“Im schlimmsten Fall sterben sie daran”: Tierpfleger schlagen Alarm im Wildpark Feldkirch

Müll und ungeeignetes Futter bedrohen die Tiere im Wildpark Feldkirch – Besucher ignorieren Hinweise.
Feldkirch Taschentücher, Sonnenbrillen, Plastikflaschen – was nach einem beliebigen Müllfundstück klingt, landet im Wildpark Feldkirch regelmäßig dort, wo es am gefährlichsten ist: in den Tränken und Futterstellen der Tiere. Was Besucher achtlos oder mit einem Scherz auf den Lippen hinterlassen, kann für die tierischen Bewohner tödlich enden.

„Es passiert mindestens einmal pro Woche, dass Müll in die Tränken geworfen wird“, berichtet Tierpfleger Andreas Fink. „Besonders nach Wochenenden ist es schlimm.“ Auch während der Fütterung kommt es vor, dass Besucher an den Gehegen vorbeigehen und Abfall oder Essensreste in die Futterstellen werfen.

Neben dem Müll sorgen auch mitgebrachte Jausen für Probleme. Karotten, Äpfel, altes Brot – was zu Hause gesund erscheint, ist für viele Tiere im Park ungeeignet. „Das endet oft mit Durchfall“, sagt Fink. „Wenn das regelmäßig passiert, werden die Tiere krank – und im schlimmsten Fall sterben sie daran.“

Erlaubt ist ausschließlich das Spezialfutter aus den Automaten im Park. Dort ist klar angeschrieben, welche Tiere gefüttert werden dürfen. Doch viele ignorieren die Hinweise. Besonders dramatisch: Auch Tiere, die überhaupt nicht gefüttert werden dürfen – wie Esel oder Steinwild – erhalten regelmäßig ungeeignetes Futter. „Wir sehen es am nächsten Tag. Die Kotfarbe zeigt genau, was gefüttert wurde“, erklärt der Tierpfleger. „Und das passiert täglich.“

Hinzu kommt: Immer wieder landen Steine in den Futterstellen – offenbar von Kindern als Spiel gesehen, während die Eltern daneben Kaffee trinken. „Das Problem sind nicht die Kinder“, betont Fink. „Es sind die Erwachsenen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen oder es sogar sehen und nichts sagen.“ Auch Lehrergruppen seien davon nicht ausgenommen.

Neben der Gesundheitsgefahr für die Tiere gefährden Besucher mit ihrem Verhalten zunehmend auch sich selbst. Immer wieder wird beobachtet, wie Personen Absperrungen übersteigen oder ihre Kinder auf Elektrozäune setzen – etwa beim Gehege der Waschbären. „Wir haben Sicherheitsmaßnahmen, aber wenn jemand meint, es besser zu wissen, kann es gefährlich werden“, warnt der Wildparkmitarbeiter. Auch bei den Hirschen, etwa in der Brunftzeit, sei höchste Vorsicht geboten. „Ein Kollege wurde einmal von einem Hirsch frontal getroffen – er hat nur knapp eine schwere Verletzung an der Arterie überlebt.“

Besonders schutzbedürftig sind außerdem die Schneehasen. Schon laute Stimmen reichen, um sie in Panik zu versetzen. „Wenn sie sich erschrecken, können sie einen Herzinfarkt bekommen“, sagt Fink. Auch wenn bislang im Wildpark Feldkirch kein solcher Fall bekannt ist – Stress sei für die Tiere eine ernste Belastung.


Trotz all dieser Vorfälle will der Wildpark die Futterstellen nicht entfernen. „Sie sind Teil unseres pädagogischen Konzepts – und für viele Besucher die einzige Gelegenheit, den Tieren nahezukommen“, meint der Tierpfleger. Auch finanziell sind sie wichtig. Das Futter aus den Automaten sei speziell abgestimmt – und sichere gleichzeitig wichtige Einnahmen.

Wichtig sei nun vor allem eines: Aufklärung. „Viele wissen nicht, dass sie als Familie auch Führungen buchen können“, so Fink. „Dabei wäre das eine ideale Gelegenheit, Kindern zu zeigen, wie man mit Tieren verantwortungsvoll umgeht.“


Die Facebook-Seite des Wildparks zeigt unterdessen drastische Bilder: Tröge voller Steine, Wasserstellen voller Müll. Die Reaktionen in den Kommentaren sind eindeutig – viele fordern Konsequenzen. Doch für Fink ist klar: „Mehr Schilder helfen nicht. Wer sich nicht an Regeln hält, ignoriert auch größere Schilder. Was es wirklich braucht, ist Rücksicht und gesunder Menschenverstand.“


