Ensemble „La Rocaille“ begeisterte im Feldkircher Dom

Kultur / 22.03.2019 • 21:00 Uhr
 Es sind meist barocken Originalen nachgebaute Instrumente aus der großen Blockflötenfamilie, auf denen die Musikerinnen spielen. Ju
Es sind meist barocken Originalen nachgebaute Instrumente aus der großen Blockflötenfamilie, auf denen die Musikerinnen spielen. Ju


Einen Kunstgenuss der ganz speziellen Art bescherten vier Musikerinnen zahlreichen Zuhörern bei der Abendmusik am Donnerstag im Dom St. Nikolaus.

FELDKIRCH. Verblüffend zu erleben, welche Schönheit und Vielfalt an Klängen die vier Musikerinnen da aus einem ganzen Arsenal von Blockflöten, einem oft verkannten Instrument, das manche eher auf ein Kinderspielzeug reduzieren wollen, zauberten.

Die Idee, sich im Quartett konzentriert der weitläufig einsetzbaren Blockflöte zu widmen, hatten vor zehn Jahren zwei Dozentinnen für dieses Instrument am Landeskonservatorium: Sabine Gstach, die als „Urmutter der Blockflöte“ im Land ganze Generationen an diesem Instrument ausgebildet und eben nach 40 Jahren ihre Pension angetreten hat, und die vielseitige, ebenso in anderen Ensembles tätige Dorit Wocher, die auch in Liechtenstein unterrichtet. Zusammen mit Veronika Ortner-Dehmke und der als einzige von der Stammbesetzung ausgewechselten Maren Burger-Kloser, beide in der Musikschule Bregenz tätig, bereichern sie seitdem als feste Größe und in dieser Besetzung konkurrenzlos das Musikleben der Region.

Gemeinsames Entwickeln des Klanges

Dorit Wocher bringt im VN-Gespräch die Motivation der durchwegs professionell ausgebildeten Truppe auf den Punkt: „Wir haben vor allem viel Freude am gemeinsamen Entwickeln des Klangs, das ist für uns ganz wichtig. Außerdem graben wir gerne vergessene Werke aus und machen sie für uns spielbar.“ Ihren Namen „La Rocaille“, französisch für „Rokoko“ oder „Muschelwerk“, wollen die Musikerinnen symbolhaft für ihre reich verzierte Spielweise verstanden wissen, eine Art Zuckerwerk im barocken Sinne. Sie treten gleich am Beginn auf vier Alt-Blockflöten fingerflink den Beweis dafür in einem dreisätzigen Concerto von Telemann an, der darin alle Möglichkeiten für dieses Instrument ausreizt. 

Es sind meist barocken Originalen nachgebaute Instrumente aus der großen Blockflötenfamilie, die hier Verwendung finden, von der kleinen Sopran-Blockflöte über die Alt- und Tenorversion bis zur Subbass-Flöte in einer speziellen modernen Ausformung. Die vier Damen wechseln nicht nur die Instrumente bei jedem der Stücke virtuos und behende, sie tauschen auch untereinander die Positionen im Quartett aus, und so vielfältig variiert denn auch der Gesamtklang in seinen Farben und Schattierungen, von weich gedeckt bis strahlend hell, so lebendig und sauber bleiben dabei in jedem Moment die oft heikle Intonation und das traumhaft intensive Zusammenspiel. Aus der bunten Vielfalt des  Programms sticht noch die Meisterschaft Bachs und seines Sohnes Johann Christian hervor, die hier in makellos ausgereifter Stimmführung nachvollzogen wird.

Einen reizvollen Kontrast dazu, von ferne wie aus einer anderen, längst versunkenen Welt heraufklingend, bilden kleine Stücke, die Domorganist Johannes Hämmerle, auch Kurator dieser Reihe, am historisch erhaltenen „Feldkircher Orgelpositiv“ am anderen Ende der Marienkapelle spielt. Und es mutet einen seltsam an, wenn man weiß, dass dieses Instrument von 1699 bereits existiert hat, als der weitere Bach-Sohn Wilhelm Friedemann seine verspielten Fugen zu Papier brachte, denen Hämmerle heute, liebevoll artikuliert, im Geist ihrer Entstehungszeit Gestalt verleiht. Fritz Jurmann