Begegnung mit Vorarlberger Fotokünstlern

Große Ausstellung im Rupertinum enthält Werke von Rudolf Zündel, Nikolaus Walter und Wolfgang Bender.
Salzburg, Bregenz Auf dem letzten Bild einer sechsteiligen Serie ist ein Hochstand zu sehen. Er befindet sich irgendwo im Wienerwald, gleicht einem Haus, das Schutz bietet, zugleich steht er aber auch für Überwachung, für einen Grenzposten oder für eine strategisch günstige Plattform bei der Jagd auf wildlebende Tiere. Diese Ambivalenz baut der Vorarlberger Künstler Wolfgang Bender in seiner Arbeit „Make me feel home again“ noch aus. Ein junger Mann bewegt sich zwischen dem satten Grün eines Blätterwaldes, scheint die Umgebung aber gar nicht wahrzunehmen, sondern mit Stöpseln im Ohr in seiner eigenen, digitalen Welt versunken zu sein. Einmal konfrontiert er den Betrachter dann aber frontal mit einer Pistole, die auch eine Attrappe sein könnte. Der Begriff Heimat werde permanent gebraucht und stehe für vieles, erklärt Bender im Gespräch mit den VN. Seine Arbeit thematisiere das Beobachten und Beobachtetwerden, aber auch den paradiesischen Ort, den Sehnsuchtsort oder die Tatsache, dass Heimat ein diffuser Begriff ist, der von Rechtsparteien auch so verwendet wird, dass er mit Exklusion in Verbindung steht.
Wolfgang Bender (geb. 1960) studierte am Mozarteum in Salzburg und an der Angewandten in Wien, in Bregenz war er zuletzt mit Rauminterventionen im Künstlerhaus vertreten.
Sensibel distanziert
Arbeiten von Nikolaus Walter (geb. 1945) zählen ebenfalls zu den Neuankäufen der Fotosammlung des Bundes, die das Salzburger Museum der Moderne bis 16. Juni unter dem Titel „Menschenbilder“ im Rupertinum präsentiert. Die Serie „Toronto Cowboy“ erzählt von einer Begegnung mit Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und an deren Alltag uns der großartige, sensibel distanziert agierende Fotokünstler aus Vorarlberg mit berührenden Aufnahmen teilhaben lässt. Die Serie „Als Tschusch unter Türken“ des Vorarlbergers Rudolf Zündel (1939-2018), der sich als Künstler, Grafiker oder mit Fotoreportagen und als Cheffotograf der Vorarlberger Nachrichten einen Namen gemacht hat, zählte zu den ersten Arbeiten, die für die Fotosammlung des Bundes angekauft wurden. Zündel nahm an einer Busfahrt von Gastarbeitern der ersten Generation nach Istanbul teil, dokumentierte die Strapazen, aber auch die Freundlichkeit, mit der er unter Menschen Aufnahme fand, denen die Österreicher oft mit Ressentiments begegnet sind.
Biennale-Teilnehmerin
Im Vorfeld der Eröffnung der Biennale in Venedig im Mai dieses Jahres rücken einige Werke im Rupertinum besonders in den Fokus. Renate Bertlmann (geb. 1943) ist die erste Frau in der langen Geschichte dieser renommierten internationalen Kunstplattform, der der Österreich-Pavillon in den Giardini allein zur Verfügung steht. In der Fotoserie „Verwandlungen“, die nun in Salzburg gezeigt wird, setzt sich Bertlmann mit der eigenen Identität und Rollenbildern auseinander. Bei diesen Vorläufern ihrer Performances geht sie bestimmt aufrührerisch und mit einigem Humor vor.
Einer ihrer Vorgänger in Venedig war Hans Schabus (geb. 1970). Während man sich daran erinnert, dass er den Pavillon dort unkenntlich machte, in einen kleinen Berg verwandelte, oder dass er das Kunsthaus Bregenz mit Booten ausstattete, ist man in Salzburg mit einer konzeptuellen Arbeit konfrontiert, in der Schabus alle Besucher seines Ateliers fotografisch so festhält, dass sich daraus ein Größenverhältnis zu seiner eigenen Statur ablesen lässt.
Neben Arbeiten zahlreicher weiterer Vertreter der österreichischen Fotokunst oder von Georg Petermichl (geb. 1980), der auf Brassai Bezug nimmt, ist auch der wunderbaren Inge Morath (1923-2002) zu begegnen, die von Graz nach Berlin, Wien, Paris und schließlich in die Vereinigten Staaten zog, um eine der international renommiertesten Fotoreporterinnen zu werden. Zu sehen sind etwa die „Saul Steinberg Masks“, tragikomische Charakterstudien.
Geöffnet im Museum der Moderne (Rupertinum) Salzburg bis 16. Juni, Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr: www.museumdermoderne.at