Die Verwandlungen eines offenen Hauses

Für eine Veränderung tabu ist beim Brazer Hotel Traube nur das aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende „alte“ Haus. An das 1980 bzw. 2007 von Eckhard Amann entworfene Zubauten angedockt wurden, denen im kommenden Jahr ein weiterer folgen wird. Autorin: Edith Schlocker | Fotos: Darko Todorovic
ie „Traube“ in Braz ist eine gute Adresse, wenn es um feines Essen oder komfortables Urlauben geht. Was bedeutet, dass das Traditionshaus immer wieder umgebaut, den sich verändernden Bedürfnissen der anspruchsvollen Kundschaft angepasst werden muss. Allerdings seien er und seine Partnerin „Gastgeber auf Vorarlberger Art“, sagt Christoph Lorünser, der seit 1998 in fünfter Generation die „Traube“ führt. Als „offenes Haus, das alles können soll“, in dem an der Bar genauso die Einheimischen nach getaner Arbeit auf ein Bier vorbeikämen wie die Feriengäste nach einem Ski- oder Wandertag.
Das „Herz“ des Hotel Traube ist das aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende Haus mit seinem spitzen Giebel, seinem markanten Erker, seinen roten Fensterläden und den kleinen Stuben mit ihren original erhaltenen hölzernen Böden und Decken. Obwohl nicht unter Denkmalschutz stehend, ist dieses Stammhaus für Veränderungen tabu, während sich der Rest immer wieder wandelt. 1980 wurde ganz im Stil der Zeit linksseitig ein Zubau angedockt, der im kommenden Jahr erneut einer Metamorphose unterzogen werden wird. Damals wie heute geplant vom Feldkircher Architekten Eckhard Amann, der vor zehn Jahren rückseitig an das ursprüngliche Haus ein weiteres angedockt hat, dessen mit Gaupen versetztes Satteldach das alte deutlich überragt.
Sein über eine kurze Treppe von einem Flugdach aus Sichtbeton überdachter Eingang führt zur rund 300 Quadratmeter großen Lobby des Hotels, deren ostseitig fast raumhohe Verglasung reizvoll das Innen und Außen miteinander verschränkt. Der Hotelgast findet hier die Rezeption und die Bar genauso wie eine fast wohnzimmerartige Atmosphäre. Hier ist aber auch der Ort, um Feste zu feiern, für Konzerte und Ausstellungen, derzeit für künstlerische Arbeiten der Bludenzer Caritas-Werkstatt.
Dass die „Traube“ zwar ein bodenständiges Traditionshaus ist, aber ohne verlogene nostalgische Klischees auskommen soll, darin sind sich die Wirtsleute und Architekt Eckhard Amann einig. Weshalb klare Linien und die Beschränkung auf wenige Materialien die „neue“ Architektur bestimmen. Die Böden in der Lobby genauso wie in den Zimmern sind aus gewachstem Akazienholz, die Decken und Einbauten aus unbehandelter Altholzfichte. Die Wände des Hybrids aus Stahlbeton- und Holzbau sind weiß.
Sieben der Gästezimmer in den zweieinhalb Obergeschoßen sind Maisonetten. Oben wird geschlafen, unten gewohnt bzw. auf dem angenehm breiten Balkon die prächtige Aussicht genossen. Die Böden der Bäder sind mit dunkelgrauem Schiefer belegt. Ein Material, das auch den großzügig dimensionierten Spa-Bereich der „Traube“ dominiert. Zu dem auch ein Richtung Garten raumhoch verglastes Hallenbad gehört, dessen Beckenrand 45 Zentimeter über dem Boden liegt, was das Schwimmen zu einem besonderen Vergnügen machen soll. Noch dazu, da sich das Becken in den Außenbereich fortsetzt. Im Untergeschoß sind diverse Saunen bzw. eine Kneipp-Anlage eingenistet. Hier ist die Atmosphäre im Gegensatz zum Schwimmbad angenehm höhlenartig, dominiert vom dunklen Schiefer, aus dem die einzelnen Kammern gebaut sind.
Mit einem neuerlichen Zubau an diesen zehn Jahre alten wird im kommenden April begonnen. Der Spa-Bereich wird noch größer und komfortabler werden, in den zweieinhalb Geschoßen darüber werden 22 zusätzliche Zimmer entstehen. Aber auch der untere Teil des Zubaus von 1980 wird zur Baustelle. Er bekommt eine zweigeschoßige Halle und eine komplett neue Küche. Einem Facelifting wird aber auch die Fassade unterzogen, um auf diese Weise mit dem ursprünglichen Haus mehr zu einer Einheit zu verwachsen. Doch wer glaubt, der nächstjährige Umbau der „Traube“ sei der letzte, irrt. Plant Architekt Amann doch bereits jetzt jenen der Obergeschoße des 80er-Jahre-Zubaus, der in drei bis vier Jahren realisiert werden soll.
Wir sind Gastgeber auf Vorarlberger Art. Bei uns ist der Einheimische, der auf ein Bier vorbeikommt, genauso willkommen wie der anspruchsvolle Feriengast.


Noch Zukunftsmusik ist ein grundlegendes Facelifting aller Teile des Hotels Traube, um dieses auch nach außen zu einer Einheit verwachsen zu lassen, wobei die Entstehungszeit der einzelnen Teile immer ablesbar bleiben soll.

Die Lobby für die Hotel-
gäste öffnet sich zum Außenbereich durch eine fast raumhohe Verglasung. Ein offener Kamin sorgt für angenehme Wohnzimmeratmosphäre.

An der Bar der „Traube“ sind Einheimische, die auf ein Feierabendbier vorbeikommen, genauso gern gesehen wie die Hotelgäste aus aller Herren Länder.

Sieben der insgesamt 37 Zimmer des Hotel Traube sind im Trakt von 2007 unter dem spitzen Giebeldach eingerichtete Maisonetten. Oben wird geschlafen, unten gewohnt.

Aufpassen, dass sie sich den Kopf nicht anschlagen, müssen Hotelgäste, die es bevorzugen, unter dem Dach zu wohnen. Eine großartige Aussicht vom Balkon belohnt sie dafür.

Christoph Lorünser (rechts) führt in fünfter Generation die Brazer „Traube“,
gemeinsam mit seiner
Partnerin Marianne Tauber und Sohn Matthias.

Tabu für Veränderungen jeder Art ist das rund 200 Jahre alte Stammhaus der Brazer „Traube“, die 1980 linksseitig und vor zehn Jahren nach den Plänen von
Eckhard Amann rückseitig erweitert wurde.

Ein auf schlanke Säulen aufgeständertes Flugdach schwebt über der Treppe bzw. dem Weg, der die Hotelgäste zur großen Lobby führt, die das Zentrum
des Zubaus von 2007 bildet.

Wunderschön sind die Stuben im Stammhaus
der „Traube“ mit ihren rund 200 Jahre alten hölzernen
Wänden und teilweise
intarsierten Decken.