Bedeutend waren für mich die Nachtschattengewächse

Karriere / 21.02.2024 • 16:05 Uhr
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Michael Amann feiert am kommenden Sonntag seinen 60. Geburtstag. fritz jurmann

Der Vorarlberger Michael Amann (60), Komponist, Musikpädagoge, ist mit seiner Musik fest im Wiener Musikleben verankert.

WIEN Wenn man in Komponistenkreisen im Land vom „Amann“ spricht, dann ist fast immer der hochbetagt in Schlins lebende Urvater dieser Sippe mit Vornamen Gerold gemeint, der als Vordenker ganze Generationen junger Musiker für seine besondere Kunst zu begeistern vermochte. Hier geht es aus besonderem Anlass um den „anderen“ Amann, Gerolds in Rankweil aufgewachsenen, ebenfalls kompositorisch tätigen Neffen Michael. Er ist in Vorarlberg nur mehr durch gelegentliche Aufführungen seiner Musik präsent, seitdem er 1984 nach Wien gezogen ist und die Bundeshauptstadt zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat. 1994 wurde er als feste Größe im dortigen Musikleben mit dem Staatsstipendium für Komposition ausgezeichnet und hat inzwischen auch weitere Kreise mit Aufführungen im In- und Ausland gezogen. Am 25. Februar feiert er seinen 60. Geburtstag.

Michael Amann feiert am kommenden Sonntag seinen 60. Geburtstag.  <span class="copyright">amann</span>
Der Vorarlberger ist mit seiner Musik heute fest im Wiener Musikleben verankert. amann

Warum wollten Sie 1984 eigentlich weg aus Vorarlberg, und wie schwierig war es für Sie, damals in der Millionenstadt Wien menschlich und musikalisch Fuß zu fassen?
Nach der Matura wollte ich nach Wien studieren gehen und ich habe in der Folge das Lehramtsstudium Musik und Englisch absolviert – und dann noch ein Diplomstudium Komposition angehängt. Dabei haben sich die ersten Aufführungen ergeben, und ich hatte das Glück, gleich mit hervorragenden Interpreten und Interpretinnen arbeiten zu können.


Und Sie haben diesen Entschluss nie bereut?
Dass ich mich in Wien niedergelassen habe, sehe ich als eher zufällig. Ich habe nach einigen Jahren meine Frau kennengelernt, und wir haben uns dazu entschlossen, in Wien zu bleiben. Mit meiner alten Heimat Vorarlberg bin ich aber noch herzlich verbunden. Für mich bedeutet eine Reise nach Vorarlberg immer noch „nach Hause fahren“ … und ich komme sehr gerne nach Hause,

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Gab es da auch Mentoren, die Sie in wichtige Kreise eingeführt, Ihnen Hilfestellung geboten haben?
Der Kunstverein Alte Schmiede war ein wichtiger Ort für meine ersten Aufführungen. Der damalige Programmverantwortliche, Christian Heindl, hat mich dabei sehr gefördert. In Vorarlberg ist Silvia Thurner mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Und auch mein Schulkollege Klaus Christa hat sehr viele Stücke angeregt und aufgeführt. Vom Solostück bis zum Konzert habe ich sehr viel für „seine“ Viola komponiert.


Sie erhalten regelmäßig Kompositionsaufträge, was waren Ihre bedeutendsten Arbeiten der letzten Jahre?
Momentan arbeite ich an einem Werk für fünf Frauenstimmen – angeregt von einer Sängerin und Dirigentin, die meine Musik kennenlernte und mich mit einer Vokalkomposition für ihr Quintett beauftragte. Eine für mich wichtige Arbeit der letzten Jahre ist ein Concertino, das ich auf Anregung des Ensembles Wiener Collage geschrieben habe. Ebenso bedeutend waren für mich die „Nachtschattengewächse“ für das Vorarlberger Ensemble plus. Die Musikerinnen und Musiker spielten meine Stücke auf höchstem Niveau.

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Ihr Werkverzeichnis ist groß, umfasst viele Sparten. Welchem Genre fühlen Sie sich besonders zugehörig, mit welchem identifiziert man Sie besonders?
Werke für großes Orchester sind rar. So bleibt die Kammermusik als wesentliches Betätigungsfeld.


War Ihr Onkel Gerold Amann an Ihrer künstlerischen Entwicklung beteiligt, war er für Sie vielleicht sogar ein Vorbild?
Als Jugendlicher war er schon so etwas wie ein Vorbild, ich habe in einigen Gesprächen manches über seine Sicht auf das Komponieren mitbekommen. Vor allem bewunderte ich seine große musikalische Fantasie. Andererseits hatte ich keine einzige offizielle Unterrichtsstunde bei ihm. Und je mehr ich mich kompositorisch entwickelte, desto eigenständiger wurde ich – das ist ja gut und wichtig so.


Ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Musik, die viele als nicht einfach bezeichnen, von den Zuhörern auch verstanden und angenommen wird, sie vielleicht sogar berührt?
Musik hat viele Funktionen und bietet ebenso zahllose Formen der Annäherung. Bei meiner eigenen Musik ist meist auch der Aspekt des Hörabenteuers dabei. Dadurch gibt es auch komplexe Elemente. Ich hoffe schon, dass meine Musik auch berührend sein kann – wenn man „berührend“ nicht mit „simpel“, „oberflächlich“ oder „kitschig“ gleichsetzt.


Mit 60 denkt man in Ihrem Brotberuf als Lehrer an die Pension. Ist das dann auch Anlass, Ihre schöpferische Tätigkeit zu intensivieren?
Ein musiktheatralisches Werk fehlt noch! Ich hoffe darauf, dass ich in der Pension wieder genügend Zeit und Muße für eine solche groß dimensionierte Arbeit haben werde.


FRITZ JURMANN

ZUR PERSON

MICHAEL AMANN

GEBOREN 1964 in Dornbirn

AUSBILDUNG Musikgymnasium Feldkirch, Musikhochschule Wien Lehramtsstudium in Musikerziehung, Diplomstudium Tonsatz/Komposition

KOMPOSITIONEN Solostücke, Kammermusik, Ensemble-, Vokal- und Orchesterwerke mit Aufführungen seit 1991 im In- und Ausland

TÄTIGKEIT Musikerziehung an einem Wiener Gymnasium, freiberuflich Komponist

AUSZEICHNUNGEN Staatsstipendium für Komposition 1994, Kompositionsstipendium Land Vorarlberg 2006

FAMILIE Ehefrau Martina, drei Kinder: Georg (21), Fanny (20) und Simon (17)