Spitalsreform: “Man muss sich mit bestehender Infrastruktur durchwursteln”

Für Gesundheitsexperte Armin Fidler sieht eine ideale Lösung für die Zukunft anders aus.
Schwarzach Die geplante Krankenhausreform sorgt für viel Aufsehen, auch wenn noch nicht abzusehen ist, wohin die Reise am Ende genau führen wird. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) stellte bereits eine Aufteilung in die Regionen Nord und Süd mit bestimmten Schwerpunkten in den Raum. Gesundheitsexperte Armin Fidler versteht zwar, dass realpolitisch derzeit nicht mehr möglich sei, hält das aber verglichen mit dem Idealzustand für eine behelfsmäßige Lösung. “Rein technisch gesehen, machen die historisch entstandenen sieben Krankenhäuser für eine Bevölkerung von rund 400.000 Menschen wenig Sinn, heute würde man eine gesundheitliche Serviceinfrastruktur anders gestalten.”
Schwerpunkte geplant
Angesichts steigender Kosten und klammer öffentlicher Kassen müsse härter eingegriffen werden, sagte Rüscher. Nun will sie bei der Struktur ansetzen und Krankenhäuser Regionen zuordnen. Bregenz, Dornbirn und Hohenems dem Norden, Feldkirch und Bludenz dem Süden. Dazu kommen Rankweil mit seiner Spezialisierung auf Psychiatrie und Neurologie und das Krankenhaus Maria Ebene in Frastanz für Suchterkrankungen. Künftig sollen Schwerpunkte entstehen. Als Beispiele nannte Rüscher die Orthopädie-Traumatologie in Bregenz und ein Eltern-Kind-Zentrum in Dornbirn. Das letzte Wort sei da aber noch nicht gesprochen.
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Armin Fidler sieht in der bestehenden Struktur viele Probleme. “Der Standort Feldkirch ist schlecht zu erreichen, nicht zentral und wenig ausbaufähig, was die umliegenden Grundstücke angeht”, stellt der Gesundheitsexperte im VN-Gespräch fest. Die politische Dimension zeige sich in Dornbirn. Das Spital ist nicht in die Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG eingegliedert. “Es ist einfach wenig zielführend, dass sich eine vergleichsweise kleine Stadt so eine Infrastruktur leistet”, sagt Fidler. “Doch die Eigentumsfrage ist politisch hochsensibel und derzeit traut sich offenbar niemand, sie anzugehen.”

Nachdem Rüscher ihre Pläne publik gemacht hatte, meldeten schon erste Bürgermeister ihre Wünsche an. Dornbirns Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ) ließ wissen, dass keine Abteilungen geschlossen würden. In Bludenz will Bürgermeister Simon Tschann (ÖVP) die Geburtenabteilung behalten, ähnliche Töne waren aus Bregenz von Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) zu vernehmen.
Fidler kann diese Denkweise nicht nachvollziehen. “Es geht doch nicht darum, alle Serviceleistungen um die Ecke anbieten zu können, sondern dass das bestehende Volumen im Sinne des Patienten besser genutzt wird.” Er nennt ein Beispiel: “Damit eine Geburtshilfe gut funktioniert, und internationalen Standards entspricht, braucht es etwa 1000 Geburten pro Jahr und eine funktionierende Neonatologie-Abteilung für Komplikationen und Frühchen.” Ähnliches gelte auch etwa in der Chirurgie: Eine Abteilung, die nur ein paar Pankreas-Operationen pro Jahr durchführe, sei nicht im Sinne des Patienten, weil die Qualität nicht gewährleistet werden könne.

Kurzfristig teuer
Für Fidler wäre ein Krankenhaus an einem zentralen Standort ideal. Es wäre für komplexe Fälle zuständig, sowie alles, was stationär behandelt werden muss. Ein Netzwerk von rund um die Uhr geöffneten und interdisziplinär arbeitenden Gesundheitszentren könnte die gesamte ambulante Versorgung abdecken. Fidler räumt ein, dass diese Variante politisch gesehen derzeit unrealistisch ist, zudem wäre sie kurzfristig sehr teuer.
Landesrätin Rüscher sprach von 1,8 Milliarden Euro, die ein einziger Standort in der Mitte des Landes kosten würde. Der Gesundheitsexperte glaubt aber, dass es auf lange Sicht sinnvoll und möglicherweise auch kostensparender wäre. “Derzeit muss man sich eben mit der bestehenden Infrastruktur irgendwie durchwurschteln.”