Ein Büro wie ein Baum

Immo / 06.07.2017 • 11:10 Uhr
Ein Büro wie ein Baum

Zuerst konzipierte Architekt Reinhold Hammerer das Headquarter der SafeSide Consulting als ideales Büro im Plus-Energie-Standard. Dann fand sich dafür ein Grundstück im Zentrum von Ludesch: Dort steht nun ein lehmverputzter, zweistöckiger Quader mit einem auskragenden Solarzellendach, das wie eine Baumkrone wirkt. Es schützt die Fassade und schafft einen schattigen Zwischenraum für Balkone und lauschige Plätze. Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Petra Rainer

ier gibt es kein Gramm Styropor, das ist eines der besten Büros in Vorarlberg“, erklärt Michael Nicolussi stolz. Der Geschäftsführer der Safe Side Consulting GmbH ist kein Mann der faulen Kompromisse, sondern ein Überzeugungstäter. „Durch Freude an der Arbeit und Fachkomptenz begeistern wir unsere Kunden“, lautet der Grundsatz der Firma, die sich auf Sicherheit, Umwelt, Management und Weiterbildung spezialisiert hat. „Unsere Lösungen sind nicht kompliziert. Sie stehen auf dem Boden der Tatsachen und stellen die Arbeit in den Mittelpunkt.“ Als sich abzeichnete, dass das Unternehmen mit den angemieteten Büroflächen im Gemeindezentrum Ludesch von Hermann Kaufmann auf Dauer kein Auslangen finden würde, entschied sich Nicolussi für einen Neustart. Er beauftragte Architekt Reinhold Hammerer damit, das ideale Safe-Side-Headquarter zu konzipieren: in ihm sollten sich Grundwerte und Philosophie des Unternehmens gleichermaßen materialisieren.

Reinhold Hammerer arbeitet viel in der Schweiz, ist in Ludesch geboren und hat dort auch im Gemeindezentrum ein kleines Büro. „Für mich waren es ideale Bedingungen“, sagt der Architekt. „Mit diesem Headquarter haben wir einen Lebens-
traum des Bauherren verwirklicht. Alle Grundwerte der Firma sind darin umgesetzt.“ Hammerer plante ein ökologisch einwandfreies, zweigeschoßiges Plus-Energiehaus, das allen zwölf SafeSide-Mitarbeitern mit angenehmem Raumklima, guter Akustik, wohlproportionierten Arbeitsplätzen, Besprechungsräumen und grünen Vorbereichen im Freien ein optimales Umfeld für professionelle Arbeit bietet. „Ich wollte, dass die Mitarbeiter sich wie zu Hause fühlen“, so Nicolussi. Also kein Großraumbüro, hier teilt man sich maximal zu zweit ein Zimmer. Sobald die Pläne fertig waren, ging der Bauherr damit zum Bürgermeister. Der bot ihm eine Parzelle an, die nur einen Steinwurf vom Gemeindezentrum entfernt ist. Nun steht dort ein Büro wie ein Baum in einem schön gestalteten Garten mit heimischen Pflanzen, Hölzern, Steinen und einem kleinen Biotop. Auch das bessert das Klima.

„Gute Architektur ist einfach, nachvollziehbar und hat eine Seele“, lautet das Credo von Reinhold Hammerer. „Den Körper um sie herum zu schaffen, ist eine konstruktive Aufgabe mit hohem funktionalem Anspruch. Es bedeutet aber auch Kommunikation und Dialog, denn das Haus baut Beziehungen auf.“ In den Proportionen, Grundrissen und Materalien dieses Büros drückt sich aus, dass das Wohlbefinden des Menschen hier im Mittelpunkt steht. Der 20 Meter lange, zwölf Meter breite und sieben Meter hohe Quader ist ganz mit Lehm verputzt. Dieses archaische, komplett recyclebare Baumaterial ist total ökologisch. Lehmputz isoliert gut, nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf, gibt sie nur langsam wieder ab, bindet Schadstoffe, verhindert Schimmelbildung, schützt vor Elektrosmog und ist daher atmosphärisch und raumklimatisch höchst wirksam. Mittels Besenstrich wurde ihm außerdem eine sehr feine, ansprechende Struktur verliehen. Als Putz an der Außenfassade aber ist Lehm sehr empfindlich: er kann von Wind, Regen und Schnee leicht abgetragen werden. Daher, und auch, um das Büro ausreichend zu beschatten und ihm gleichermaßen eine witterungsgeschützte, halb-
öffentliche, auch klimatisch wirksame Pufferzone zwischen draußen und drinnen vorzuschalten, entwarf Hammerer ein übergroßes, auf drei Seiten je drei Meter, vor der Eingangsfassade im Südosten sogar sieben Meter weit auskragendes Flachdach. Es ist mit 288 semitransparenten Glasplatten belegt, von denen einige als Photovoltaik-Elemente ausgebildet sind. Sie erzeugen ökologisch hochwertige Energie.

