Außenwirkung und Ensemble vergrößern

Intendantin Stephanie Gräve präsentiert vage Vorstellungen.
Bregenz Vier fix angestellte Ensemblemitglieder hat das Vorarlberger Landestheater derzeit, doppelt so viele sollen es werden, wenn Stephanie Gräve in der kommenden Spielzeit das Ruder übernimmt. Es sei nicht gut, wenn man beim Antritt Tabula rasa macht, erklärte die deutsche Theaterwissenschaftlerin (geb. 1968 in Duisburg) gestern Mittag beim ersten Medientermin nach der Bekanntgabe der Entscheidung am Dienstag, das Ensemble möchte sie aber auf jeden Fall stärken und aufbauen, es solle eines werden, das das Haus nach außen repräsentiert.
Angesichts der eher bescheidenen Außenwirkung des Unternehmens bemerkte sie im Gespräch mit den VN, dass sie einerseits Möglichkeiten ergreifen werde, die Qualität offensiver mitzuteilen, und andererseits mit Künstlern arbeiten wolle, die bereits international wahrgenommen werden.
Klingende Namen
Das Budget des Hauses beträgt bekanntermaßen gut fünf Millionen Euro, vier Millionen kommen vonseiten des Landes Vorarlberg. Damit sei das Unternehmen „ausgiebig, aber nicht luxuriös“ finanziert, kommentiert Gräve die Sachlage, um darauf zu verweisen, welche Schwierigkeit in einer etwaigen Absicht liegt, die Wahrnehmung über Engagements von renommierten Regisseurinnen oder Regisseuren zu erhöhen. „Ich sage da immer: Gib mir klingende Münze, und ich gebe dir klingende Namen.“ Für ein Haus wie für jenes in Bregenz sei es diesbezüglich eher ein Thema festzustellen, wo der spannende Künstlernachwuchs ist. Mit Richard Maxwell sei es ihr an einer der früheren Wirkungsstätten beispielsweise gelungen, Neugierde zu wecken. In Basel, wo sie als künstlerische Direktorin tätig war, wurde ein Stück mit den New York City Players realisiert, das man dann über die Grenze nach Mulhouse versandte. Auch „King Size“ unter Christoph Marthaler wurde auf die Reise geschickt.
Einblick in den Findungsprozess
Das Thema konnte nicht ausbleiben, dass ihr Abgang als Schauspieldirektorin vom Theater in Bern, wie bereits berichtet, von einer Dienstfreistellung aufgrund von Differenzen begleitet war, habe für das Findungsgremium nach Überprüfung der Situation, so Winfried Nussbaummüller von der Kulturabteilung des Landes, keinerlei Relevanz gehabt. Sie plane diese Erfahrung nicht zu wiederholen, betonte Gräve. Interessanterweise boten Nussbaummüller wie auch Werner Döring, der Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, Einblick in den Entscheidungsprozess. Der deutschen Kunsthistorikerin Dorothee Bauerle-Willert, die seit einigen Jahren beim Landestheater als Dramaturgin tätig ist, wurde eigens für die Sichtung der Bewerber-Dossiers gedankt. Von 65 Interessenten wurden sieben zum Hearing nach Zürich geladen. Nach dem Auftritt von Stephanie Gräve habe Franz Salzmann, der einstige kaufmännische Direktor der Bregenzer Festspiele und ein Mitglied des Aufsichtsrates der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, vermerkt, dass das nun die Benchmark sei. In der Folge fiel das Votum im Findungsgremium einstimmig für Gräve aus.
Für ihren ersten Spielplan habe sie bereits „sehr konkrete“ Vorstellungen. Auf Fragen reagierte Gräve aber nur mit vagen Angaben. Man verhandle auch mit einem österreichischen Gegenwartsautor. Zudem habe sie sich eigens mit der Geschichte der Region, etwa dem Themenkomplex Schwabenkinder, beschäftigt. Ein Gespräch mit Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka wird es demnächst geben.
„Ich habe den Eindruck, dass das Haus finanziell ausgiebig, aber nicht luxuriös ausgestattet ist.“