Jahrgänger auf Gastro-Zeitreise

Rankweiler “1965er” erleben Treffen in lange geschlossenem GH “Engel”.
Rankweil Seit fast einem Vierteljahrhundert ist der traditionsreiche, vis-à-vis dem Rankweiler Rathaus zu findende Gasthof “Engel” geschlossen. So manche Erinnerung an gastronomische Erlebnisse konnte ein Teil der 260 Angehörigen des Jahrgangs 1965 bei ihrem Jubiläumsfest in den Räumlichkeiten aufleben lassen. Dies nur deshalb, weil unter ihnen mit den Zwillingen Thomas und Paul Winkler zwei der drei Geschwister sind, denen das geschichtsträchtige Haus gehört. Es steht nach dem Tod des letzten Bewohners seit Kurzem zum Verkauf.

“Die Grundmauern sind 800 Jahre alt, hier ist einmal das Gesindehaus der Burg gestanden, noch bevor die Basilika erbaut wurde”, erklärte Paul Winkler bei einem Rundgang für die VN Heimat. Im Jahr 1897 kam die 1864 als eine der ältesten Gastwirtschaften in den Besitz der Familie Kreyer, anno 1903 hat der 1964 verstorbene Robert Winkler losgelegt, 1960 übernahmen Volker und Sigrid Winkler. “Sigrid hat immer mit Leib und Seele gekocht”, erinnert sich Sohn Paul und auch daran, dass sie in der früher auf dem Gelände befindlichen Metzgerei mit angeschlossenem Stall die Lehre gemacht hat. Ihr Markenzeichen waren Innereien, Hirnsuppe hat es allerdings nur auf Bestellung gegeben.

Am Beginn des Flurs finden sich zwei Pinnwände. Auf der größeren sind eindrucksvolle historische Dokumente zu sehen, auf der kleineren Urlaubsgrüße von Gästen. Gegenüber führt eine Tür in einen Raum mit dicken Mauern sowie einer gewölbten Decke und einem ebensolchen Fenster. Drinnen neben allerlei Utensilien ein Instrument mit Klaviertasten sowie allerhand Knöpfen und Schiebern. Nach der Tür zum Gastraum stößt man auf dem Gang auf die Türen, hinter denen früher die zur Versorgung der Schank dienenden Bierfässer und andere Getränkevorräte lagerten. Auf dem Weg zur Küche kommen die Besucher:innen an der Tür vorbei, hinter der sich früher das im Werbeprospekt angepriesene Telefon mit dem Anschluss Nr. 43 befand. Gleich daneben weist gleichfalls ein Emailschild auf die dahinter beginnende Kellerstiege hin.

Linkerhand geht es einen halben Stock zu den Toiletten, geradeaus zur Küche, in der sich noch einige angebrochene Edelbrandflaschen sowie eine mit französischem Wein befinden oder zwei Spaghettidosen, mit denen das 125-jährige Bestehen der Nudelfirma Recheis gewürdigt wurde. Von der Küche geht es zum Gastgarten mit Bäumen und Weinreben, aber auch einem Stadel mit Brennholz. Ein Teil des darüberliegenden Liebfrauenberges gehört ebenfalls zum Anwesen.

Bestens in Schuss ist der Gastraum, in dem eine Glocke zum Einläuten der auf einem Schild mit 24 Uhr festgesetzten “Polizeistunde” hängt. Über der Bar sind alte Werbeschilder von Getränkeanbietern zu sehen. An einer Wand reihen sich aparte alte Email-Werbungen, in einer Ecke dann ein Schreibtisch und ein Drehstuhl sowie ein Regal mit etlichen Schallplatten und ein Plattenspieler.

“Schön, dass wir da sein dürfen”, freute sich Organisatorin Angelika Beck und bedankte sich bei Paul Winkler mit einem feinen Fläschchen. Sie räumte das Sperrstundenschild beiseite und erinnerte sich daran, wie sie in jungen Jahren einmal so lange auf einer Bank ruhen musste, bis ihre Brüder auch den Heimweg antraten. Ihre Erinnerungen an “Leabarle” und Toast sowie andere Stärkungen teilten etliche Jahrgängerinnen und Jahrgänger, die sich ihre Getränke gegen freiwillige Spenden selbst von der Bar holen mussten. Ein Fixbeitrag war für die ausgesprochen guten Käsknöpfle und Salate zu entrichten, die Roland Vith vom “Rankweiler Hof” anlieferte. AME


