An der Stahlkonstruktion, die dieses Dach trägt, ist im ersten Stock eine umlaufende Schicht mit verschiebbaren, gleichfalls lichtdurchlässigen Aluminiumpaneelen angebracht. Steht man also auf einem der Balkone vor den Chefbüros oder dem Besprechungsraum im ersten Stock, kann man sich damit unmittelbar Privatheit oder Schatten schaffen. Die Balkone sind beliebte Aufenthaltsbereiche im Freien.

Der Eingang liegt im Südosten, wo das Dach am weitesten auskragt und den größten gedeckten Vorbereich schafft, in der Mitte der Fassade. Er ist an seinem gleichermaßen ausgestülpten, gläsernen Windfang ganz klar zu erkennen. Im Erdgeschoß sind alle Räume 2,90 Meter hoch und öffnet sich das Foyer mit einem gläsernen Eck nach Süden. Innen sorgt eine offene Küchenzeile für Kaffee, Getränke und Snacks und man genießt einen schönen Blick in den Vorgarten. Teppichboden, Lehmputz an Wänden und Decke, schwebende Akustikpaneele, ein CO2-Sensor, raumhohes Dreifachisolierglas, das den Blick nach außen schweifen lässt und andere aufmerksame Details schaffen ein durchgehendes Wohlfühlklima. Am rückwärtigen Ende im Nordwesten befindet sich ein Schulungsraum: Auch seine raumhohe Glasfassade lässt sich auf die Terrasse öffnen. Das Biotop im Rasen davor sorgt immer für entspannte Stimmung.

Betritt man das Foyer, zieht sofort eine rund-
geschwungene Freitreppe mit einer Brüstung aus Schwarzstahl alle Aufmerksamkeit auf sich: Elegant und selbsterklärend führt sie mit einem weichen Schwung in den ersten Stock, wo die um einen linsenförmigen Luftraum geschwungene Galerie als gemeinschaftliche Kommunikationszone die Büros erschließt. Im Nordwesten befinden sich Tür an Tür und Wand an Wand die Büros vom Chef und seinem Stellvertreter. Jeder hat seinen eigenen, tiefen Balkon in der Pufferzone unter dem Photovoltaik-Dach, das dieses Büro so einmalig macht.

Mit diesem Headquarter haben wir einen Lebens-traum des Bauherren verwirklicht. Alle Grundwerte der Firma sind darin umgesetzt.

Der Eingang liegt im Südosten, wo das Dach am weitesten auskragt.

Der Eingang liegt im Südosten, wo das Dach am weitesten auskragt.

Im Foyer zieht eine rundgeschwungene Freitreppe mit einer Brüstung aus Schwarzstahl alle Aufmerksamkeit auf sich.

Im Foyer zieht eine rundgeschwungene Freitreppe mit einer Brüstung aus Schwarzstahl alle Aufmerksamkeit auf sich.

Selbsterklärend führt die Treppe in den ersten Stock, wo die um einen linsenförmigen Luftraum geschwungene Galerie als gemeinschaftliche Kommunikationszone die Büros erschließt.

Selbsterklärend führt die Treppe in den ersten Stock, wo die um einen linsenförmigen Luftraum geschwungene Galerie als gemeinschaftliche Kommunikationszone die Büros erschließt.

Runde Oberlichter erzeugen interessante Lichteffekte, alle Wände sind mit Lehm verputzt.

Runde Oberlichter erzeugen interessante Lichteffekte, alle Wände sind mit Lehm verputzt.

Der Besprechungsraum im ersten Stock eignet sich hervorragend für Konferenzen und öffnet sich außerdem zu einem Balkon, der in die geschützte Pufferzone ragt.

Der Besprechungsraum im ersten Stock eignet sich hervorragend für Konferenzen und öffnet sich außerdem zu einem Balkon, der in die geschützte Pufferzone ragt.

Was dieses Gebäude einmalig macht, ist sein weit auskragendes Dach mit 288 semitransparenten Glasplatten, von denen einige als Photovoltaik-Elemente ausgebildet sind. Außerdem bilden im ersten Stock umlaufende, semitransparente Aluminiumpaneele eine geschützte Schicht um das Haus.

Was dieses Gebäude einmalig macht, ist sein weit auskragendes Dach mit 288 semitransparenten Glasplatten, von denen einige als Photovoltaik-Elemente ausgebildet sind. Außerdem bilden im ersten Stock umlaufende, semitransparente Aluminiumpaneele eine geschützte Schicht um das Haus.

Die Dachelemente werfen malerische Schatten auf die Fassade und erzeugen ökologisch hochwertige Energie.

Die Dachelemente werfen malerische Schatten auf die Fassade und erzeugen ökologisch hochwertige Energie.

Das Büro tritt mit dem Zwischenraum vielseitig in Beziehung: Hier das Foyer und rechts ein Stück vom Glaskubus vor dem Eingang.

Das Büro tritt mit dem Zwischenraum vielseitig in Beziehung: Hier das Foyer und rechts ein Stück vom Glaskubus vor dem Eingang.

Diese Balkone sind drei Meter tief, äußerst geräumig und als Erweiterung desBüros ins Freie sehr beliebt.

Diese Balkone sind drei Meter tief, äußerst geräumig und als Erweiterung des

Büros ins Freie sehr beliebt.