erklärte das Tierheim Dornbirn: „Uns wurde eine Katze vom Krankenhaus gebracht. Diese war gechipt und registriert. Wir haben den Besitzer kontaktiert, und die Katze wurde bereits abgeholt.“ Zu einer weiteren Katze konnte man keine Informationen geben.

Philipp Kloimstein und Hanjörg Herbst
“Peterle” ist zwischenzeitlich bei einer Pflegestation vom Tierschutzverein Rankweil untergebracht. Tierschutzverein Rankweil

Hier setzt die Kritik des Tierschutzvereins Rankweil an. “Peterle und Ohanna sind langjährige Bewohner des Krankenhausgeländes. Die beiden stammen ursprünglich von einem Bauernhof und leben seit über zehn Jahren als – sehr zutrauliche – Wildkatzen in der Umgebung. Vor langer Zeit wurden sie von uns gechippt und registriert. Seitdem werden sie auch regelmäßig von uns abgeholt und tierärztlich untersucht”, widerspricht Obfrau Michaela Bonmassar der Darstellung des Krankenhauses.

Philipp Kloimstein und Hanjörg Herbst
“Ohanna” streift vermutlich noch durch die Umgebung des Krankenhauses. Tierschutzverein Rankweil

Tierschutzverein: „Man hätte mit uns sprechen können“

Der Tierschutzverein zeigt sich empört über das Vorgehen der Klinik. „Es gab in den letzten Jahren nie Probleme mit den Tieren. Sie wurden vom Personal sowie von den Patienten gestreichelt und gefüttert“, erklärt Bonmassar.

Besonders die plötzliche Entfernung der Katzen sorgt für Unverständnis. „Das Krankenhaus wusste, dass die Katzen hier leben. Es hätte andere Lösungen gegeben. Vor allem aber hätte man mit uns sprechen können“, so die Obfrau.

Auch bei den Patienten sorgt die Situation für Empörung: “Wenn man so mit den Katzen aus der Umgebung umgeht, obwohl man als psychiatrisches Krankenhaus um deren Nutzen wissen müsste, dann zeigt sich, wie menschlich die Entscheidungsträger dieses Krankenhauses agieren.”