Markus Rinnerthaler ist der Talenteschmied für den Bregenzer Handball

Der Salzburger leitet seit 2004 die Handballakademie und ist Trainer von Bregenz-Handball.
Bregenz Seit ein paar Tagen ist Markus Rinnerthaler zurück in Vorarlberg. Den Jahreswechsel hatte er in seiner Salzburger Heimat verbracht. Ein bisschen rauskommen, den Kopf frei kriegen, andere Gedanken zulassen. Ansonsten dreht sich bei Rinnerthaler nämlich alles um den Handball. Der 45-Jährige ist Trainer des Bregenzer Bundesliga-Teams und dazu Leiter der Handballakademie in der Mehrerau. Da sind solche Auszeiten wie rund um Weihnachten rar gesät.
Zum Handball kam Rinnerthaler eher zufällig: Er musste die dritte Klasse wiederholen und landete bei Mitschülern, die Handball gespielt haben. Er schloss sich einer Jugendmannschaft an und hatte Spaß bei der Sache. Früh schlüpfte er in der Schule in die Rolle des Co-Trainers. Der Beginn einer Reise, die ihn bis nach Vorarlberg brachte.
Seit 2004 in Vorarlberg
Der Traum, einmal Juwelier zu werden, hatte sich nach der achten Klasse erledigt. Es gab nur noch Handball. Rinnerthaler studierte Sport und Mathematik auf Lehramt und trainierte nebenbei verschiedene Mannschaften. Schon aus dieser Zeit landete der ein oder andere Spieler im Nationalteam. Er bekam das Angebot, das Internat von Wüstenrot Salzburg, dem Vorgänger von Red Bull Salzburg, zu leiten – und sagte zu. Zahlreiche Top-Stars aus der RB-Schmiede hatte er hier unter seinen Fittichen. Es war die letzte Station, ehe sein Weg 2004 nach Bregenz führte.

In diesem Jahr eröffnete Handball Bregenz nämlich seine eigene Akademie und Rinnerthaler kam als hauptamtlicher Trainer. Markus Stockinger stellte den Kontakt her, Roland Frühstück übernahm die Verhandlungen. Von einem Verein mit knapp 20.000 Euro Jahresbudget wechselte der Salzburger zum Millionenklub nach Bregenz. “Das war einfach eine andere Welt”, sagt er. Zweifel blieben nicht aus. Doch Rinnerthaler ging seinen Weg und nahm mit der Handballakademie für ganz Österreich eine Vorreiterrolle ein.

Seine Spielerkarriere, die ihn bis in die 2. Bundesliga West geführt hatte, endete mit Mitte 20. “Ich wäre nicht der Spieler gewesen, der Bregenz zu dieser Zeit weitergebracht hätte”, sagt er ehrlich. Dafür entwickelte er in seiner Aufgabe als Trainer einen anderen Blickwinkel auf vieles.

Seit knapp 20 Jahren ist er nun im Verein sowie an der Akademie und hat sich in Vorarlberg gut eingelebt. Er sah Trainer kommen und gehen, bildete Spieler für die Nationalmannschaft aus und lernte zahlreiche Sportler im ganzen Land kennen. “Das waren viele schöne Momente und Sachen, aus denen ich einfach lernen konnte”, erzählt er. Den Gedanken, es einmal selbst als Cheftrainer zu probieren, hatte er nur kurz. Es passe aber einfach nicht zu dem, was er mache. “Ich glaube, dass ich relativ gut bin, in dem, was ich tue.” Seine Stellung im österreichischen Handball bestätigt das.
Aufgaben im Schulalltag
Markus Rinnerthaler ist ein Talentschmied. Davon profitiert auch die Handballakademie in der Mehrerau. Der 45-Jährige ist ihr Leiter und gleichzeitig Administrator von Schulseite aus. Damit überblickt er das Zusammenspiel von Training und Schule für die knapp 20 Talente, die hier aktuell die Ausbildung genießen. Und durch die Akademie gelingt der perfekte Übergang zum Verein. “Wenn einer in der Schule abfällt, wenn es Probleme gibt, kriege ich das frühzeitig mit und wir können reagieren”, beschreibt er den großen Vorteil. Ein großer Dank seinerseits gilt zudem dem Collegium Bernardi, das den Spitzensport erst möglich macht.

Denn darum geht es letztendlich. Rinnerthaler merkt nicht, dass die Jugendlichen heute weniger ehrgeizig oder fokussiert sind. Dass die arrivierten Spieler behaupten, die Jugend sei weicher geworden, wäre früher auch schon so gewesen. Nur in der Corona-Zeit sei es zu einem Bruch gekommen. “Das war sicher nicht so einfach, weil man nicht trainieren konnte und die Kinder extrem viel Zuhause waren.” Man merke aber, dass es wieder in die richtige Richtung gehe. “Ich finde, heute ist das Ganze dichter und professioneller geworden. Dafür gibt es mehr Ablenkungen.” Und das familiäre Umfeld habe sich verändert. Die Eltern möchten mehr Mitsprache.

Neben den zahlreichen Jugendlichen, die er zu Nationalspielern geformt hat, waren die größten Erfolge in seiner Trainerlaufbahn drei Schulweltmeisterschaften. “Einmal waren im Viertelfinale gegen die Dänen und sind erst im Shootout rausgeflogen. Das war ein Riesenerlebnis.”
Zur Person
Markus Rinnerthaler
Alter: 45
Geboren: Salzburg
Wohnort: Bregenz
Familienstand: ledig
Hobbys: In der Natur Spazierengehen oder Wandern, Skifahren
Aufgaben: Trainer Bregenz Handball, Akademieleiter, Administrator am Collegium Bernardi
Seit März 2023 ist Rinnerthaler nun im Doppel mit Marko Tanasković auch für die erste Mannschaft von Bregenz-Handball verantwortlich. “Der Marko ist das Mastermind im Coaching. Das heißt, er trifft viele Entscheidungen, im Coaching, in der Auswahl der Taktik und so weiter. Die Sachen sind sauber abgesprochen.” Rinnerthaler kümmert sich um Videoanalyse und individuelle Ausbildung. “Wir haben das große Glück, dass kein Futterneid da ist. Deswegen funktioniert es sehr gut.”

Trotz anfänglicher Kritik setzten die beiden ihre Ideen um und spielten eine starke Hinrunde. “Die Mannschaft zeigt sich mit einem anderen Gesicht.” Neben dem Feld präsentiert sie sich geschlossen. Auf der Platte verteidigt sie aggressiver. In der Liga überwintern die Bregenzer als Vierte, im Cup und dem EHF European Cup sind sie noch dabei.

Auftakt in die Vorbereitung
Am kommenden Montag beginnt für Bregenz die Vorbereitung auf einen intensiven Februar mit drei Wettbewerben. Alle Spieler sind beim Trainingsauftakt aber nicht dabei. Immerhin stehen mit Markus Mahr, Tobias Wagner und Ralf Patrick Häusle gleich drei Bregenzer im vorläufigen EM-Kader für Österreich. Los geht das Turnier in Deutschland für die ÖHB-Auswahl am Freitag, 12. Januar, gegen Rumänien. “Wir wünschen unseren Spielern, dass sie zum Spielen kommen, dass sie das ordentlich machen”, sagt Rinnerthaler.
Er sieht das ÖHB-Team bereits in der Gruppenphase vor schwierigen Aufgaben. “Die zu überstehen, wäre eine Wahnsinnsleistung und dann ist immer alles möglich.” Österreich habe sich über die vergangenen Jahre sehr gut entwickelt. Die Favoriten sind mit Dänemark, Frankreich und Spanien aber andere.