Mit Lehrlingen gegen den Fachkräftemangel

Jonathan Bösch und Thomas Berchtold vom gleichnamigen Holzbaubetrieb in Wolfurt darüber, warum das “Wie” heute wichtiger ist als das “Was”.
Berchtold Holzbau ist Generalunternehmer für den modernen Haus- und Treppenbau. Das Wolfurter Unternehmen hat seit 1975 schon 63 Lehrlinge ausgebildet und wurde 2024 erneut zum ausgezeichneten Lehrbetrieb gewählt. Welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen?
Wir sind mit unserem Prämiensystem, dem breiten Tätigkeitsfeld und den Benefits gut aufgestellt, aber entscheidend ist das Zwischenmenschliche. Zum einen ist bei uns das ganze Team an der Ausbildung beteiligt, denn die Lehrlinge arbeiten überall mit und sind Teil einer sehr familiären Gemeinschaft. Zum anderen entstehen durch die interdisziplinäre Arbeit mit verschiedenen Gewerken Synergien, von denen die Zimmerer-Lehrlinge viel mitnehmen und spätestens dann profitieren, wenn sie ihr eigenes Haus bauen. Da wir als Generalunternehmen auftreten, erleben sie den Hausbau weit über die Holzkonstruktion hinaus mit. Unsere Tischlerei ist ebenfalls spezialisiert, denn wir entwickeln Treppen in allen Variationen, Sonderbauteile und Freiformen.
Wie wichtig sind Lehrlinge für euren Betrieb und mit welcher Strategie findet ihr die richtigen?
Lehrlinge sind unsere Zukunft, daher sind sie extrem wichtig! Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels engagieren wir uns für eine qualifizierte Ausbildung von Facharbeiterinnen und Facharbeitern. Damit Betriebe und Lehrlinge zusammenfinden, müssen Firmen sichtbar sein. Dafür nutzen wir sämtliche Kanäle, bauen auf sozialen Medien Bekanntheit auf, kommen bei Berufsmessen ins Gespräch und stehen mit Schulen in Kontakt. Das lohnt sich, wir können jedes Jahr aus vielen Bewerbungen auswählen.
Wie gelingt es euch, High Potentials für euch zu gewinnen?
Das Finden ist eine Sache, das Halten eine ganz andere, weil jeder individuell ist. Manche sind sehr bodenständig und legen den größten Wert auf die Nähe zum Wohnort. Andere fühlen sich von zu vielen Optionen und der Gesellschaft unter Druck gesetzt. Sie fangen immer wieder neue Ausbildungen an, verlieren sich in Orientierungslosigkeit und Überforderung. Wenn alle Türen offenstehen, ist es schwierig, anzukommen. Damit Lehrlinge und neue Mitarbeiter sich bei uns gut einfinden, stärken wir die Zugehörigkeit und integrieren sie gleich ins Team und unseren Alltag. Dann stellt sich auch das erfüllende Gefühl ein, angekommen zu sein.
Was muss man noch bieten, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben?
Der Fokus liegt auf dem Wie, statt auf dem Was. Wer sich mit uns auf den Weg macht, schlägt eine moderne Richtung ein. Es liegt in der Natur unserer Arbeit und Betriebsphilosophie, immer auf dem neusten Stand zu sein. Da sich laufend neue Normen, Materialien und Technologien entwickeln, investieren wir kontinuierlich in den Betrieb. 2025 wird die komplette CNC-Anlage erneuert. Wir haben die Fühler immer nach Verbesserungen ausgestreckt, so erfüllt auch unsere Ausbildung moderne Erwartungen.
Thomas Berchtold und Jonathan Bösch
Jahrgang: Thomas Berchtold (1986), Jonathan Bösch (1992)