Haben Sie schon einen Barta an der Wand?

Kultur / 22.03.2019 • 09:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Haben Sie schon einen Barta an der Wand?
In der aktuellen Ausstellung von Linus Barta werden hauptsächlich neue Arbeiten (Öl auf Papier) gezeigt. Sofia Velasqez

Der aus Hard stammende und in Berlin lebende Maler Linus Barta stellt im KOLLEKTIV in Bregenz aus.

Bregenz Im Interview mit den VN erklärt Linus Barta seinen Schaffensprozess, wie man im Kunstbetrieb Fuß fassen kann und woher sein Spitzname “Hausverbot” stammt.

Wie kamen Sie zur Malerei?

Ich war eigentlich immer am Zeichnen, schon als kleiner Junge. Als Jugendlicher habe ich den Stift zur Seite gelegt und meine Kreativität mit Musik ausgelebt. Auf unzählige Bandprojekte folgten nach dem Philosophie-Studium Plattenaufnahmen mit Black Water Music in Lissabon. Zurück in Österreich habe ich mich an der Akademie der bildenden Künste eigentlich für konzeptuelle Kunst bei Marina Gržinić eingeschrieben, bin dann aber nach drei Monaten zu Daniel Richter gewechselt. Mein Leben lang habe ich mir schon vorgenommen, einmal ein richtig großes Bild zu malen. Richter meinte nur: “Du bist nicht der einzige Musiker, der malt, mach einfach weiter.” Das habe ich auch gemacht. Anfangs zeichnerisch auf Leinwand, dann Schritt für Schritt Richtung Malerei.

Malen Sie einfach drauf los oder haben Sie bei jedem Bild eine Konzept?

Meine Malerei ist nicht konzeptuell sondern spontan. Norbert Schwontkowski sagte mal, dass 70 Prozent seiner Arbeiten gescheiterte Arbeiten sind, so ist das auch bei mir. Bilder werden immer wieder übermalt, genau so entsteht auch eine Materialität. Ich bin insofern mein größter Kritiker. Wichtig ist für mich, dass Farbe eben Farbe sein darf und es wird bis zu dem Punkt übermalt, wo ich selber sagen kann, dass das Bild nun für sich selbst steht.

Haben Sie schon einen Barta an der Wand?
Fettberg, Öl auf Leinwand, 160×160 cm, 2015

Wie anstrengend ist Ihr künstlerischer Prozess?

Der ist überaus fordernd. Rückenschmerzen sind da noch das harmloseste. Je nachdem, mit welchen Materialien man hantiert, kann man sich wortwörtlich in einen Rausch arbeiten. Das mache ich aber zweckgebunden, denn man muss die Bilder auch riechen können.

Haben Sie eigentlich eine Muse?

Alle Frauen und Männer dieser Welt.

Haben Sie schon einen Barta an der Wand?
ODB, Öl auf Leinwand, 150×190 cm

Wie brotlos ist Kunst?

Über Geld redet man nicht.

Kann man behaupten, dass im Kunstbetrieb oftmals die Frechheit siegt?

Ganz sicher nicht. Das schadet den Netzwerken, denn wer zu frech ist, wird nicht mehr zu Gruppenausstellungen eingeladen. Nicht die Frechheit siegt, sondern die Innovation. Im Kunstbetrieb muss man Neues zeigen und zukunftsorientiert arbeiten.

Wie wichtig sind Ihnen diese Netzwerke?

Die sind extrem wichtig und sie erfordern auch eine gewisse Etikette. Man sollte zum Beispiel niemanden mit Bier anschütten.

Entstammt aus solchen Ereignissen auch Ihr Spitzname “Hausverbot”?

Sie haben sicherlich dazu beigetragen.

Gibt es Charaktere in der Kunstgeschichte, die Sie beeindrucken?

Von der Lebensart her Pablo Picasso. Einfach malen malen malen, arbeiten bis man stirbt, die Zwischenmenschlichkeit ausblenden. Vom Schaffen her fällt mir spontan der Bogen zwischen Caravaggio bis Jonathan Meese ein, dazwischen tummeln sich Peter Doig, Marlene Dumas und Georg Baselitz.

Haben Sie schon einen Barta an der Wand?
Monika, Öl auf Holz, 120×80 cm, 2017

Wie kamen Sie dazu, im KOLLEKTIV auszustellen?

Ich liebe Vorarlberg und zu Bregenz habe ich besonders viel Bezug. Als mich die lieben Leute vom KOLLEKTIV bezüglich einer Ausstellung anfragten, zögerte ich keinen Moment. Und in diesem Raum merke ich auch, wie wichtig es ist, was das KOLLEKTIV macht. Sie lassen auch Underground zu, was in der Kulturhauptstadt längst überfällig war.

Haben Sie in nächster Zeit weitere Ausstellungen geplant?

Ich habe da schon was ins Auge gefasst und gehe optimistisch davon aus, dass ich dort kein Hausverbot habe.

Zur Person

Linus Barta

Jahrgang 1987

Werdegang Studium der Philosophie in Wien (Abschlussarbeit: “Von Nietzsche zu Paz – die Kunst als Mittel zur Überwindung der durch Sprache bedingten Sujektivität”); Studium an der Akademie der bildendenden Künste (Erweitererter Malerischer Raum, Klasse Daniel Richter); Auslandsstudium HGB Leipzig; Auslandstipendium Berlin, Werkhalle Wiesenburg

Ausstellungen in Wien, Berlin, Leipzig

Homepage https://linusbarta.com/

“roh” im Rundgang

Die Ausstellung “roh” ist noch bis zum 5. April im KOLLEKTIV in Bregenz, Maurachgasse 1, zu sehen. Ebendort konzertieren am 23. März Kalifat Brengez und Baba Briggs, am 30. März spielt Nische, Beginn jeweils um 19 Uhr. https://kollektiv-raum.org/

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