Mehr als nur Recycling

Heimat / 17.11.2025 • 12:52 Uhr
Kreislaufwirtschaft-Experte Martin Jenny präsentierte eindrucksvolle Fakten
Kreislaufwirtschaft-Experte Martin Jenny präsentierte eindrucksvolle Fakten.Monika Bischof

Spannender Impulsvortrag zum Thema Kreislaufwirtschaft im Pfarrsaal Satteins.

Satteins „Elektronik, Technik, Energiewende und Nachhaltigkeit – das sind meine Leidenschaften“, sagte Martin Jenny anlässlich seines Impulsvortrags zum Thema Kreislaufwirtschaft, der vergangene Woche im Pfarrsaal Satteins stattfand. Zu diesem Vortrag mit anschließendem offenem Dialog luden die Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg, die Bibliothek Satteins und die e5 Gemeinde Satteins. Dem ausgewiesenen Experten gelang es, auf eindrückliche und doch sehr verständliche Weise, die Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft den interessierten Zuhörenden näherzubringen. So konnte er auch die eine oder andere Fehlinterpretation oder Befürchtung mit konkreten Beispielen und Zahlen entkräften.

Gerhard Malin, Vizebürgermeister Satteins: Für mich als Landwirt ist Kreislaufwirtschaft das Wichtigste. Wir stellen alles, was möglich ist, selbst her, auch Energie, und werfen kaum etwas weg. Wir benützen Sachen so lange es geht, reparieren sie und kaufen nur neue, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Für mich sind Auflagen in Ordnung, aber diese müssen jedoch für alle Produkte und Dienstleistungen gelten.
Gerhard Malin, Vizebürgermeister Satteins: Für mich als Landwirt ist Kreislaufwirtschaft das Wichtigste. Wir stellen alles, was möglich ist, selbst her, auch Energie, und werfen kaum etwas weg. Wir benützen Sachen so lange es geht, reparieren sie und kaufen nur neue, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Für mich sind Auflagen in Ordnung, aber diese müssen jedoch für alle Produkte und Dienstleistungen gelten.

Ganzheitlicher Ansatz

Ein Veränderungsdruck in Richtung Kreislaufwirtschaft werde zukünftig nicht nur durch die EU, sondern auch durch lokale Initiativen entstehen. Die EU plane einen einheitlichen gesetzlichen Rahmen, mit dem klaren Ziel der Schaffung Binnenmärkte für Sekundarrohstoffe, wie beispielsweise Aluminium oder Lithium zu schaffen. Damit solle zukünftig eine Rohstoffunabhängigkeit und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreicht werden. Dieser Anspruch solle über Produktdessins, die sich durch Reparierbarkeit, Recyclbarkeit und Langlebigkeit auszeichnen, erfolgen. Kreislaufwirtschaft bedeute mehr als einfach nur Recycling, sondern verfolge einen ganzheitlichen Ansatz zur Ressourcenschonung sowie einem entsprechenden Systemwandel.

Corinna Amann, Unternehmerin Satteins: „Ich finde es toll, dass das Thema Kreislaufwirtschaft in Satteins präsent ist. Und ich hoffe, dass es in viele Unternehmen einfließt, aber auch die Konsumierenden nach diesen Prinzipien handeln. Auch bei den Kindern ansetzen ist wichtig. Wenn wir ihnen Denkanstöße geben, dann lernen sie neu und anders zu handeln, vielleicht auch erst im Erwachsenenalter.
Corinna Amann, Unternehmerin Satteins: „Ich finde es toll, dass das Thema Kreislaufwirtschaft in Satteins präsent ist. Und ich hoffe, dass es in viele Unternehmen einfließt, aber auch die Konsumierenden nach diesen Prinzipien handeln. Auch bei den Kindern ansetzen ist wichtig. Wenn wir ihnen Denkanstöße geben, dann lernen sie neu und anders zu handeln, vielleicht auch erst im Erwachsenenalter.

