„Die Zeit wird knapp“ – Was im Seuchensperrgebiet auf dem Spiel steht

Heimat / 08.05.2025 • 14:19 Uhr
„Die Zeit wird knapp“ – Was im Seuchensperrgebiet auf dem Spiel steht
VIV, VN/Paulitsch, VN-Grafik

In Röthis und Umgebung stehen hunderte Bienenvölker unter Beobachtung. Ein Wettlauf mit dem Kalender hat begonnen.

Darum geht’s:

  • Ausbruch der amerikanischen Faulbrut im Röthner Gemeindegebiet.
  • Kontrollen durch ausgebildete Bienensachverständiger.
  • Wichtigste Erntezeit des Jahres steht auf dem Spiel

RÖTHIS Nach dem Ausbruch der hochansteckenden Bienenseuche „amerikanische Faulbrut“ im Röthner Gemeindegebiet laufen derzeit umfassende Kontrollen im gesamten Sperrkreis.

Rund 400 Bienenvölker von über 100 Imkerinnen und Imkern sind davon betroffen. Der Sperrkreis, der von der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch eingerichtet wurde, umfasst einen Radius von drei Kilometern. Ziel ist es, alle betroffenen Stände lückenlos zu untersuchen.

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„Es wurden bereits etwa 30 Imker kontrolliert, dabei wurden drei weitere Faulbrutfälle festgestellt“, sagt Hubert Metzler, Bezirksobmann des Bienenzuchtvereins (BZV) der Region Feldkirch. „Die Kontrollen brauchen Zeit, denn jede einzelne Wabe wird in Augenschein genommen.“ Durchgeführt werden sie von sogenannten Bienensachverständigern – geschulten Imkern, die im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft tätig sind. „Das sind meist Leute aus dem Verein, aber sie sind offiziell vereidigt und gelten während der Kontrolle als Organe der Bezirkshauptmannschaft“, erklärt Metzler.

Feature BH Feldkirch
Um als Bienensachverständiger tätig zu sein, muss man eine spezielle Ausbildung absolvieren und wird anschließend von der Bezirkshauptmannschaft vereidigt.Wiki Commons

Imker sanieren in Eigenregie

Wird in einem Volk Faulbrut festgestellt, greift die Behörde nicht selbst ein. „Die Sanierung liegt in der Verantwortung der Imker“, betont Metzler. Nach 21 Tagen erfolgt eine klinische Nachkontrolle. „Wenn keine sichtbaren Anzeichen mehr vorhanden sind, gilt das Volk als saniert.“ Auch die Aufhebung des gesamten Sperrgebiets ist an diesen Punkt gebunden: Erst wenn alle kontrollierten Völker im Drei-Kilometer-Kreis frei von Symptomen sind, kann die Bezirkshauptmannschaft die Sperre aufheben.

Hubert Metzler, BZV-Bezirksobmann Feldkirch, Bienenzuchtverein
BZV-Bezirksobmann Hubert Metzler hofft, dass die Kontrollen rasch abgeschlossen werden können. VIV

Wanderung derzeit unmöglich

Viele Imker im betroffenen Gebiet hoffen, dass das noch rechtzeitig geschieht, denn für sie beginnt bald die wichtigste Honigzeit des Jahres. In vielen Teilen der Region rund um Röthis ist die Tracht begrenzt. „Dort gibt es eigentlich nur die Frühjahrsblüte“, erklärt Metzler. Für die ertragreichere Waldtracht bringen viele Imker ihre Bienenvölker deshalb jedes Jahr in höher gelegene Waldgebiete. Dort sammeln die Bienen keinen Nektar, sondern Honigtau – eine zuckerhaltige Substanz, die von Läusen auf Tannen- und Fichtenbäumen ausgeschieden wird. Die Waldtracht ist besonders ergiebig und aus ihr entsteht der allbekannte Waldhonig.

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Tannen- und Fichtenwälder sind bei der Wanderung besonders beliebt. VN/Jun

Diese sogenannte Bienenwanderung erfolgt dabei mit Anhängern: Die Völker werden mitsamt ihren Beuten an einen neuen Standort gebracht – mindestens drei Kilometer vom ursprünglichen entfernt, damit sich die Bienen nicht an den alten Platz zurückorientieren. Vor Ort bleiben die Völker mehrere Wochen, bis die Tracht vorüber ist. „Die meisten, die auf Ertrag angewiesen sind, wandern jedes Jahr mit ihren Völkern“, weiß der BZV-Bezirksobmann. Doch genau das ist derzeit nicht erlaubt. Solange das Sperrgebiet aufrecht ist, dürfen keine Bienenvölker hinausgebracht werden. „Die Zeit wird knapp, aber wir hoffen, dass die Kontrollen jetzt rasch vorangehen“, meint Hubert Metzler. „Die Imker sind jedenfalls sehr engagiert. Viele helfen einander, damit alle durchkommen.“