Von der „Bildungswüste“ zur Oberschulentwicklung

Bludenz musste lange waren, bis auch hier ein Gymnasium eröffnet wurde.
Bludenz Fast 400 Jahre gab es in Bludenz eine Lateinschule, ehe diese 1724 geschlossen wurde. Danach mutierte die Stadt zu einer „Bildungswüste“, wie es Franz Fröwis 2008 im Jahrbuch des BG Bludenz bezeichnete. Der enorme Bevölkerungszuwachs führte zwar dazu, dass 1887 ein neues Volksschulgebäude eröffnet wurde; eine fortführende Schule gab es aber nach wie vor nicht. Das änderte sich auch nicht, als 1927 die dreijährige Bürgerschule zu einer vierjährigen Hauptschule umgestaltet wurde.
Bludenzer Kinder waren noch bis in die späten 1930er Jahre gezwungen, für eine höhere Schulbildung mit Studienberechtigung zumindest nach Feldkirch zu fahren. Das war jedoch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Guido Burtscher forderte daher 1938 im „Anzeiger“ mit Nachdruck die Errichtung einer Mittelschule, worauf auch seitens der politisch Verantwortlichen Bewegung in die jahrzehntelang vernachlässigte Schulpolitik kam.

Anfang Jänner 1939 suchte Bürgermeister Toni Hutter beim Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten um die Errichtung einer Oberschule mit acht Klassen an, die schließlich im Oktober bewilligt wurde. Zwar bestand von Anfang an der Wunsch nach einem eigenen Schulgebäude, was aber angesichts der Kriegssituation als unrealistisch angesehen wurde. Schließlich wurde die Oberschule (zunächst nur für Knaben) im Kloster St. Peter der Dominikanerinnen untergebracht und am 13. Jänner 1940 feierlich eröffnet. Erster Leiter der Schule war Eberhard Steinacker. Im verspätet begonnenen Schuljahr 1939/40 besuchten schließlich insgesamt 41 Burschen die 1. Klasse.
Im 2. Jahr wurde dann die Oberschule auch für Mädchen geöffnet, eine Gelegenheit, die von 5 Mädchen auch wahrgenommen wurde. In den folgenden Jahren wuchs die Schülerzahl sukzessive an und lag im letzten Kriegs-Schuljahr 1944/45 bei 214 (davon 64 Mädchen). Die Verhältnisse an der Schule waren allerdings in den ersten Jahren angesichts des Krieges der Ausbildung wenig förderlich, denn immer wieder wurden Schüler der Jahrgänge 1926 und 1927 als Luftwaffenhelfer und zu Schulungen für Flakgeschütze vom Unterricht abberufen. Im Frühjahr 1945 brach das schulische Leben endgültig zusammen, was zur Folge hatte, dass alle Schüler dieses Schuljahr wiederholen mussten.
Der Neubeginn nach dem Kriegsende 1945 gestaltete sich sehr schwierig, denn den Räumlichkeiten im Kloster fehlte das Inventar oder sie waren beschädigt. Zudem herrschte wegen Außer-Dienststellung bzw. Abwanderung eklatanter Lehrermangel. Schießlich war es wieder Guido Burtscher, der die Initiative ergriff und sich anbot, die Schule wieder aufzubauen. Auch die Frage der Zuständigkeit musste geklärt werden, was erst 1948 geschah, als der Staat das nunmehrige Bundesrealgymnasium übernahm. Mit Ludwig Kert wurde dann im Schuljahr 1947/48 ein Mann Direktor, der „sein“ Gymnasium über 30 Jahre bis 1979 umsichtig und energisch leitete und auch dem Umzug in das neu erbaute Schulgebäude im Unterstein initiierte. OS