Außerdem sei Kreislaufwirtschaft eine Innovationsquelle, fördere Kooperationen und nachhaltiges Wirtschaftswachstum. „Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftlichkeit müssen kein Widerspruch sein, denn Kreislaufwirtschaft ist ein Schlüssel zu nachhaltigem unternehmerischem Erfolg“, ist Martin Jenny überzeugt. Solche Prozesse beginnen stets im Kleinen. So berichtete der Refernt unter anderem von einer Firma, die ihre Produkte jetzt wieder verschraubt, anstatt wie sie bisher zu verkleben. Das bedeute, die volle Funktion bleibe erhalten, aber die Produkte würden dadurch recyclingfähig. Als weitere bereits realisierte Umsetzungsbeispiele wurden Produkte aus der Textilindustrie oder der Verzinkerei, die Herstellung von Trafostationen oder auch von Kühlschränken vorgestellt – Produkte, die wohl nicht als erstes in Zusammenhang mit realisierter Kreislaufwirtschaft gesehen werden.

Walter Reutz, Pensionist, Satteins: Damit Kreislaufwirtschaft funktionieren kann, braucht es Gemeinschaften und den direkten, persönlichen Austausch. Auch Firmen unterstützen sich auf diese Weise gegenseitig, gehen somit nicht in Konkurrenz, und polarisieren nicht, sondern sie gehen im Gegenteil miteinander ins Gespräch mit allen Beteiligten. Ich fand die heutige Diskussion sehr spannend.
Walter Reutz, Pensionist, Satteins: Damit Kreislaufwirtschaft funktionieren kann, braucht es Gemeinschaften und den direkten, persönlichen Austausch. Auch Firmen unterstützen sich auf diese Weise gegenseitig, gehen somit nicht in Konkurrenz, und polarisieren nicht, sondern sie gehen im Gegenteil miteinander ins Gespräch mit allen Beteiligten. Ich fand die heutige Diskussion sehr spannend.

Transformationsprozesse starten

„Es nützt nichts, wenn die Abfalltonne nur noch halbvoll ist. Sie sollte ganz leer bleiben. Deshalb ist eine Standortbestimmung ein erster Schritt für Unternehmen.“ Basierend darauf kann überlegt werden, wie die Transformation in Richtung ökologisch, sozial und kreislauffähiger Produkte realisiert werden könne. Dieser Prozess benötigt jedoch Zeit und die Vernetzung ganz unterschiedlicher Professionen. „Das geht nicht von heute auf morgen, aber dass wir starten, ist wichtig“, so Martin Jenny. Die Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg (GWÖ-V) unterstützt in ihrer Funktion Unternehmen, Vereine und Gemeinden bei der Gemeinwohlzertifizierung. Auch die Bibliothek Satteins hat sich an diesem Umsetzungsprozess beteiligt. „Es gibt in der Zwischenzeit einige wenige Verlage, die Bücher auf nachhaltige Weise erzeugen“, erwähnte Margit Brunner Gohm, Leiterin der Bibliothek, einen Aspekt bei der Auswahl der Bücher für die Bibliothek. Aber auch die Möglichkeit, Bücher mehrfach zu entlehnen, Entlehnen komme der Kreislaufwirtschaft zugute. “Es ist wichtig, dass wir uns auf unsere eigenen Klima-Superkräfte besinnen“, sagte Martin Jenny. Denn jeder Kauf eines Produkts ist letztendlich eine Entscheidungsfrage. BI

Silvia Dobler, Gemeindevertreterin Satteins: Ich beschäftige mich dem Thema Kreislaufwirtschaft schon seit längerer Zeit. Der heutige Impulsvortrag war sehr informativ und es war spannend, die verschiedenen Ansätze in der Runde zu diskutieren. Bildung und Wissen, also das Ansetzen bei der Jugend und den zukünftigen Konsumentinnen und Konsumenten, bildet für mich einen zielführenden Hebel.
Silvia Dobler, Gemeindevertreterin Satteins: Ich beschäftige mich dem Thema Kreislaufwirtschaft schon seit längerer Zeit. Der heutige Impulsvortrag war sehr informativ und es war spannend, die verschiedenen Ansätze in der Runde zu diskutieren. Bildung und Wissen, also das Ansetzen bei der Jugend und den zukünftigen Konsumentinnen und Konsumenten, bildet für mich einen zielführenden Hebel.
Referent Martin Jenny und Bibliotheksleiterin Margit Brunner Bohm freuten sich über das rege Interesse
Referent Martin Jenny und Bibliotheksleiterin Margit Brunner Bohm freuten sich über das rege Interesse.
Gebhard Moser von der Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg und Martin Jenny erläuterten wesentliche ökologische Zusammenhänge
Gebhard Moser von der Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg und Martin Jenny erläuterten wesentliche ökologische Zusammenhänge.