Dynamik im Beständigen

Kuratoren-Duo Severin Dünser und Luisa Ziaja geben der jungen Szene in Wien eine Plattform.
Wien Experimentierräume, Ateliers und improvisierte Ausstellungsräume: Die junge Wiener Kunstszene erlebt in den letzten vier Jahren eine neue Dynamik. In den zahlreichen sogenannten Off-Spaces, dezentral organisierten, meist nicht kommerziellen Ausstellungsräumen, schafft die junge Künstlergeneration in Wien Orte des Austauschs und der Zusammenarbeit. Obwohl es Off-Spaces auch in anderen Großstädten gibt, ist die große Zahl der Ausstellungsräume in Wien bemerkenswert. „Es handelt sich um ein relativ neues Phänomen, das den Künstlerinnen und Künstlern einen direkten und ehrlichen Austausch untereinander ermöglicht“, sagt der aus Dornbirn stammende Kurator der Ausstellung, Severin Dünser (38). Ziel der Ausstellung „Über das Neue – Junge Szene in Wien“ sei es, der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, eine neue Art von Öffentlichkeit herzustellen und durch die Integration von zwölf Off-Spaces die Dynamik des Wiener Kunstbetriebs abzubilden.
Neue Perspektiven der Kunstszene
Die Idee einer gemeinsamen Ausstellung junger Wiener Kunst ist nicht neu – sowohl die Secession als auch die Kunsthalle versuchten sich in der Vergangenheit daran. Nun setzt das 21er-Haus des Belvedere neue Akzente in Auswahl und Darstellung der Werke und Künstler. „Wir wollten vermeiden, dass der Eindruck entsteht, es gehe darum, durch unsere Auswahl einen neuen Wiener Stil oder einen neuen Ismus zu schaffen“, so Luisa Ziaja. „Die Ausstellung soll vielmehr eine Zeitdiagnose darstellen und die Lebendigkeit der Wiener Kunstszenen reflektieren“, betont die Kuratorin. 18 ausgewählte Künstlerinnen und Künstler unter 35 Jahren zeigen ihre Werke, die von Bildhauerei, Malerei bis hin zu Videoinstallationen ein breites Spektrum abdecken. Zusätzlich gibt es drei Räume in der Ausstellung, die von zwölf Wiener Projekträumen, frei von Vorgaben, in Intervallen bespielt werden. „Durch die Integration der Projekträume in die Ausstellung erweitern wir die Perspektive. Denn es interessiert uns nicht nur, was die junge Künstlergeneration macht, sondern auch, was sie selbst interessant findet.“
Die Verwobenheit der Szene spiegelt sich auch in den Ausstellungsräumlichkeiten wider. Durch die Platzierung von verschieden großen und unterschiedlich ausgerichteten L-förmigen Wänden ist eine urbane Topografie im Raum entstanden. Die Ausstellung scheint gewachsen zu sein wie eine Stadt. Innerhalb dieser Ausstellungsstadt wird deutlich, dass die jungen Künstlerinnen und Künstler wieder verstärkt darauf setzen, ein Handwerk auszuüben. „Handwerkliche Fähigkeiten spielen wieder eine größere Rolle als postkonzeptionelle Strategien“, erklärt Dünser.
So auch bei der Vorarlberger Künstlerin Melanie Ebenhoch, die sich an der Schnittstelle von Malerei, Skulptur und Installation bewegt. Sie spielt mit dem Verhältnis von Betrachter und Künstlerin, indem sie ein gegenseitiges Beobachten inszeniert, denn die Künstlerin schafft nicht nur ein Werk, sondern ist auch immer selbst, als Person, ausgestellt.
Momentaufnahme
Trotz der Labels „jung“ und „neu“ wirkt die Ausstellung erwachsen. Die Präsentation der Werke trägt definitiv dazu bei: Collagen, Gemälde, Skulpturen und Videoinstallationen ergeben ein stimmiges Ganzes und vereinen in einer Momentaufnahme an einem Ort, was sich aktuell in Dutzenden Off-Spaces in ganz Wien tut.

reichen von Bildhauerei über Malerei bis zu Videoinstallationen. Belvedere
Über das Neue – Junge Szene in Wien. Belvedere 21 Wien. Bis 2. Juni 2019. www.belvedere21.at
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