Nachruf auf Günther J. Wolf: Journalist und Kulturmanager

Mit 85 Jahren starb der bekannte und umtriebige Bludenzer Medienschaffende Günther J. Wolf.
Von Ernest Enzelsberger
Bludenz Am 26. März starb mit 85 Jahren der Journalist und Autor Günther J. Wolf. Er konnte auf ein ereignisreiches Leben mit allen Höhen und Tiefen zurückblicken, das ihn in viele Länder führte. Seine größte Leistung war dabei aber wohl die Pflege seiner Lebensgefährtin Ingeborg, um die er sich nach ihrem schweren Radunfall 18 Jahre lang bis zu ihrem Tod aufopferungsvoll kümmerte.

Günther J. Wolf wurde 1939 in Friedrichshafen geboren und wuchs in Feldkirch auf. Die Berufsausbildung begann mit der Lehre zum Schriftsetzer. 1959 schloss er seine Ausbildung als Typograf, Zeitungsmetteur und Redakteur ab und startete seine journalistische Laufbahn beim „Liechtensteiner Volksblatt“. Weitere Stationen waren 1969 die Funktion als Chefredakteur und Verlagsleiter der Ostschweizer Wochenzeitung „Rheinkurier“ und 1974 die Leitung des Pressereferates der Stadt Feldkirch. Dort kreierte Günther J. Wolf die erste Stadtzeitschrift Vorarlbergs, „Feldkirch aktuell“.
Ab Mai 1978 zurück in Bludenz wurde er Chefredakteur des „Bludenzer Anzeiger“, für den er jahrzehntelang das aktuelle Geschehen – zuletzt als „Commendatore“, benannt nach seiner italienischen Auszeichnung – kommentierte. Ab 2022 begannen seine Kräfte nachzulassen und so schrieb er nur noch den kleinen wöchentlichen Kommentar für den „Feldkircher Anzeiger“.

Schon zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn zeigte sich seine Gabe, immer die richtigen Worte zu finden, was ihm wertvolle persönliche Kontakte eröffnete – in einer Zeit, wo etwa noch viele Hollywood-Stars nach Liechtenstein kamen, darunter Charles Bronson, Tarzan-Darsteller Ron Ely, Peter Wyngard, Udo Jürgens, die Größen vom FC Bayern und viele andere. Gäste waren aber auch Künstler wie Salvador Dalí, Rudolf Hauser, Graham Green oder Golo Mann. Und weil er es verstand, auch mit Hoteliers in bester Freundschaft zu leben, wurden ihm Bekanntschaften mit Stars zuteil, die anderen Journalisten versagt blieben. Denn viele Prominente stiegen oft inkognito in Liechtenstein oder in Bad Ragaz ab. Besondere Kontaktchancen eröffneten sich für Günther J. Wolf auch als PR-Chef für das „Bürotel“ von Konsul DDr. Werner Walser in Schaan.
Aber es gab auch ernste Momente. So stand er einige Wochen unter dem Schutz der Schweizer Polizei, weil er in einem Mordfall Zusammenhänge darstellte, die für die Justiz wichtig waren. Der Verstorbene war zudem für eine deutsche Illustrierte als „Undercover-Reporter“ vor Ort, als sich der berüchtigte Diktator Bokassa, dem sogar Kannibalismus nachgesagt wurde, 1977 selbst zum Kaiser von Zentralafrika krönte. Der Krönungsmantel stammte von Otten-Couture in Schlins.

Günther J. Wolf hat sich auch als Buchautor einen Namen gemacht und das kulturelle Leben in Vorarlberg durch viele Aktivitäten bereichert. 1978 initiierte er die Bludenzer Literaturtage, war Begründer von „Jugend schreibt“ und 1980 des Kurzfilmfestivals „Alpinale“. 1998 rief er in Lorüns den Literaturkreis „Klopfzeichen” ins Leben. International hat sich Wolf vor allem mit seinen Schriften über Ernest Hemingway bleibende Verdienste erworben. Für die literarische Aufarbeitung der „Schrunser Jahre” erhielt er viele Auszeichnungen, darunter das Große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg.
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