Der Tradition verpflichtet?

Karriere / 21.02.2020 • 09:41 Uhr
Friseurin steht in der Berufswahl von jungen Mädchen ganz oben auf der Beliebtheitsskala.
Friseurin steht in der Berufswahl von jungen Mädchen ganz oben auf der Beliebtheitsskala.

OECD-Studie bestätigt: Jugendliche wollen vor allem traditionelle Jobs.

Schwarzach Die Statistik der Wirtschaftskammer Vorarlberg bestätigt, was auch die aktuelle Studie der OECD ergeben hat: Jugendliche halten bei ihrer Berufswahl vor allem an traditionellen Jobs fest. So führten bei den Mädchen auch 2019 Bürokauffrau, Metalltechnikerin, Friseurin und Perückenmacherin sowie Hotel- und Gastgewerbeassistentin die Skala der beliebtesten Lehrberufe an. „Einzig die Metalltechnik schein ein Ausreißer zu sein. Doch WKV-Direktor Christoph Jenny ist überzeugt: „Dass Metalltechnik zu den Top-3 der beliebtesten Lehrberufe zählt, zeigt, dass die Bemühungen, Mädchen auch für technische Berufe zu begeistern, erste Früchte tragen.“ Bei den männlichen Lehrlingen hingegen sind der Metalltechniker, der Elektrotechniker, der Kraftfahrzeugtechniker, der Installations- und Gebäudetechniker sowie der Einzelhandelskaufmann die am häufigsten gewählten Lehrberufe des vergangenen Jahres.

Jugendliche aus 41 Ländern

Wirft man einen Blick auf die OECD-Studie, an der 15- und 16-jährige Schülerinnen und Schüler aus 41 Ländern teilnahmen, zeigt sich ein ähnliches Bild. 47 Prozent der Burschen und 53 Prozent der Mädchen sehen sich in einem von zehn besonders oft genannten Berufen. Darunter Ärztin, Lehrer, Managerin, Anwalt, Architektin, Polizist bei beiden Geschlechtern. Bei den Mädchen zählen noch Hebamme oder Krankenpflegerin, Psychologin, Tierärztin und Designerin zu den populären Jobs. Bei den Burschen Ingenieur, IT-Fachmann, Sportler und Mechaniker. Bei einer Auswertung ähnlicher Daten aus dem Jahr 2000 stellte sich heraus, dass sich die Traumberufe in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert haben.

Auch neue Berufe, die mit der Digitalisierung entstanden sind, werden kaum genannt, was sich noch mit der „geringen Vorstellungskraft“ erklären lässt, schreiben die Studienautoren. Wolfgang Bliem vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft sieht das ähnlich. „Die neuen Berufe sind für die Jugendlichen nicht sichtbar und vorstellbar. Sie entscheiden sich deshalb oft für das, was sie kennen oder in der Schule und von den Eltern gehört haben.“ Gedanken daran, dass 39 Prozent der Jobs, die sie angaben, in den nächsten zehn bis 15 Jahren automatisiert werden, verschwendet niemand.

Berufsberatung hilft

Die Lösung sehen sowohl die Studienautoren als auch Bliem in der Berufsberatung. Schüler müssen einfach besser auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet werden. Dafür braucht es mehr Berufsberatung und Berufsorientierung an den Schulen, raten die Autoren. Berufsberatung dürfe nicht nur ein Termin sein, sondern ein Prozess. Österreich sei im internationalen Vergleich nicht schlecht aufgestellt, allerdings zeige deutlich: Das Bildungsniveau der Eltern und der finanzielle Background beeinflussen die Berufswahl. Hier liegt Österreich deutlich über dem OECD-Schnitt von 28 Prozent. Jugendliche aus bildungsfernem Milieu hätten zudem öfter eine falsche Vorstellung des nötigen Bildungswegs, um im angestrebten Job zu arbeiten, was wiederum oft zu einem schwierigeren Berufseinstieg führe. Dabei ist der Besuch einer Jobmesse, ein Gespräch mit Berufsvertretern, ein Potenzialanalyse oder ein Beratungsgespräch, schon sehr hilfreich.