„Wir haben uns gegenseitig einen Crashkurs gegeben“ – Wenn Wissenschaft auf Kunst trifft

Die Künstlerin Barbara Husar und der Astrophysiker Michel G. Breitfellner erkunden die möglichen Verbindungen mit fernen Zivilisationen durch kunstvolle und wissenschaftliche Perspektiven.
Darum geht’s:
- Künstlerin und Astrophysiker vereinen Kunst und Wissenschaft.
- Intervention thematisiert Schnittstellen mit fernen Zivilisationen.
- Teil des Programms “Wo wir uns begegnen” im Palais Liechtenstein.
Feldkirch Gibt es entfernte Zivilisationen in unserem Universum? Falls ja, wo überschneiden sie sich mit der unseren? Auf diese Fragen gehen die Künstlerin Barbara Husar und der Astrophysiker Michel G. Breitfellner in ihrem Kunstprojekt „Bewusstsein im Universum – eine zivilisationsunabhängige Wunderkammer“ ein. Diese künstlerisch-wissenschaftliche Intervention ist Teil der Ausstellung „Wo wir uns begegnen“, die anlässlich des Jubiläumsjahres Feldkirch 100 im Palais Liechtenstein gezeigt wird.

Die Idee, Künstler und Wissenschaftler zusammenzubringen, stammt von Arno Egger. Er kuratiert die Ausstellung gemeinsam mit Bianca Maria Rovetta. „Feldkirch hat eine lange Historie, in der Kunst und Wissenschaft miteinander verbunden sind. Schon in der Vergangenheit haben sich hier Humanisten und Naturwissenschaftler ausgetauscht. Diese beiden Disziplinen in einem modernen Kontext erneut zu verknüpfen, ist sehr spannend“, erklärt Egger.

Zwei Welten begegnen sich
Barbara Husar und Michel G. Breitfellner sind zwar beide in Feldkirch geboren, könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Sie, eine Künstlerin mit intuitivem Zugang, der Kosmos und Materie in ihren Werken verbindet. Er, ein Astrophysiker, der für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) Satelliten betreibt und Daten analysiert. „Zu Beginn unserer Zusammenarbeit haben wir uns gegenseitig einen Crashkurs gegeben“, erinnert sich Husar. „Ich bekam eine Einführung in die Astrophysik, Michel wiederum eine in Kunst und Kunstgeschichte.“

Gemeinsam experimentierten sie, griffen Materialien auf und kombinierten Kunst mit Wissenschaft. „Wir haben ausprobiert, entwickelt und immer wieder neu gedacht“, sagt Husar. So entstanden etwa Objekte, die in fernen Galaxien von bewussten Wesen geschaffen worden sein könnten.

Ein Raum für neue Denkanstöße
Ein zentrales Konzept ihrer Wunderkammer ist die Frage, welche Berührungspunkte eine entfernte Zivilisation mit der unseren haben könnte. „Wenn eine Zivilisation existiert, die sich mit Naturgesetzen auseinandersetzt, dann wird sie ebenso wie wir Methoden zur Messung von Magnetfeldern oder optische Linsen entwickeln“, erklärt Breitfellner.

Die Ausstellung verbindet diese wissenschaftlichen Überlegungen mit künstlerischer Darstellung. So präsentieren Husar und Breitfellner unter anderem einen Polarisationsfilter, der den universellen Charakter physikalischer Gesetze sichtbar macht.

„Wir wollen zeigen, dass es grundlegende Prinzipien gibt, die unabhängig von der Herkunft einer Zivilisation existieren“, so Breitfellner. Die Sanduhr, die ebenfalls Teil der Installation ist, verdeutlicht diesen Gedanken auf einfache Weise: „Sie ist ein universeller Zeitmesser, der nichts mit unserer Zivilisation zu tun hat, sondern allgemein verständlich ist“, erklärt er.

Neue Möglichkeiten
Für beide steht das Projekt in einem größeren Kontext. „Es geht um unser Bewusstsein, um Achtsamkeit und um unsere Verortung im Kosmos. Wenn wir diese Zusammenhänge verstehen, kann das zu einem wahren Umweltbewusstsein führen“, erklärt Husar. Breitfellner ergänzt: „Es geht darum, unser Denken zu erweitern – darüber nachzudenken, ob es irgendwo anders im Universum ein weiteres Bewusstsein gibt. Und wenn ja, würden diese Wesen ähnlich denken wie wir?“

Eine Flöte aus Sand
Neben der Zusammenarbeit mit Breitfellner zeigt Husar in der Ausstellung auch ein persönliches Projekt, das sie schon lange begleitet – eine Flöte aus geschmolzenem Sand.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.
„Wenn ein Blitz in den Boden einschlägt, bringt die enorme Hitze den Sand zum Schmelzen. Beim Erstarren bildet sich eine glasartige, kristalline Struktur – ein natürlicher Prozess, der Quarzsand in eine Art Kristallröhre verwandelt“, erklärt sie. Die Idee dazu hatte die Künstlerin bereits vor Jahren, doch erst jetzt fand sie einen Flötenbauer, der sich an die Umsetzung wagte.










