Wurzeln schlagen für die Zukunft

Freiwillige pflegen seit 1994 Bergwälder im Montafon mit Leidenschaft und harter Arbeit.
St. Gallenkirch Weißtannen, Lärche und Bergahorn statt Palmen, Pflanzhaue statt Liegestuhl: Seit über drei Jahrzehnten verbringen Freiwillige aus dem In- und Ausland ihren Urlaub nicht am Strand, sondern im steilen Gelände der Montafoner Wälder – mit Muskelkraft, Leidenschaft und dem Ziel, den Bergwald als wertvollen Lebensraum zu erhalten. Was 1994 im Montafon begann, hat sich zu einer festen Institution entwickelt. Über 900 freiwillige Helferinnen und Helfer haben in mehr als 60 Projektwochen rund 28.000 Stunden ihrer Freizeit dem Wald gewidmet – unter fachkundiger Anleitung und mit sichtbarem Erfolg: 20.000 Jungpflanzen wurden gesetzt, hunderte Festmeter Käferholz entrindet und 15.000 Laufmeter Steige angelegt. „Diese Zahlen stehen für das Engagement unzähliger Menschen die mit dem Wald wachsen und ein tiefes Verständnis für seine Bedeutung entwickeln“, sagt Sylvia Ackerl, stellvertretende Betriebsleiterin des Stand Montafon Forstfonds und Obfrau des Vereins Bergwaldprojekt Österreich.

Rückkehr zum Ursprung
Heuer kehrte das Projekt an seinen Ursprungsort im Montafon zurück: In St.Gallenkirch, im steilen Seggeswald, pflanzten Freiwillige aus Deutschland und der Schweiz rund 2000 Bäume in einer Windwurffläche und errichteten neue Begehungssteige. Hier, wo 2023 in einer Nacht über 20.000 fm Holz dem Wind zum Opfer gefallen sind. Wo nachfolgend weitere 7000 fm dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Bäume, die den Ort St. Gallenkirch vor Lawinen und Erosion schützen sollten. Den Großteil der Neubegründung machen die Profis vom Stand Montafon mit Untertützung der WLV”, so der Betriebsleiter Andreas Drexel. “Die Unterstützung der Freiwilligen ist aber ein wichtiger Baustein, der nicht zuletzt hilft, Kosten zu reduzieren” erklärt, Sylvia Ackerl. Ihre Unterkunft war das Kloster Maria Hilf – schlicht, ruhig, nah an der Natur. Die Verbindung von körperlicher Arbeit, Naturerlebnis und Gemeinschaft macht den Einsatz für viele Teilnehmer zur Kraftquelle. „Weil wir gerne in der Natur sind und den Wald mit allen Sinnen hautnah erleben können“, begründen sie ihre Motivation.

Ein Projekt mit Weitblick
Das Bergwaldprojekt, 1987 in der Schweiz gegründet, zählt heute rund 90.000 Freiwillige, die europaweit im Einsatz waren. Der ehemalige Forstfondchef Hubert Malin brachte die Idee 1994 erstmals nach Österreich – und legte damit den Grundstein für eine beispiellose Erfolgsgeschichte in der Region. Die Aufgaben reichen dabei weit über das Pflanzen von Bäumen hinaus: Kulturpflege, das Freihalten von Weideflächen, die Montage von Lawinenverbauungen und begleitende Bildungsformate wie Exkursionen und Vorträge vermitteln ein umfassendes Verständnis für den sensiblen Lebensraum Wald.

Bewusstsein für Generationen
„Personen, die einmal im steilen Waldgelände forstliche Arbeiten selbst durchgeführt haben, bekommen eine andere Beziehung zum Lebensraum Wald und mehr Verständnis für Maßnahmen, die Waldeigentümer und Forstleute auch im öffentlichen Interesse setzen“, betont Sylvia Ackerl. „Das Bergwaldprojekt bietet in dieser Hinsicht gute Möglichkeiten, Bewusstsein in breiteste Bevölkerungsschichten zu transportieren und nachhaltig zu schärfen.“ Für Sylvia Ackerl ist das Zusammenspiel von Einsatzbereitschaft, Wissensvermittlung und Naturerfahrung der Schlüssel zum Erfolg. Und sie ist überzeugt: “Wer einmal mit angepackt hat, geht mit anderen Augen durch den Wald – und trägt dieses Bewusstsein weiter”. STO

Weitere Informationen zum Projekt und zur Teilnahme unter www.bergwaldprojekt.org.