Flatz will mit “Faces” intensive Kommunikation auf Augenhöhe

Kultur / 08.03.2019 • 21:30 Uhr
 Der Vorarlberger Künstler Flatz greift mit seinen "Faces" auch einen kulturhistorischen Themenkomplex auf. Vn/Paulitsch

Der Vorarlberger Künstler Flatz greift mit seinen “Faces” auch einen kulturhistorischen Themenkomplex auf. Vn/Paulitsch

Künstler Flatz bringt im eigenen Museum mit seiner Arbeit “Faces” ein starkes Thema zur Sprache.

Dornbirn Der Eindruck ist überwältigend, enorm, großartig, es ist kein überinszenierter Wow-Effekt, sondern einer erster Güte. Der Besucher des Wechselausstellungsraumes im Flatz Museum gerät von der Rolle des Betrachters unwillkürlich in jene des Betrachteten, fühlt sich angeschaut, aber nicht erst einmal gemustert, sondern willkommen. Dass das Vorhaben, Technologie- und Kulturtransfers über die Kontinente erlebbar zu machen, in einem Bild gelingt, ist eher selten der Fall, hier, in der Ausstellung “Faces” im Flatz Museum, ist man sofort mittendrin in einer Geschichte, die in Zeiten, in denen einstige Kolonialmächte endlich über Kulturgutrückgaben zu sprechen beginnen, immer wichtiger wird.

Waren- und Kulturtransfer

Eines sei eingangs fertgehalten: Die Masken, die in diesem Raum einmal in ihrer Ursprungsform und in den meisten Fällen durch die Übertragung in die Fotografie vertreten sind, werfen keine Fragen zur Provenienz auf, zumindest nicht in erster Linie. Sie waren bzw. sind Gastgeschenke an die Vorarlberger Textilfirma Getzner, die Handelsbeziehungen mit Abnehmern bzw. Auftraggebern in afrikanischen Ländern unterhielt. Diese Handelsbeziehungen, die neben den Warentransfer auch mit dem Austausch von Kulturgütern, Technologie etc. in Verbindung stehen, hat Flatz vor einem Jahr in einer Ausstellung in der Galerie allerArt in der Bludenzer Remise thematisiert. Damals wurde etwa über eine Installation, die sich nicht so sehr auf die genannte Firma selbst, sondern ganz allgemein auf die Wirtschafts- und Kulturgeschichte bezog, deutlich gemacht, dass Machtinteressen einerseits begünstigende, andererseits aber selbstverständlich auch fragwürdige Aspekte von derlei (Austausch)Verhandlungen sind.

Würdevoll

Was Flatz (geb. 1952) nun in dem vor zehn Jahre eröffneten Museum in seiner Heimatstadt zeigt, kann mit der erwähnten Arbeit in Verbindung gebracht werden, ist aber auch als einzelnes Projekt absolut schlüssig. Wenn der Künstler, ein ehemaliger Teilnehmer der Documenta in Kassel, von dem sich Werke in renommierten Sammlungen befinden, von Würde spricht, dann ist es kein gern genommener Begriff, der sensible Umgang mit dem Schaffen aus Jahrhunderten wird spürbar, greifbar und sichtbar. Dabei ist es nicht mehr wesentlich, aus welchem Gebiet die Masken stammen und wann sie geschaffen wurden, das Objekt selbst erfährt eine Übertragung in ein anderes Genre. Während der Künstler einige der Masken auf einen textilen Untergrund legte, dessen Musterungen auf die feine Arbeit der einstigen Hersteller der Objekte verweist, hat Flatz die meisten der über 30 Masken digital aufgenommen und das entstandene Bild dann wieder auf die Leinwand übertragen. Der Aufnahmewinkel, die Anordnung des Gesichtsreliefs, der Aufnahmewinkel, die Hervorhebung einer Farbe oder von Verzierungsdetails schärfen den Blick für die Arbeit.

Flatz nennt es einen würdevollen Umgang. Der Betrachter pflichtet ihm bei, denn anders als bei Präsentationen in Ethnologie-Abteilungen von Museen, tritt die Verwendung des Objektes, das etwaige Ritual genauso in den Hintergrund wie das dekorative Element, das Kunsthandwerk selbst. Es geht vielmehr um die intensive Auseinandersetzung mit dem Schaffensakt, mit dem kreativen Moment, mit der Kraft der Kunst. Man befasst sich mit der Ausformung von Augen oder Mündern, mit der Gesichtsform, die nicht selten überhöht ist und tritt – freilich einfach nur durch die freigesetzte Fantasie – in Kommunikation mit Menschen. Sie intensiviert sich von Bild zu Bild und ist auf jeden Fall eine, die auf Augenhöhe passiert.

Geöffnet im Flatz Museum in Dornbirn (Marktstraße 33) bis 22. Juni, Freitag, 15 bis 17 Uhr, Samstag, 11 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung: www.flatzmuseum.at