Älteste Jazzband des Landes ist forever young

Big-Band-Club Dornbirn überraschte innovativ zum Jazz-X-Mas.
GÖTZIS Kaum zu glauben: Der Big-Band-Club Dornbirn feiert 2018 sein 50-jähriges Bestehen und präsentiert sich doch so jung und aktuell wie am ersten Tag, wie das auch der Autor dieses Beitrages als Zeitzeuge bestätigen kann. Es war 1968, als der inzwischen verstorbene Peter Schweizer in einem für solche Umtriebe ziemlich verständnislosen Umfeld mit engagierten Mitstreitern diese Band aus dem Boden stampfte. Damit ist der Big-Band-Club heute nicht nur die mit Abstand älteste, sondern auch nach wie vor eine der aktivsten Formationen dieser Art im Land. Durchschnittlich fünf Mal pro Jahr treten die Musiker in unserem Raum zu Konzerten an, aus denen mit prognostizierbarer Sicherheit das jährliche Jazz-X-Mas am Tag vor Heiligabend zum absoluten Highlight wird. Nicht anders war das heuer in der überbuchten Kulturbühne AmBach vor einem Stammpublikum aus Fans und Freunden, das die Band begeistert über ein wie immer komplett neu einstudiertes Programm von zweieinhalb Stunden trug und in einer intensiven Jazzatmosphäre zwischen Bühne und Saal die Solisten fachkundig befeuerte.
Witz und Charme
Mastermind der 17-köpfigen Stammmannschaft ausgewiesener Jazzgrößen aus der Region ist erneut das Münchner Multitalent Thomas Gertner (47). Im dritten Jahr seiner Regentschaft weiß man um seine vielfältige Begabung als Bandleader, Soloposaunist, Sänger und Entertainer, und so kann er sich diesmal in seiner One-Man-Show auch etwas zurücknehmen und ist doch an den Nahtstellen des Programms mit Witz und Charme wohltuend präsent und kompetent. In einer sehr vielschichtigen Werkauswahl wagt sich Gertner diesmal auch an zwei Stücke, die mutig vorausweisen. Die bekannte Beatles-Nummer „Norwegian Wood“ erhält ein ins Experimentelle verfremdetes, harmonisch vertracktes Arrangement, das aus diesem Jazz-Waltz ein fast symphonisches Stück macht. Dem verträumten weihnachtlichen „Little Drummer Boy“ wird im Latin-Rhythmus ordentlich eingeheizt (virtuoser Gast-Percussionist: der Grieche Georgios Mikerozis), erst aus Melodiefetzen des Bass-Posaunisten Egon Heinzle schält sich nach und nach das Thema heraus.
Von Bebop bis Rock
Neben solch mutigen Anforderungen für das locker mitgehende Publikum erhalten auch Traditionssüchtige dann im zweiten Teil endlich ihren ersehnten Swing mit Sammy Nesticos „Dimensions in Blue“ und Duke Ellingtons Allzeit-Standard „I’m beginning to see the Light“, dem Thomas Gertner als Vokalist seinen besonderen Stempel aufdrückt. Er ist auch Urheber eines butterweich geblasenen Posaunensolos in der Ballade „A Time for Love“ und ein überlegen sicherer Klangkoordinator von fetzigem Bebop bis hin zum Rock und eben allem, was sich mit einer flexiblen Big-Band machen lässt.
Ein Indiz für die innovative Weiterentwicklung des Big-Band-Clubs Dornbirn ist auch die Tatsache, dass mit dem legendären Keyboarder Attila Buri ein „neues altes Gesicht“ als Rückkehrer lauthals gefeiert wird. Auch, dass der verdienstvolle Klaus Peter nach zehn Jahren seine Obmann-Stelle abgegeben hat und mittlerweile durch besonders ausgefeilte Soli am Tenorsax glänzt. Sein organisatorischer Nachfolger Eugen Rigger aus der Dornbirner Musikerfamilie ist ebenfalls ein alter Bekannter, der nach seinem Studium wieder als Posaunist bei der Band gelandet ist. Als nicht mehr aktiver Senior aus der Gründungszeit wirkt Trompetenlegende Gerd Hämmerle bis heute als Finanzchef einer Truppe, die eigentlich um Gotteslohn und nur zur eigenen Freude aufspielt. Nach wie vor aktiv als Senior ist Schlagzeuger Adi Baumgartner, der bereits 1971 so sportiv und gefühlvoll wie heute seine Drums bediente. Der ebenfalls legendäre Trompeter Markus „Mäcky“ Weiss setzt mit seinen giftigen „High Notes“ souverän so manchem Arrangement wie Maynard Fergusons „Give it on“ klanglich die Krone auf. Und alle zusammen planen sie jetzt schon ihr Jubiläum im kommenden Jahr. JU
Nächste Auftritte des Big-Band-Club Dornbirn: 9. Februar 2018, 21 Uhr, Jazzclub Lustenau;
10. Februar, 20 Uhr, Kammgarn Hard