“Im schlimmsten Fall sterben sie daran”: Tierpfleger schlagen Alarm im Wildpark Feldkirch

Heimat / 15.04.2025 • 07:30 Uhr
"Im schlimmsten Fall sterben sie daran": Tierpfleger schlagen Alarm im Wildpark Feldkirch
Alle Bilder: VN/Hartmann, Handout

Müll und ungeeignetes Futter bedrohen die Tiere im Wildpark Feldkirch – Besucher ignorieren Hinweise.

Feldkirch Taschentücher, Sonnenbrillen, Plastikflaschen – was nach einem beliebigen Müllfundstück klingt, landet im Wildpark Feldkirch regelmäßig dort, wo es am gefährlichsten ist: in den Tränken und Futterstellen der Tiere. Was Besucher achtlos oder mit einem Scherz auf den Lippen hinterlassen, kann für die tierischen Bewohner tödlich enden.

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
In den Tränken der Tiere findet sich beinahe täglich auch der Müll der Besucher.

„Es passiert mindestens einmal pro Woche, dass Müll in die Tränken geworfen wird“, berichtet Tierpfleger Andreas Fink. „Besonders nach Wochenenden ist es schlimm.“ Auch während der Fütterung kommt es vor, dass Besucher an den Gehegen vorbeigehen und Abfall oder Essensreste in die Futterstellen werfen.

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Tierpfleger Andreas Fink weiß über die Gefahren, die damit einhergehen, wenn sich nicht an die Regeln gehalten wird.

Neben dem Müll sorgen auch mitgebrachte Jausen für Probleme. Karotten, Äpfel, altes Brot – was zu Hause gesund erscheint, ist für viele Tiere im Park ungeeignet. „Das endet oft mit Durchfall“, sagt Fink. „Wenn das regelmäßig passiert, werden die Tiere krank – und im schlimmsten Fall sterben sie daran.“

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Auch die Babyziegen freuen sich über das Spezialfutter aus den Automaten und kommen rasch herbeigeeilt, wenn man mit dem Säckchen raschelt.

Erlaubt ist ausschließlich das Spezialfutter aus den Automaten im Park. Dort ist klar angeschrieben, welche Tiere gefüttert werden dürfen. Doch viele ignorieren die Hinweise. Besonders dramatisch: Auch Tiere, die überhaupt nicht gefüttert werden dürfen – wie Esel oder Steinwild – erhalten regelmäßig ungeeignetes Futter. „Wir sehen es am nächsten Tag. Die Kotfarbe zeigt genau, was gefüttert wurde“, erklärt der Tierpfleger. „Und das passiert täglich.“

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
An mehreren Stationen im Wildpark kann das Futter für kleine Münze gekauft werden. Am Bild der Automat neben dem Wildschweingehege.

Hinzu kommt: Immer wieder landen Steine in den Futterstellen – offenbar von Kindern als Spiel gesehen, während die Eltern daneben Kaffee trinken. „Das Problem sind nicht die Kinder“, betont Fink. „Es sind die Erwachsenen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen oder es sogar sehen und nichts sagen.“ Auch Lehrergruppen seien davon nicht ausgenommen.

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Beinahe täglich landen auch Steine statt Futter in den Futterstellen – mit dem Futter vermischt kann das für die Tiere im Wildpark schnell gefährlich werden.

Neben der Gesundheitsgefahr für die Tiere gefährden Besucher mit ihrem Verhalten zunehmend auch sich selbst. Immer wieder wird beobachtet, wie Personen Absperrungen übersteigen oder ihre Kinder auf Elektrozäune setzen – etwa beim Gehege der Waschbären. „Wir haben Sicherheitsmaßnahmen, aber wenn jemand meint, es besser zu wissen, kann es gefährlich werden“, warnt der Wildparkmitarbeiter. Auch bei den Hirschen, etwa in der Brunftzeit, sei höchste Vorsicht geboten. „Ein Kollege wurde einmal von einem Hirsch frontal getroffen – er hat nur knapp eine schwere Verletzung an der Arterie überlebt.“

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Eltern und Lehrpersonen sind in der Aufsichtspflicht und werden auch zur Verantwortung gezogen.

Besonders schutzbedürftig sind außerdem die Schneehasen. Schon laute Stimmen reichen, um sie in Panik zu versetzen. „Wenn sie sich erschrecken, können sie einen Herzinfarkt bekommen“, sagt Fink. Auch wenn bislang im Wildpark Feldkirch kein solcher Fall bekannt ist – Stress sei für die Tiere eine ernste Belastung.

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Auch die Wildschweine freuen sich über Futter aus den Futterautomaten …
Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
… und kommen schnell zur Futterstelle herbeigeeilgt.

Trotz all dieser Vorfälle will der Wildpark die Futterstellen nicht entfernen. „Sie sind Teil unseres pädagogischen Konzepts – und für viele Besucher die einzige Gelegenheit, den Tieren nahezukommen“, meint der Tierpfleger. Auch finanziell sind sie wichtig. Das Futter aus den Automaten sei speziell abgestimmt – und sichere gleichzeitig wichtige Einnahmen.

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Hinweisschilder geben Auskunft darüber, welche Tiere im Wildpark gefüttert werden dürfen.

Wichtig sei nun vor allem eines: Aufklärung. „Viele wissen nicht, dass sie als Familie auch Führungen buchen können“, so Fink. „Dabei wäre das eine ideale Gelegenheit, Kindern zu zeigen, wie man mit Tieren verantwortungsvoll umgeht.“

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Auch bei den Ziegen gibt es eine Futterstelle, die gerne benutzt werden darf.
Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
An den Futterstellen ist klar angeschrieben, was ins Rohr geworfen werden darf.

Die Facebook-Seite des Wildparks zeigt unterdessen drastische Bilder: Tröge voller Steine, Wasserstellen voller Müll. Die Reaktionen in den Kommentaren sind eindeutig – viele fordern Konsequenzen. Doch für Fink ist klar: „Mehr Schilder helfen nicht. Wer sich nicht an Regeln hält, ignoriert auch größere Schilder. Was es wirklich braucht, ist Rücksicht und gesunder Menschenverstand.“

Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
Wildpark, Probleme mit Fütterung, Müllablagerungen, Andreas Fink
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